Bolligen - "Ich bin es gewohnt, zu diskutieren"
Die neue Bolliger Gemeindepräsidentin, Katharina Zuber-Merki (FDP), legt viel Wert auf die Teambildung. Sie übernimmt das Ressort Planung, wo es in den nächsten Jahren um eine neue Lösung für die Gemeindeverwaltung geht.
Frau Zuber-Merki, der Bolliger Gemeinderat ist neu zusammengesetzt. Vier neue Mitglieder und Sie als neue Präsidentin. Das ist eine grosse Veränderung.
Am Montag hatten wir die erste Sitzung in der neuen Zusammensetzung. Ich habe ein gutes Gefühl. Es ist für mich sehr wichtig, dass wir ein gutes Team bilden. Wir müssen nicht alle die gleiche Meinung haben, aber es ist wichtig, dass wir in die gleiche Richtung blicken.
Sie selber waren in den letzten fünf Jahren als Gemeinderätin für das Ressort Soziales zuständig. Wie haben Sie die Zusammenarbeit im alten Gemeinderat erlebt?
Als ich 2012 im Gemeinderat anfing, erlebte ich die Stimmung manchmal als giftig. Es gab auch einige Grabenkämpfe. 2012 musste mein Vorgänger, Rudolf Burger, zudem das Ressort Planung abgeben. In der nun zu Ende gehenden Legislatur war das Verhältnis sicher besser. Wir haben konstruktiv zusammengearbeitet.
Werden Sie als Präsidentin grosses Gewicht auf die Teambildung legen?
Das ist ein wichtiger Aspekt für mich. Von meinem bisherigen Beruf als Lehrerin her bin ich es gewohnt, zu diskutieren, der Austausch ist wichtig. Auf der einen Seite will ich Raum lassen für Kreativität, aber auch gewisse Vorgaben machen und Leitplanken setzen. Das gilt auch für die Verwaltung. Ich werde mich weiterbilden und einen Kurs für Gemeindepräsidenten absolvieren, der vom kantonalen Amt für Gemeinden angeboten wird.
Mit den Finanzen ist es in Bolligen nicht zum Besten bestellt. Die Steuern mussten mehrmals erhöht werden. Bis 2021 sollen die Schulden auf rund 35 Millionen Franken steigen.
Die Höhe der Schulden ist problematisch, immerhin kommen uns die günstigen Zinsen entgegen. Steuererhöhungen sind nicht gut für die Attraktivität des Standorts, da müssen wir sehr aufpassen. Wir sind auf gute Steuerzahlende angewiesen.
Sie übernehmen als Gemeindepräsidentin neu das Ressort Planung. War das Ihr Wunsch?
Ja, das war mein Wunsch. Es ist sinnvoll, dass der Präsident oder die Präsidentin dieses Ressort übernimmt, denn bei der Planung ist er oder sie sowieso in vielen Punkten involviert. Zudem braucht es eine gute Verfügbarkeit, da der Arbeitsaufwand hoch ist. Das Thema interessiert mich und ich habe auch Affinitäten durch ein Grundstudium in Geografie.
Das Präsidium in Bolligen ist ein Halbamt. Rechnen Sie damit, dass der Arbeitsaufwand höher sein wird als 50 Prozent?
Ich nehme an, dass der Aufwand deutlich höher als 50 Prozent sein wird. Darum bin ich froh, dass ich nicht mehr als Lehrerin am Oberstufenzentrum Eisengasse unterrichten werde, sodass ich mich auf das Präsidium konzentrieren kann. Ich war aber sehr gerne Lehrerin. Zudem haben die vielen Kontakte mir sicher auch bei den Wahlen geholfen.
In Bern fällt der Entscheid, wer Stadtpräsident oder Stadtpräsidentin wird, erst am 15. Januar. Was denken Sie über den Wahlkampf?
Ich finde es recht schwierig, dass die Stichwahl erst so spät stattfindet. Ich würde mich freuen, wenn Alec von Graffenried gewänne. Für die Zusammenarbeit unter den Gemeinden in der Agglomeration wäre er die bessere Lösung, denke ich.
An der Gemeindeversammlung vom 13. Dezember wurde das Baurecht für das Areal des Schulhauses an der Flugbrunnenstrasse bewilligt.
Für die Gemeinde ist es eine nachhaltige Lösung. Der Wohnraum dürfte aber recht teuer werden. Wir möchten, dass sich in Bolligen auch Familien mit Kindern ansiedeln, denn die Gemeinde ist «überaltert». In den letzten Jahren ist eine Verdichtung in Gang gekommen, ältere bestehende Einfamilienhäuser werden ausgebaut oder abgerissen und durch 3- oder 4-Familien-Häuser ersetzt. Beim Flugbrunnen-Areal müssen wir in den nächsten Monaten entscheiden, ob wir die Gemeindeverwaltung verlegen wollen.
Eine neue Gemeindeverwaltung könnte auch in die Überbauung auf dem Flugbrunnen-Areal integriert werden.
Ich bin eher dafür, dass dieses Areal vor allem für das Wohnen genutzt wird und dass die Gemeindeverwaltung zum Bahnhof verlegt wird. Sie befand sich vor der Aufteilung Bolligens in die drei Gemeinden Bolligen, Ittigen und Ostermundigen schon dort – im Gebäude, das heute von der Bank UBS genutzt wird. Dieses Gebäude ist aber in einem sehr schlechten Zustand. Hier könnte ich mir auch ein höheres Gebäude vorstellen, das als Eingangstor zu Bolligen fungiert. Die Planung beim Bahnhof ist das nächste grosse Thema.
Bis die Wohnungen auf dem Flugbrunnen-Areal bezugsbereit sind, wird es noch einige Jahre dauern. Im Gespräch ist eine Zwischennutzung der nicht mehr benötigten Schulgebäude als Unterkunft für Asylbewerber. Gibt es dazu Neuigkeiten?
Nachdem dies an der Gemeindeversammlung erwähnt worden ist, haben wir erste besorgte Anrufe von Bürgern erhalten. Es ist wichtig, dass wir sehr gut kommunizieren. Wir haben die Nutzungsrechte bis Ende 2019. Wir führen Gespräche mit dem Regierungsstatthalter, dem Migrationsamt und der Heilsarmee. Bis jetzt klang es danach, dass man Familien unterbringen möchte. Das wäre gut, auch weil auf dem Areal noch zwei Kindergärten geführt werden.
[i] Siehe auch: „Gemeinderat Bolligen: Die Ressorts sind verteilt“ vom 21.Dezember 2016.