Bowil - Samuel Schenk will Weltmeister werden
Bei den Berufs-Schweizer-Meisterschaften erreichte der Elektroinstallateur Samuel Schenk den 2. Rang. Jetzt trainiert er für die Weltmeisterschaften.
Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
Tempo und Genauigkeit sind gefragt, wenn Samuel Schenk ein Elektrotableau montiert. «Ich muss diese Arbeiten fast im Schlaf können», sagt der 21-jährige Bowiler, der noch bei seinen Eltern wohnt und bei der Salzmann Elektro GmbH arbeitet. Im Juli wird der Elektroinstallateur an der Berufsweltmeisterschaften World Skills Competition im deutschen Leipzig um einen Rang kämpfen. Dafür qualifiziert hat sich Samuel Schenk an Regionalwettkämpfen und an den Schweizer Meisterschaften. Voraussetzung dafür war eine Lehrabschlussnote von 5,3.
9 aus dem Kanton Bern
In Leipzig dabei sind noch 38 andere Schweizer Berufsleute. 9 von ihnen stammen aus dem Kanton Bern. Bis es so weit ist, wird Samuel Schenk an diversen Trainingscamps und Teamwochenenden teilnehmen. Zu Hause in Bowil trainiert er mindestens drei Tage pro Woche im Trainingsraum, den er im Keller der Drechslerei Zaugg und Salvisberg AG eingerichtet hat. Zu verstehen, was ein Elektroinstallateur an einer WM eigentlich macht, ist für Laien eine Herausforderung. Der junge Mann betätigt einen Schalter: Lampen und Lämpchen leuchten auf – das unscheinbare Elektrotableau funktioniert.
21-stündiger Wettkampf
Im Leipzig wird Samuel Schenk eine herkömmliche Elektrohausinstallation in vier Varianten machen müssen. Er öffnet einen Kasten an der Wand: Darin sind diverse Sicherungen, Schaltgeräte, Steckdosen und Drähte angebracht. Alle diese Teile müssen fehlerfrei miteinander funktionieren.
Für das grösste der vier Module stehen ihm 11 Stunden, für das kleinste 7 zur Verfügung. Insgesamt dauert der Wettkampf 21 Stunden, auf vier Tage verteilt. «Jede Minute zählt», sagt Schenk. Er trainiert das Montieren und Programmieren von Hausinstallationen. Diese Übungsprojekte muss er in Leipzig mit bis zu 30-prozentigen Veränderungen bauen. Das birgt Überraschungen und verlangt schnelles Denken und Handeln.
Blinder Griff zum Werkzeug
Damit Schenk im Eiltempo arbeiten kann, muss jeder Griff sitzen. In einem mobilen Werkzeugwagen hat jedes Utensil und jedes Teilchen seinen Platz. Suchen bedeutet Zeitverlust. «Ich muss blind in die Schublade greifen können», sagt Schenk.
In der obersten Schublade hat er Zangen, Scheren und Kleinmaterial. Darunter sind Schrauben, Bohrer, Schlüssel und Messgeräte zum Testen der Elektroinstallation sowie eins zur Fehlersuche. «Funktioniert etwas nicht, gilt es, keine Zeit mit langer Sucherei zu verlieren», so der Profi, der auch Ruhe und Gelassenheit übt. Nerven zu bewahren, ist fast ebenso wichtig wie die fachliche Seite des Wettkampfs. Was kommt nach Leipzig? «Falls ich an der WM gut abschliesse, bedeutet das Werbung für meinen Arbeitgeber. Er hat mit mir ein Aushängeschild.»