Bowil - Fahrende hoffen auf neue Standplätze

Der Parkplatz Bori ist gemäss Kanton ein inoffizieller Platz für Fahrende. Obschon Wasser und Strom fehlen, machen immer wieder Fahrende halt. Die Gemeinde hofft nun auf klare Richtlinien.

Laura Fehlmann / Berner Zeitung BZ
Auf dem Parkplatz Bori in Bowil lassen sich regelmässig Fahrende nieder. Mit aufgeschütteten Wällen ist der Platz kleiner geworden. Dies verhindert, dass sich grosse Gruppen Fahrender darauf niederlassen. Etwa ein halbes Dutzend Mal pro Jahr machen auf der Bori kleine Konvois Fahrender halt, sagt Gemeindeschreiber Urs Rüegger. «Seis an einem Sonntagmorgen oder an Feiertagen – man wird einfach vor Tatsachen gestellt.» In ihrer Funktion als Ortspolizei begeben sich Rüegger und Gemeindepräsident Moritz Müller jeweils vor Ort und verhandeln mit den «Gästen» über die Kosten für das Hinstellen eines oder mehrerer Abfallcontainer. «Es ist erstaunlich, wie viel Kehricht in kurzer Zeit produziert wird», so Rüegger. Auf das Anbringen einer Barriere wurde bis jetzt verzichtet, weil auch Lastwagenfahrer den Platz, der dem Kanton gehört, gerne benützen.

«Inoffizieller Platz»

Kürzlich hat der Regierungsrat ein Konzept verabschiedet, das die Zuständigkeiten beim Realisieren und Betreiben von Plätzen für Fahrende regeln soll. Der Parkplatz Bori ist ein sogenannt inoffizieller Platz. «Er gehört nicht zu unserem Pilotprojekt, mit dem wir neue Transitplätze für ausländische Fahrende schaffen wollen», erklärt Simone Aeberhard, Projektleiterin beim Amt für Gemeinden und Raumordnung. Wegen seiner Grösse und Lage ist Bori nicht als Transitplatz geeignet. Diese sollen möglichst in der Nähe eines Autobahnanschlusses und in einiger Entfernung des Siedlungsgebietes liegen. Ziel des Pilotprojektes ist, möglichst rasch und kostengünstig in der Region Oberaargau– Emmental einen solchen Transitplatz zu schaffen.

Für Daniel Huber von der Radgenossenschaft ist es höchste Zeit, dass die Behörden handeln. Der Präsident der Dachorganisation der Jenischen der Schweiz redet Klartext: «Die Theorie muss endlich in die Praxis umgesetzt werden. Es ist schon längst fünf nach zwölf.» Die schweizerischen Fahrenden seien Steuerzahler, eine nationale Minderheit von 3500 bis 5000 Personen mit bürgerlichen Rechten und Pflichten, die eine halb nomadische Lebensweise pflegten. «Wir wissen schon seit Jahren nicht mehr, wohin wir gehen sollen», sagt Huber. Es brauche Plätze, und die Fahrenden seien auch bereit, dafür zu bezahlen.

«Ein Ausländerproblem»

In Bowil hat man mit den einheimischen Fahrenden keine Probleme. Schwierigkeiten gibt es jedoch regelmässig mit ausländischen Sippen, die oft mit zwanzig und mehr Wagen auftauchen und, so Rüegger, eine «Sauerei» hinterliessen. «Diese Leute bringen mit ihren Auftritten die einheimischen Fahrenden in Verruf», sagt der Gemeindeschreiber. So grosse Gruppen finden nun auf der Bori keinen Platz mehr. Trotzdem wünscht sich Rüegger ein klares Konzept vonseiten des Kantons, beispielsweise einheitliche Richtlinien, Formulare und Tarife.

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Erstellt: 09.07.2011
Geändert: 09.07.2011
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