Bolligen - Käserei in Ferenberg wird weitergeführt

In Bolligen ging das Gerücht um, die Käserei Ferenberg könnte geschlossen werden. Nun wurde eine Lösung gefunden.

Die Käsereigenossenschaft Ferenberg-Bantigen steht vor einer neuen Herausforderung. Trotz intensiver Suche ist es nicht gelungen, einen selbstständigen Käsermeister als Nachfolger für Stefan Oberli zu finden. Nun haben die elf Mitglieder der Genossenschaft einen Systemwechsel beschlossen: Der nächste Käsermeister arbeitet nicht mehr auf eigene Rechnung, sondern wird als Betriebsleiter angestellt.

«Es war ein längerer Prozess», sagt Andreas Schmid, Präsident der Genossenschaft. «Wir werden mehr Risiken übernehmen müssen.» Es habe sich um einen «Mehrheitsentscheid» gehandelt, das heisst, der Beschluss fiel nicht einstimmig. Daneben gab es noch die Varianten, die Milch weiterhin zu kaufen und das Käsereigebäude zu veräussern oder allenfalls sogar die über 160-jährige Genossenschaft aufzulösen. «Wir möchten die Wertschöpfung in der Region behalten», sagt Schmid. Die Käserei sei wie die Schule, das Restaurant Alpenblick oder die Landmaschinenwerkstatt ein wichtiges Gebäude im Bauerndorf. Auch deshalb habe man beschlossen, die Käserei weiterzuführen. Ab 1. Juli wird nun der Käsermeister Beat Mathis in der Käserei Ferenberg die Milch zu Käse, Joghurt oder Butter verarbeiten. In der Käserei wird vorwiegend Emmentaler AOC hergestellt, aber auch Bantiger-Käse. Mathis möchte das Angebot lokaler Spezialitäten ausbauen.

«Der Markt ist am Boden»

Derzeit sei das Umfeld «sehr schwierig», sagt Schmid. «Der Markt für den Emmentaler ist am Boden, der Preis bricht zusammen.» Der Käseabnahmepreis sei von Fr. 7.20 pro Kilo auf noch Fr. 6.60 gesunken. Schmid bedauert die derzeitige Uneinigkeit zwischen Käsehändlern, Produzenten und der Sortenorganistion Emmentaler. «Das ist ein Riesenproblem für uns», erklärt Schmid. Letztlich werde der Preisdruck nach hinten durchgereicht. «Wir sind zuhinterst in der Kette.»

Die Landwirte der Käsereigenossenschaft Ferenberg-Bantigen liefern jährlich etwa 1,2 Millionen Liter ohne Silofutter produzierte Milch ab. Die Referenzmenge von 87,7 Tonnen – so viel Emmentaler dürfte die Genossenschaft herstellen – ist derzeit in Ferenberg wie auch bei den anderen Emmentaler Käsereien in der Schweiz nur eine theoretische Grösse. Die Menge ist um 30 Prozent reduziert, weil in der Schweiz zu viel Emmentaler hergestellt wird. Die nicht verkäste Milch landet im «Industriekanal», das heisst, sie wird von grossen Milchverarbeitern wie Emmi übernommen. Die Branche ist stark unter Druck, weil immer mehr Kunden «Grosslochkäse» aus dem In- und Ausland zu tieferen Preisen bevorzugen. Dieser darf zwar als Emmentaler, aber nicht als Emmentaler AOC verkauft werden.

Simon Wälti, "Der Bund"


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Erstellt: 29.03.2011
Geändert: 29.03.2011
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