Bolligen - Notlösung für Turnhalle

Der Gemeinderat dachte eigentlich, es sei eine frohe Botschaft: Die einsturzgefährdete Turnhalle Flugbrunnen kann dank Notmassnahmen bald wieder geöffnet werden. An der Gemeindeversammlung schlug der Exekutive aber Unmut entgegen.

Christoph Bussard, Berner Zeitung BZ
An Gemeindeversammlungen finden hitzige Diskussionen – wenn überhaupt – meist bei traktandierten Geschäften statt, bei denen es um Ja oder Nein geht. In Bolligen war es am Dienstagabend etwas anders. An der dortigen Gemeindeversammlung gingen die Emotionen erst unter «Varia» hoch, als Niklaus Wahli (sp), Vorsteher des Ressorts Hochbau, über die Turnhalle Flugbrunnen informierte.

Seit dem 20. April ist die Halle bei der Schulanlage geschlossen. Die Hallendecke ist in einem solch schlechten Zustand, dass sie einstürzen könnte. Wahli zeigte den Anwesenden im Reberhaus ein Bild von der Hallendecke: Die Armierungen liegen frei und sind von Rost zerfressen, von der dünnen Betonabdeckung ist teilweise nichts mehr zu sehen. Zudem bestehen grosse statische Mängel.

Die Decke wird gestützt

Wie Wahli verkündete, kann die Turnhalle nach den Sommerferien wieder zur Benützung freigegeben werden – allerdings mit Einschränkungen. Geplant ist, mehrere Stützen zur Stabilisierung der Decke aufzustellen. Da diese Stützen nicht ganz an den Seitenwänden aufgestellt werden können, gehen insgesamt 2,6 der gut 12 Meter Turnhallenlänge verloren. Die Stützen werden mit einer Bretterwand oder mit Schaumstoffelementen abgedeckt.

Dass der Gemeinderat die Turnhalle nur notdürftig instandstellen will, hat damit zu tun, dass in Flugbrunnen auch die anderen Gebäude in einem schlechten Zustand sind: Der Klassentrakt, der Altbau und der Singsaal müssen ebenfalls saniert werden. Der Gemeinderat will dieses Grossprojekt im Rahmen einer Generalplanung abwickeln.

«Die Ausführung der Gesamtsanierung werden wir etappenweise vornehmen müssen», erklärte Wahli. Im Rahmen der ersten Etappe im Frühling 2011 kommt die Turnhalle an die Reihe, die dann erneut für ein halbes Jahr geschlossen werden muss. Die übrigen Gebäude werden bis 2014 saniert. Im Investitionsplan sind 8 Millionen Franken für die Gesamtsanierung Flugbrunnen vorgesehen – während vier Jahren jährlich zwei Millionen.

«Zögerlicher Gemeinderat»

Dass Schulklassen und Vereine bis Frühling 2011 in einem Provisorium turnen müssen, das erst noch kleiner ist als die normale Halle, kam an der Gemeindeversammlung gar nicht gut an. «Der Gemeinderat hatte schon lange Kenntnis davon, dass mit der Halle etwas nicht stimmt. Ich hatte gehofft, dass schon heute über einen Planungskredit abgestimmt werden kann», sagte Urs Senften, Oberlehrer im Schulhaus Flugbrunnen. Marianne Zürcher, Präsidentin der lokalen SVP, sprach «als Mutter» in Richtung von Gemeindepräsident Rudolf Burger: «Sie haben schon vor zwei Jahren als Schulkommissionspräsident auf Probleme hingewiesen. Weshalb wurde nicht sofort etwas unternommen?» Sie frage sich, weshalb der Gemeinderat «so zögerlich» vorgehe; es sei «unglaublich», dass noch nichts passiert sei.

Gemeinderat verteidigte sich

Wahli verteidigte sich: Eine solche Planung dauere mit all den Vorschriften eben lange. Zudem sei der neue Gemeinderat noch nicht lange im Amt. Das liess Senften nicht gelten: «Man kann sich nicht damit entschuldigen, dass man erst kurz im Amt ist. Geschäfte übernimmt man von den Vorgängern.»

Auch Burger verteidigte sich: «Es geht einfach nicht so schnell. Eine Turnhalle ist etwas Kompliziertes.» Und zur eingeschränkten Benutzung sagte er: «Ich glaube nicht, dass viele Schüler etwas dagegen haben, wenn sie vorläufig nicht mehr am Reck turnen können.»

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Erstellt: 11.06.2009
Geändert: 11.06.2009
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