Bowil - Mit Bernhardiner Bari auf Eiersammeltour

BZ-Leserin Ruth Baur-Bigler (75) erinnert sich an eine Episode aus ihrer Kindheit, als sie mit Bernhardiner Bari in Bowil auf Eiersammeltour war. Eines Nachmittags verlief jedoch einiges anders als geplant.

fz, Berner Zeitung BZ

Zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Bruder ging Ruth Baur-Bigler als Kind zu Fuss und mit einem Huttli (Rückentragkorb) auf Eiersammeltour in der Emmentaler Gemeinde Bowil. Ihr Vater führte in Steinen nebst einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb eine Eiersammelstelle. Einmal wöchentlich machten sich die drei Kinder auf, um bei den umliegenden Bauernhöfen Eier abzuholen, die ihr Vater dann in Muri und Gümligen verkaufte. Die Touren waren weit, führten über Hügel und durch Wälder. Die Kinder waren jeweils alleine zu Fuss unterwegs.

Manchmal durfte Ruth Baur-Bigler Bernhardinerhund Bari, der sonst den Hof bewachte, mitnehmen. So auch an jenem Nachmittag, im Jahre 1950, an den sich die heute 75-jährige Leserin noch ganz gut erinnern kann: «Es war schon spät, und ich, damals zehnjährig, hatte mein Huttli bereits ziemlich voll, als ich beim letzten Hof ankam. Familie Sommer war immer sehr lieb und lud mich ein, eine kurze Pause zu machen und Heidelbeeribrei zu essen. Dieses Angebot nahm ich natürlich sehr gerne an.» Sie habe immer gerne geplaudert, und so sei die Zeit bei Sommers viel zu schnell vergangen, erinnert sich Ruth Baur-Bigler. Als sie dann bemerkt habe, dass sich der Tag bereits zu Ende geneigt habe, habe sie sich schleunigst auf den Heimweg gemacht.

Hastig durch den Wald

«Der steile Weg hinab führte mich und Bari durch ein Wäldchen. Zudem musste ich immer wieder Wasserrinnen überqueren», erzählt die Leserin weiter. «Angetrieben vom schlechten Gewissen, weil ich mich verspätet hatte, und von der Angst im dunklen Wald, ging ich so schnell wie möglich, ja ich rannte teils sogar. Und um mich abzulenken, plauderte ich unentwegt mit Bari und vergass dabei meine zerbrechliche Ware am Rücken.» Dann endlich hatten die beiden das Fahrsträsschen erreicht, wo das Gelände wieder flacher wurde. Auch konnten sie nun den Wald verlassen, sodass es wieder weniger beängstigend war.

Schöne Bescherung

«Plötzlich begann Bari an meinem Bein zu schnuppern und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich fragte mich, was das Tier wohl hat, bis ich bemerkte, dass an meiner Wade etwas Feuchtes herunterlief. Ich fauchte Bari an, er solle mir gefälligst nicht ans Bein pinkeln. Doch in dem Moment wurde mir klar, dass Bari nicht der Schuldige war. Mir lief nämlich etwas aus dem Huttli das Bein herunter. Was für ein Schreck! Ich hoffte, dass höchstens ein oder zwei Eier zu Bruch gegangen waren», so Ruth Baur-Bigler. Zu Hause angekommen, musste die kleine Ruth ihrer Mutter berichten, was passiert war. Diese packte die Bescherung aus. Erst Wochen später habe ihr die Mutter lachend die ganze Wahrheit erzählt, nämlich, dass kein einziges Ei ganz geblieben war. Noch heute plagt die Leserin immer ein wenig das schlechte Gewissen, wenn sie an diesen Nachmittag zurückdenkt: «Meine Eltern mussten den Schaden selber bezahlen, und dabei waren wir doch nie auf Rosen gebettet.»

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Erstellt: 15.04.2015
Geändert: 15.04.2015
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