Bolligen - Im Haus der Putzfrau geschieht Dramatisches
An der Sonnhalde werden zurzeit die letzten Szenen für eine sechsteilige Serie des Westschweizer Fernsehens gefilmt.
Es ist, wie man im Fernsehen so sagt, eine «grosse Kiste»: eine Serie über sechs Folgen, mit einem Budget von fünf Millionen Franken, gedreht in 55 Tagen mit vielen Schauspielern und achthundert Statisten. «Helvetica» ist der Arbeitstitel dieses Unternehmens des Westschweizer Fernsehens RTS. Erzählt wird die Geschichte von Tina, einer Putzfrau mit albanischen Wurzeln, die es unfreiwillig mit Waffenschmugglern der albanischen Mafia zu tun bekommt und die Schweiz schliesslich vor einem Attentat bewahrt. Viel mehr ist über den Inhalt nicht zu erfahren, durchgesickert ist nur, dass – wie für eine Serie wohl unvermeidlich – mehrere Personen durch Mörderhand das Zeitliche segnen werden.
Tina wohnt in Bolligen
Zu Hause ist Tina an der Sonnhalde 61 in Bolligen. Das Reihenhäuschen soll abgerissen werden, die Eigentümer erklärten sich aber bereit, es für die Dreharbeiten zur Verfügung zu stellen. Fürs Filmen wurden Wände herausgerissen, es wurde aussen rosa und im Wohnzimmer gelb gestrichen und auch beim Einrichten kein Aufwand gescheut: Fotos, Pflanzen, Gemälde, Blumen, Geschirrschrank und viele andere Möbel vermitteln den Eindruck, dass Tina effektiv hier wohnen könnte. «Die Sachen stammen aus Beständen des Fernsehens, aus Brockenhäusern und von Firmen, die Requisiten vermieten», sagt Produktionsleiter Claude Witz.
Aufwendige Filmerei
Witz ist eine von rund vierzig Personen, die Haus und Garten der Sonnhalde 61 bevölkern. Zu ihnen gehören weiter Schauspieler, Regisseur und Produzent, Kameramann, Tonmeister, Maskenbildner und Assistenten aller Art. Für Unbeteiligte herrscht ein ziemliches Durcheinander. Gearbeitet wird momentan im ersten Stock, im Einsatz sind Vater, Tochter und Ehemann der Putzfrau. Auf das Kommando «On tourne» heisst es, mucksmäuschenstill zu sein, und zwar so lange, bis der Ruf «Cut» anzeigt, dass eine weitere Version dieser Szene im Kasten ist.
Gedreht wird nicht etwa in chronologischer Reihenfolge, sondern an der Sonnhalde 61 jetzt werden alle Episoden aufgenommen, die sich in den sechs Folgen in diesem Haus abspielen. Das stellt an die Organisation, an Maske und Kostümverantwortliche grosse Anforderungen. Weil die meisten Szenen mehrmals gespielt werden, kommen pro Tag durchschnittlich nicht mehr als etwa sechs Minuten für die definitive Filmversion zusammen.
Budgetrealitäten
Im Garten mit Aussicht auf Gurten und Stockhornkette erzählt Claude Witz, was er in seinem Job als Produktionsleiter zu tun hat. Er helfe mit beim Casting, also der Auswahl von Schauspielern und Statisten, sei verantwortlich für eine reibungslose Produktion und für die Einhaltung des Budgets, sagt Witz. «Meine Aufgabe ist es auch, die finanzielle Realität einzubringen, also zu fragen, wie man mit dem zur Verfügung stehenden Geld am besten verwirklichen kann, was sich der Regisseur und die Produzenten vorstellen.»
Gestern Freitag war Drehtag 50 von total 55 für die ganze Serie. Laut Produktionsleiter Witz ist man im Zeitplan. Geholfen habe das schöne Wetter und auch die gute Unterstützung durch die Gemeinde. «Bolligen hat uns herzlich willkommen geheissen», sagt Witz. So habe man ungeplant und kurzfristig auch auf dem Parkplatz an der Kirchstrasse drehen können.
Nicht erlaubt war es dem Team hingegen, im Bundeshaus zu filmen – aus Prinzip werden Drehgenehmigungen dort nur für Dokumentarfilme erteilt. So wurden die Szenen, die sich eigentlich im Bundeshaus abspielen, ins Berner Rathaus und an die Universität verlegt.
Im Herbst 2019 im Fernsehen
Gemäss Zeitplan sind die sechs Folgen von «Helvetica» ab Juni fertig geschnitten und vertont. Gesendet werden sie im Herbst 2019 im Fernsehen RTS. «Es steht aber schon fest, dass die Serie auch auf SRF gezeigt wird», sagt Witz. Wann allerdings, sei noch unklar. Wer also nicht warten kann, zu erfahren, wie Putzfrau Tina schrecklichste Gefahren von der Schweiz abwendet, sollte sich um sein Französisch kümmern.