Bolligen - Weihnachtsbäume für Öko-Fans

Mitleid mit gefällten Tännchen, die innert Tagen entsorgt werden? Die Lösung bieten Michael und Adrian Christen. Sie vermieten Christbäume in Töpfen, bringen sie und holen sie wieder ab.

Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ

Auswählen, liefern lassen, die Festtage geniessen. Nach Weihnachten wird der Baum wieder abgeholt. So beschreiben die Brüder Michael und Adrian Christen kurz und knapp ihr Angebot, das sie im November lanciert haben. Um es zu nutzen, kann man zu Hause in der warmen Stube bleiben und auf Christens Website www.traumbaum.ch einen Christbaum aussuchen. Zur Auswahl stehen Rot-, Nordmann-, Duft- und Blautannen sowie Zierfichten.

Vor Christens Geschäft in der alten Käserei von Ferenberg steht ein Grüppchen dieser künftigen Weihnachtsbäume: Die einen sind buschig, die anderen schlank, da sind kleine, mittlere, grössere, und alle stehen in Plastiktöpfen, in denen sie bereits gross geworden sind. Im Topf werden sie nach Weihnachten auch wieder in die Erde versenkt. So bleibt der Wurzelballen kompakt, und das Bäumchen kann in einem Jahr in ein grösseres Gefäss verpflanzt werden. «Sie sind rund sechs Jahre verwendbar, dann werden sie langsam zu gross», sagt Michael Christen. Damit die Tanne im nächsten Jahr zum Weihnachtsbaum wird, muss sie nicht nur gesund und gepflegt, sondern auch heil sein. Beim Schmücken ist Sorgfalt geboten, damit keine Äste geknickt oder gar abgebrochen werden. Am Bäumchen herumzusägen, um es besser schmücken zu können, ist deshalb absolut tabu.

Giessen und besprühen

Die Entscheidung, einen richtigen Baum ins Haus zu nehmen, bringt Arbeit mit sich: Damit die Pflanze nicht leidet, braucht sie Pflege, muss gegossen und mit Wasser besprüht werden. Ein zu langer Aufenthalt in überheizten Räumen lässt sie vorzeitig austreiben, und der Wechsel in die winterliche Aussentemperatur kann schädlich sein. Deshalb ist der Einsatz als Weihnachtsbaum zeitlich beschränkt: Michael Christen bringt den Kunden die Tannenbäume in der Woche vor Weihnachten und holt sie in der ersten oder zweiten Woche nach den Festtagen wieder ab.

«Unsere Bäume sind zum Glück stressresistent.» Die zwei Brüder müssen es wissen, haben sie doch vor der Lancierung ihres Angebots etliche Tannensorten getestet und dabei festgestellt, dass Weisstannen eher ungeeignet sind.

Später in den Wald

Das Geschäft mit den eingetopften Christbäumen ist saisonal beschränkt und bloss ein Nebenerwerb für Michael Christen, der ein Gartenbaugeschäft mit elf Angestellten führt. Einer von ihnen ist sein jüngerer Bruder Adrian. Als gelernter Forstwart ist er Baumfachmann und weiss, wie man mit Tännchen umgeht. Sind sie zu gross, sorgt er dafür, dass sie im Wald zum Aufforsten oder in einem Garten verwendet werden. Allerdings überstehen sechs bis acht Prozent ihr Dasein als Mietweihnachtsbaum nicht und enden als Häckselmaterial.

Was sind das für Menschen, die einen Weihnachtsbaum im Topf mieten? «Einige tun das aus ökologischen Gründen, andere schätzen die einfache und bequeme Art, einen Baum zu suchen und ihn zurückgeben zu können», sagt Michael Christen. Er glaubt, die Ökobilanz lebender Bäume sei ganz gut, obschon er diese erste Serie in Graubünden und im Seeland gekauft hat. «Ich habe bereits begeisterte E-Mails erhalten, in denen man uns zu unserer Idee gratuliert.» Das Geschäft ist vielversprechend angelaufen. Deshalb wollen die Brüder die Bäume in Zukunft selber ziehen. Das braucht allerdings Geduld: Bis eine Tanne die Grösse eines Weihnachtsbaums hat, dauert es zwischen vier und sechs Jahre.


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Erstellt: 08.12.2014
Geändert: 08.12.2014
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