Bolligen - Verdichten statt einzonen

Die Gemeinde darf kaum mehr Bauland einzonen. Trotzdem möchte sie moderat wachsen. Zum Beispiel, indem Einfamiliendurch Mehrfamilienhäuser ersetzt werden.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ

Bolligen ist gut erschlossen. Liegt nahe bei der Stadt Bern und bei den grossen Arbeitgebern der Region. Die Schulen sind gut. Das Kulturund Freizeitangebot mit Hallenbad, Reberhaus und rund 60 Vereinen ist vielfältig.

Mit anderen Worten: Gemeinden wie Bolligen hätten beste Voraussetzungen zu wachsen. Um dem Kanton Bern zu helfen, die Zukunftsprognosen – 170 000 zusätzliche Einwohner in den nächsten 30 Jahren – zu bewältigen. Doch ausgerechnet Bolligen gehört zu jenen Gemeinden, die in den nächsten Jahren kein neues Bauland einzonen dürfen (Ausgabe von gestern). Denn in Bolligen ist die sogenannte Nutzungsdichte zu tief, das heisst: Hier wohnen und arbeiten weniger Leute, als es der Kanton für angemessen hält. Die Gemeinde muss das bestehende Siedlungsgebiet verdichten, bevor der Kanton neue Einzonungen erlaubt.

Es gibt noch Reserven

Kein neues Bauland mehr? Bolligens Bauverwalter Christoph Abbühl sieht es nicht so düster. «Gemäss unseren Berechnungen sind durchaus noch Einzonungen möglich. Wenn auch nicht wahnsinnig viele», sagt er. In einem Siedlungsrichtplan hat die Gemeinde unlängst ihre Wachstumsgebiete definiert. Dazu gehört das fast 13 000 Quadratmeter grosse Zälgli in Habstetten: Auf der grünen Wiese sollen mehrere Dutzend Wohnungen entstehen. Diese Einzonung sollte laut Abbühl möglich sein – die vorgegebene Nutzungsdichte werde hier eingehalten. Der Richtplan ist derzeit in der Vorprüfung, die Gemeindebehörden warten gespannt auf die Antwort des Kantons.

Zudem hat Bolligen immer noch unbebautes Bauland: das Pfrundland bei der Tennishalle, das ebenfalls Platz für mehrere Dutzend neue Wohnungen bietet. Hier dürften die Pläne bald konkret werden. Auf zwei anderen Arealen – Flugbrunnen sowie Bahnhof – sollen bestehende Häuser durch grössere Neubauten ersetzt werden. «Es zeichnet sich also durchaus eine Verdichtung ab», so Abbühl.

Ittigens Vorteil

In den Boomjahren von 1960 bis 1980 hat sich Bolligens Einwohnerzahl fast verdreifacht und sich seither bei gut 6000 eingependelt. Viele der Parzellen am sonnigen Südhang sind grosszügig bemessen. Dadurch haben sich in letzter Zeit einige Besitzer entschieden, ihr sanierungsbedürftiges Einfamilienhaus durch ein deutlich grösseres Mehrfamilienhaus zu ersetzen. Gemäss dem Bolliger Baureglement ist das in der Regel problemlos möglich. Trotzdem gehen nicht selten Einsprachen gegen die grösseren Neubauten ein. Nachbarn befürchten mehr Schattenwurf, mehr Lärm, mehr Verkehr. «Oft werden für die Einsprachen bereits Anwälte beigezogen», berichtet Christoph Abbühl. Trotzdem will Bolligen den Weg der Verdichtung weitergehen. Muss ihn weitergehen.

Weniger gross ist der Verdichtungsdruck in der Nachbargemeinde Ittigen, die längst mit Bolligen zusammengewachsen ist. Doch im Vergleich zum weitläufigen Bolligen ist Ittigen viel kompakter und hat das Kappelisackerquartier, wo 2300 Menschen auf kleinem Raum leben. Und nicht zu vergessen: In Ittigen arbeiten Tausende Angestellte von Bund und Swisscom. Dank ihnen hat die Gemeinde eine höhere Nutzungsdichte – und darf auch in Zukunft neues Bauland einzonen.


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Erstellt: 07.07.2017
Geändert: 07.07.2017
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