Bowil - Energie für Schule und Schüler
Der Verein Schulenergie setzt sich für eine Fotovoltaikanlage auf dem Schulhausdach ein. Auch die Schüler der 9. Klasse arbeiten jeweils an dem Projekt mit. Im Sommer soll die Anlage montiert werden.
Fährt man von Oberhofen her über den Bahnübergang nach Bowil, sieht man an der Kreuzung vor dem Schulhaus Dorf eine eigentümliche Konstruktion: eine gut zwei Meter hohe, senkrecht aufgestellte Holzplatte. Links und rechts davon sind zwei Plastikrohre montiert. In den Rohren sind weisse und orange Tischtennisbälle aufeinandergetürmt.
An der Holzplatte hängt ein Papier mit der Aufschrift: Wir sammeln Spenden und Darlehen zur Finanzierung einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Schulhauses. Gezeichnet ist der Aufruf vom Verein Schulenergie Bowil. «Die Bälle stehen für bereits eingegangene Spenden oder Darlehen», sagt Fritz Hebeisen, Oberstufenlehrer in Bowil und Vizepräsident des Vereins. Die für die Umsetzung der Anlage budgetierten 180 000 Franken seien zu 80 Prozent finanziert.
Ökostrom und Motivation
Der Verein Schulenergie wurde von Vizegemeindepräsident Christian Reisacher und Fritz Hebeisen im Frühling 2014 gegründet. Dies, weil die Gemeinde die geplante Solaranlage auf dem Schulhausdach aus Spargründen nicht umsetzen wollte. Weil Reisacher der Meinung war, dass damit am falschen Ort gespart wird, nahm er die Sache selbst in die Hand.
Die Fotovoltaikanlage soll künftig die Stromversorgung für das Schulhaus sichern. Ein Überschuss an Energie wird weiterverkauft. Der Verein hat sich aber nicht nur die Solaranlage auf die Fahne geschrieben. Gemäss Vereinsprospekt gehört auch die Motivierung von schulmüden 9.-Klässlern zum Vereinszweck. Wie das geht? Die Schüler arbeiten in ihrem letzten Schulhalbjahr im Verein mit.
Vier Stunden pro Woche
Ein Beispiel ist die Holzkonstruktion vor dem Schulhaus. Der Prototyp stammt von Lorenz Röthlisberger, der bis letzten Sommer in Bowil in die Schule ging und nun eine Lehre als Metzger macht. Auch der Vereinsprospekt stammt aus der Feder von ehemaligen Schülern. «Wir haben im Schulhaus sogar ein richtiges Projektbüro eingerichtet», sagt Lehrer Fritz Hebeisen.
Etwa vier Stunden pro Woche würden die Schüler dort diverse Vereinsarbeiten erledigen. Die letztjährigen Schüler schrieben etwa die Einladungsbriefe für die Hauptversammlung oder organisierten den Infoanlass. Aber auch mit der Spendensuche wurden sie beauftragt. «Wir haben gut zweihundert Werbebriefe verschickt», sagt Hebeisen.
Da konnten die Schüler lernen, wie man Serienbriefe erstellt oder Excel-Tabellen führt. Lorenz Röthlisberger erinnert sich, dass er vor allem an der Gestaltung des Prospekts am Computer grosse Freude hatte. «Es hat mir besser gefallen als der normale Unterricht» sagt er.
«Strom von hier»
Auch die aktuellen Schüler haben Freude an der Vereinsarbeit. Der 15-jährige Samuel Wittwer: «Es macht mehr Spass als Französisch.» Auch für Lehrer Hebeisen hat die Projektarbeit nur positive Seiten: «Noch an ihrem letzten Schultag blieben die Schüler sitzen und wollten die angefangene Arbeit unbedingt zu Ende bringen», sagt er. So viel Motivation sei doch sehr erfreulich.
Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Montage der Anlage im Sommer. Auch sollen die Schüler eine Broschüre mit dem Titel «Strom von hier» kreieren, der für die überschüssige Energie aus der Anlage werben und Abnehmer anlocken soll. Denn die gut 100 000 Franken an Darlehen, die von zahlreichen Firmen aus der Region stammen, sollen mit den jährlichen Erträgen aus dem Stromverkauf zurückbezahlt werden. Auch die Gemeinde beteiligt sich mit rund 30 000 Franken am Projekt.