Bolligen - Komitee kämpft weiter für Geristein

Nächsten Dienstag entscheidet Bolligen an der Gemeindeversammlung über die neuen Schulstrukturen. Dabei geht es um Erhaltung oder Schliessung der Schule Geristein, wo 14 Kinder unterrichtet werden.

Simon Wälti / Der Bund
Die Schule Geristein in der Gemeinde Bolligen soll nächstes Schuljahr geschlossen werden. Dies schlägt der Gemeinderat im Rahmen des Bildungsreglements vor, das am nächsten Dienstag an der Gemeindeversammlung behandelt wird. Stattdessen würde nur noch eine Aussenschule in Ferenberg geführt (der «Bund» berichtete). Zurzeit gehen in Geristein vierzehn Kinder in einer Mehrjahrgangsklasse zur Schule. Nur fünf von diesen Kindern leben in Geristein selber. Die Mehrheit der Kinder stammt aus dem unteren Teil der Gemeinde, sie besuchen die Einschulungsklasse und bleiben im Normalfall bis zur 4. Klasse dort. In Ferenberg sind es derzeit nur zehn Kinder, die unterrichtet werden.

Letztes Jahr wurde eine Petition mit 1240 Unterschriften für die Erhaltung der Schule Geristein eingereicht. Gegen die Schliessung wehren sich das Komitee «Pro Schule Geristein» und die zuständige Schulkommission. «Die Schule ist gut etabliert und kann optimal auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen», sagt Mischa Colijn vom Pro-Komitee. An der Gemeindeversammlung werde deshalb der Antrag gestellt, die Schule zu erhalten. «Die Schule ist ein Teil von Geristein.» Mit einer Aufgabe verliere das Dorf einen wichtigen Treffpunkt.

«Platz für zwei Aussenschulen»

Ruth Schneider, Co-Präsidentin der Schulkommission Geristein, sagt: «Wir geben unsere Schule nicht kampflos auf, in Bolligen hat es Platz für zwei Aussenschulen.» Es sei die bessere Lösung, bestehenden Schulraum in Geristein und Ferenberg zu nutzen, als für viel Geld neuen Schulraum zu bauen. Auch das alte Flugbrunnen-Schulhaus könne weiter genutzt werden.

Ende Schuljahr 2011/12 werden sechs der vierzehn Kinder die Schule Geristein verlassen. Colijn vom Pro Komitee weist jedoch darauf hin, dass Nachwuchs in Sicht ist. «In Geristein gibt es dreizehn Kinder im Vorschulalter, wobei zwei noch nicht auf der Welt sind.» Der Kanton sieht eine minimale Klassengrösse von zwölf Kindern vor; es ist also nötig, dass Kinder aus dem Dorf Bolligen in Geristein zur Schule gehen. «Geristein soll eine Ergänzung zum bestehenden breiten Angebot bleiben», sagt Schneider. Sie setzt darauf, dass es freiwillig genutzt würde. Es brauche auch Marketing und Überzeugungsarbeit, um die Eltern für die Schule zu gewinnen, zum Beispiel im Rahmen von Informationsveranstaltungen.Für den Gemeinderat ist dagegen klar, dass ein Standort aufgegeben werden muss, weil die Schülerzahlen zu klein sind. «Es reicht einfach nicht», sagt Gemeinderat Jon Duri Tratschin (SP). Nächstes Schuljahr würden in Geristein und Ferenberg zusammen nur drei Kinder in die 1. Klasse eingeschult. «Mit einem Festhalten gefährdet man beide Aussenschulen, das wäre ein Eigengoal», erklärt Tratschin. Man könne nicht Kinder in die Aussenschule schicken, um diese zu erhalten, Zwang sei undenkbar. Die Infrastruktur in Ferenberg sei zudem besser als in Geristein. «Es gibt dort vier statt nur zwei Schulräume und auch eine Turnhalle.» In Ferenberg sollen zwei Mehrjahrgangsklassen geführt werden, die alle sechs Schuljahre der Primarschule sowie die Einschulungsklasse umfassen.

«Quadratur des Kreises»

In den beiden Aussenschulen werde sehr gute Arbeit geleistet, sagt der zuständige Schulinspektor Georg Lüthi. Der Entscheid, eine der beiden Aussenschulen aufzugeben, ist für ihn ein Akt der Vernunft. «Dem Gemeinderat ist eigentlich fast die Quadratur des Kreises gelungen.» In einer Aussenschule mit spezieller pädagogischer Ausrichtung und einem familiären Umfeld mit Mehrjahrgangsklassen könnten sich Kinder mit besonderem Förderbedarf besser entfalten. Dass Kinder zum Besuch einer Aussenschule gezwungen würden, sei jedoch «ein Ding der Unmöglichkeit», sagt Lüthi. «Einen Rekurs gegen einen solchen Entscheid würde ich gutheissen.»

Reberhaus zu klein
An der Gemeindeversammlung vom nächsten Dienstag (19.30 Uhr) in Bolligen ist mit einem Grossaufmarsch zu rechnen. Die Versammlung findet darum nicht wie üblich im Reberhaus, sondern in der Turnhalle des Oberstufenzentrums Eisengasse statt. SP, Bolligen parteilos und FDP unterstützen die Haltung des Gemeinderats. Man sei sich bewusst, dass die Schliessung für das Dorf eine massive Veränderung mit sich bringe, und verstehe den «allfälligen Unmut», teilte die SP mit. Die Lösung sei «zukunftsorientiert und verantwortungsbewusst», schreibt die FDP, so werde wenigstens ein Aussenstandort erhalten. Die Grünen sagen Ja zum Bildungsreglement, wollen aber nur eine vorübergehende Schliessung der Schule Geristein. Gegen die Schliessung spricht sich die SVP aus. «Die SVP widersetzt sich dem Ansinnen, die Schule Geristein aufzuheben», schreibt die Partei. Dem Bildungsreglement sei «nach langer emotionsgeladener Diskussion» zugestimmt worden.

www.bolligen.ch

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Erstellt: 19.11.2011
Geändert: 19.11.2011
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