Bolligen - Mit Farbe ein Zeichen setzen
Eine Gruppe Jugendlicher bemalt derzeit die Strassenbrücke an der Eisengasse neu. Sie möchte damit zeigen, dass sie etwas für die Gemeinde tut.
Neun Jugendliche stehen am Mittwochmorgen unter dem sogenannten OZ-Brüggli an der Eisengasse in Bolligen. Die Clique ist oft hier. Was heute anders ist: Neben den – nach eigenen Angaben nur leicht frisierten – Töfflis stehen Leitern und Farbeimer, am Boden liegt Abdeckband, und die Kleider der Teenager sind voller hellblauer Farbflecken. Heute nämlich streichen sie die vielfach besprayte Unterseite der Strassenbrücke neu. Damit wollen sie zeigen: Wir tun etwas für Bolligen. «In Bolligen gibt es keine Mittelschicht, sondern nur Alte und Junge», sagt der 16-jährige Fabian Schmid. Und die Jungen, findet er, seien immer an allem schuld. Diesem Bild möchten sie mit ihrer Malaktion entgegenwirken.
Eine gute Botschaft …
«Es hat diese Gruppe beschäftigt, dass mit dem Finger als Erstes auf sie gezeigt wird, wenn irgendwo etwas kaputtgeht», erzählt David Kurz, der Jugendarbeiter von Bolligen und Ittigen. Also hätten sie sich gemeinsam überlegt, wie sie gegen aussen ein positives Zeichen setzen könnten. Man müsse eben selber aktiv werden und nicht nur eine Ich-möchte-Haltung einnehmen, so Kurz. «Die Schmierereien bei der Brücke waren für die Gemeinde ein Ärgernis», so Kurz. Sie von Profis neu streichen zu lassen, wäre teuer gekommen. «Also boten wir uns an, die Arbeit zu machen, wenn das Material bezahlt wird», so Kurz. Gesagt, getan. Am Dienstag hatte die Clique zusammen mit David Kurz die Pfeilerwände geputzt und abgedeckt. Jetzt streichen sie hellblaue Farbe über die alten Sprayereien. Doch nur blau sollen die Wände nicht bleiben. So wird am Nachmittag Fabian Schmid bereits ein erstes neues Graffito sprayen. Es wird mit den Worten «Ich-Du-Wir» auf das Logo der Bolliger Wertecharta verweisen und soll die Leute darauf aufmerksam machen, dass auch die Jugend ihren Raum braucht.
…und ein Zungenbrecher
«Klar habe ich manchmal Scheisse gebaut, aber seien wir ehrlich, das haben doch alle», sagt Thulasitharan Vivekananthariajah. Leider hätten das die meisten Erwachsenen einfach vergessen, glaubt der 15-Jährige. Aus seinem fast unaussprechbaren Namen macht sich die Gruppe ein Spiel. Wer schafft es, ihn richtig zu sagen? Auch David Kurz versucht es und scheitert. Alle brechen in Gelächter aus. Allzu Ernst nehmen die Jungs und Mädchen die Sache sowieso nicht. «Ich mache mit, weil wir Ferien haben und die anderen hier sind», zuckt der 14-jährige David Eisenegger mit den Schultern. «Ja, das Streichen macht Spass, und es wird einem nicht langweilig», meint Aaron Münger, der das 10. Schuljahr besucht. Gerade hat er sich für eine Lehrstelle als Töfflimechaniker beworben. «Ich habe meine Bewerbung persönlich vorbeigebracht, das macht einen besseren Eindruck», sagt er. Und zeigt damit wieder: Die Bolliger Jugendlichen setzen sich für ihre Ziele ein. Und das auf ihre eigene Art.