Bolligen - Kleine Schritte statt grosse Würfe
Mit einem Richtplan will der Gemeinderat künftig umstrittene Einzonungen einzeln vorantreiben.
Sebastian Meier, Der Bund
Wenn in Bolligen über die Siedlungsentwicklung diskutiert wird, gehen die Emotionen hoch. «Es könnte zu Diskussionen kommen», hatte Gemeindepräsident Rudolf Burger (parteilos) im Vorfeld der Informationsveranstaltung vom Donnerstag vermutet («Bund» vom 15. Januar). Der Publikumsaufmarsch war für ihn dann aber doch «überraschend»: Knapp 100 Stühle waren aufgestellt, etwa 130 Bürger kamen; 6 von 7 Gemeinderäten waren im Saal.
Die Ankündigung im Anzeiger versprach zwar keine grossen Umwälzungen: Das Bauernhaus im Zälgli bei Habstetten soll für eine Wohnnutzung umgebaut werden. Um dies zu ermöglichen, soll das seit 2004 bestehende Leitbild zur Raumentwicklung in einen Richtplan übergeführt werden. Leitbild und Richtplan sind inhaltlich praktisch identisch und nehmen keine konkreten Zonenänderungen vorweg. Pikant ist aber, dass im neuen Richtplan auch potenzielle Bauflächen aufgeführt sind, die das Stimmvolk im Rahmen der Ortsplanungsrevision (OPR) bereits abgelehnt hat.
Turbulente GV hallt weiter nach
Die Kontroverse um die OPR im Sommer 2008 ist vielen Anwesenden noch in wacher Erinnerung. Der Gemeinderat hatte die geplanten Einzonungen aufgrund einer Einsprachenflut zunächst von 12,5 auf 7,3 Hektaren reduziert. An der Gemeindeversammlung erschienen schliesslich 1300 Bürger. Innerhalb von fünf turbulenten Stunden zerpflückte der Souverän die abgespeckte Vorlage gnadenlos. Insgesamt sieben Teilprojekte wurden abgelehnt - darunter auch das Herzstück der Vorlage: eine Wohnüberbauung in Rörswil.
Die damalige Gemeindepräsidentin Margret Kiener-Nellen und Planungsvorsteher Jon Duri Tratschin (beide SP) mussten ihre Wachstumsprognosen für die nächsten 15 Jahre von mehreren Tausend Zuzügern auf wenige Hundert reduzieren.
Heute, fünf Jahre später, laufen die Geschicke bei Gemeinderat Markus Walther (SVP) zusammen, der das Ressort Planung vor Monatsfrist von Gemeindepräsident Burger übernommen hat. Walthers SVP hatte damals die OPR als einzige Ortspartei bekämpft. Am Donnerstag machte er sich aber für den Richtplan stark, in dem auch das umstrittene Rörswil wieder aufgeführt ist. «Eingezont ist aber noch lange nichts», betont Walther unablässig. Es handle sich um eine unverbindliche und langfristige Zusammenstellung von geeigneten Wachstumsflächen. Das letzte Wort werde jeweils die Gemeindeversammlung haben.
Obwohl der Gemeinderat aus finanzpolitischen Gründen weiterhin auf Wachstum setzen will, steht der Richtplan für eine Neuausrichtung der Bolliger Raumentwicklungsstrategie: Nicht mehr ganze Revisionswerke, sondern einzelne Teilprojekte sollen dem Stimmvolk vorgeschlagen werden. Kurzfristig drängt sich laut Walther eine Umzonung einzig für den gemeindeeigenen Zälgli-Hof auf. Der dort ansässige Landwirt wird im März pensioniert und möchte das baufällige und denkmalgeschützte Gebäude abgeben. Einer Umnutzung steht also nichts im Weg. Auch das Umland des Hofes ist im Richtplan als potenzielle Bauzone ausgewiesen. Laut Walther wäre eine Überbauung aus finanziellen und planerischen Gründen wünschenswert. Vorerst sei aber nur die Umnutzung des Hofes vorgesehen.
Richtplan ist «der richtige Weg»
Die Voten aus dem Plenum fielen pointiert, aber weitgehend sachlich aus. Auch Hermann Bigler (SVP), Gemeindepräsident von 1988 bis 2000, ergriff das Wort. Ein Richtplan sei der «richtige Weg», um das in der Vergangenheit verspielte Vertrauen in die Exekutive zurückzugewinnen. Eindringlich empfahl er dem Gemeinderat aber, das Verkehrsaufkommen und die Erhaltung des Ortsbildes frühzeitig in die Planung mit einzubeziehen - schliesslich hätten sich an diesen Fragen die Gemüter am meisten erhitzt. Auch von anderen Bürgern gab es mehr Lob als Kritik zu hören - Fundamentalopposition war keine auszumachen. Nach einer knappen Stunde waren alle Fragen beantwortet - vorerst.
Der Richtplan geht voraussichtlich Ende Februar in die öffentliche Mitwirkung. Die Genehmigung des kantonalen Amts für Gemeinden und Raumordnung (AGR) ist frühestens für Herbst 2013 zu erwarten.
Die Ankündigung im Anzeiger versprach zwar keine grossen Umwälzungen: Das Bauernhaus im Zälgli bei Habstetten soll für eine Wohnnutzung umgebaut werden. Um dies zu ermöglichen, soll das seit 2004 bestehende Leitbild zur Raumentwicklung in einen Richtplan übergeführt werden. Leitbild und Richtplan sind inhaltlich praktisch identisch und nehmen keine konkreten Zonenänderungen vorweg. Pikant ist aber, dass im neuen Richtplan auch potenzielle Bauflächen aufgeführt sind, die das Stimmvolk im Rahmen der Ortsplanungsrevision (OPR) bereits abgelehnt hat.
Turbulente GV hallt weiter nach
Die Kontroverse um die OPR im Sommer 2008 ist vielen Anwesenden noch in wacher Erinnerung. Der Gemeinderat hatte die geplanten Einzonungen aufgrund einer Einsprachenflut zunächst von 12,5 auf 7,3 Hektaren reduziert. An der Gemeindeversammlung erschienen schliesslich 1300 Bürger. Innerhalb von fünf turbulenten Stunden zerpflückte der Souverän die abgespeckte Vorlage gnadenlos. Insgesamt sieben Teilprojekte wurden abgelehnt - darunter auch das Herzstück der Vorlage: eine Wohnüberbauung in Rörswil.
Die damalige Gemeindepräsidentin Margret Kiener-Nellen und Planungsvorsteher Jon Duri Tratschin (beide SP) mussten ihre Wachstumsprognosen für die nächsten 15 Jahre von mehreren Tausend Zuzügern auf wenige Hundert reduzieren.
Heute, fünf Jahre später, laufen die Geschicke bei Gemeinderat Markus Walther (SVP) zusammen, der das Ressort Planung vor Monatsfrist von Gemeindepräsident Burger übernommen hat. Walthers SVP hatte damals die OPR als einzige Ortspartei bekämpft. Am Donnerstag machte er sich aber für den Richtplan stark, in dem auch das umstrittene Rörswil wieder aufgeführt ist. «Eingezont ist aber noch lange nichts», betont Walther unablässig. Es handle sich um eine unverbindliche und langfristige Zusammenstellung von geeigneten Wachstumsflächen. Das letzte Wort werde jeweils die Gemeindeversammlung haben.
Obwohl der Gemeinderat aus finanzpolitischen Gründen weiterhin auf Wachstum setzen will, steht der Richtplan für eine Neuausrichtung der Bolliger Raumentwicklungsstrategie: Nicht mehr ganze Revisionswerke, sondern einzelne Teilprojekte sollen dem Stimmvolk vorgeschlagen werden. Kurzfristig drängt sich laut Walther eine Umzonung einzig für den gemeindeeigenen Zälgli-Hof auf. Der dort ansässige Landwirt wird im März pensioniert und möchte das baufällige und denkmalgeschützte Gebäude abgeben. Einer Umnutzung steht also nichts im Weg. Auch das Umland des Hofes ist im Richtplan als potenzielle Bauzone ausgewiesen. Laut Walther wäre eine Überbauung aus finanziellen und planerischen Gründen wünschenswert. Vorerst sei aber nur die Umnutzung des Hofes vorgesehen.
Richtplan ist «der richtige Weg»
Die Voten aus dem Plenum fielen pointiert, aber weitgehend sachlich aus. Auch Hermann Bigler (SVP), Gemeindepräsident von 1988 bis 2000, ergriff das Wort. Ein Richtplan sei der «richtige Weg», um das in der Vergangenheit verspielte Vertrauen in die Exekutive zurückzugewinnen. Eindringlich empfahl er dem Gemeinderat aber, das Verkehrsaufkommen und die Erhaltung des Ortsbildes frühzeitig in die Planung mit einzubeziehen - schliesslich hätten sich an diesen Fragen die Gemüter am meisten erhitzt. Auch von anderen Bürgern gab es mehr Lob als Kritik zu hören - Fundamentalopposition war keine auszumachen. Nach einer knappen Stunde waren alle Fragen beantwortet - vorerst.
Der Richtplan geht voraussichtlich Ende Februar in die öffentliche Mitwirkung. Die Genehmigung des kantonalen Amts für Gemeinden und Raumordnung (AGR) ist frühestens für Herbst 2013 zu erwarten.