Bolligen - Gerangel um das Coca-Cola-Areal

Spätestens im Dezember wird in Bolligen das letzte Coca-Cola abgefüllt. Entsteht auf dem Areal danach eine Landi? Ein Reha-Zentrum? Oder gibt es sogar eine Wohnüberbauung? Kaufinteressenten sind einige vorhanden.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ

90 Leute verlieren ihren Job, wenn Coca-Cola das Werk in Bolligen Ende Jahr schliesst. Im für die Gemeinde schlimmsten Fall verkauft Coca-Cola Schweiz das Areal danach an eine Firma, die ein grosses Lager einrichtet. In diesem Fall würden hier noch ein paar Staplerfahrer arbeiten, die restlichen Arbeitsplätze wären endgültig verloren.

Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos) hofft, dass es nicht so weit kommt. Sondern dass Coca-Cola einen Käufer findet, der etwas produziert und neue Arbeitsplätze schafft. Mehrere Interessenten hätten sich bereits bei der Gemeinde gemeldet, so Burger. Er berichtet von einer Gesundheitsfirma, die ein Reha-Zentrum einrichten möchte. Oder von Investoren, die das Coca-Cola-Areal als Standort für ein neues Wohnquartier sehen. Dafür müsste es zuerst aber umgezont werden.


Vor Ende Jahr fertig?

Loses Interesse angemeldet hat auch die Landi Bolligen, wie Verwaltungsratspräsident Walter Stettler bestätigt. Man sei schon länger auf der Suche nach einer neuen Lösung; beim heutigen Gebäude neben dem Bahnhof seien die Parkplatzsituation und die Anlieferung unbefriedigend. In konkreten Verhandlungen mit Coca-Cola stehe die Landi aber nicht, sagt Stettler. Zuerst gelte es intern abzuklären, «ob das Areal für unsere Bedürfnisse überhaupt geeignet ist».

So gerne der Bolliger Gemeinderat beim Verkauf des Coca-Cola-Areals mitreden würde: Über den Verkauf entscheidet einzig und allein die Coca-Cola HBC Schweiz AG. Diese ist «erst am Anfang des Prozesses», wie Mediensprecher Patrick Bossart erklärt. Die Zahl der Kaufinteressenten verrät er nicht.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Coca-Cola die Produktion in Bolligen bereits im Laufe des Jahres reduziert. Das hänge auch davon ab, wann man die erweiterte Abfüllanlage in Dietlikon in Betrieb nehmen könne, erklärt Bossart.

Gemeinde mit Gewinn

Budgetiert war ein Verlust von 800'000 Franken. Abgeschlossen hat die Bolliger Rechnung 2014 nun deutlich besser: mit einem Gewinn von gut 30'000 Franken. Eigentlich ist der Abschluss sogar noch besser, denn die Gemeinde schreibt 500'000 Franken mehr ab, als sie müsste – falls das Volk am 2. Juni zustimmt.

Das positive Ergebnis ist laut Gemeinderat Walter Wiedmer (FDP) vor allem den Steuereinnahmen zu verdanken. Die Bolliger Bürger und Firmen zahlten letztes Jahr 18,6 Millionen Franken Steuern, das sind 1,5 Millionen mehr als budgetiert. Auch die Liquidität der Gemeinde ist besser geworden – dank dem Wasserverbund Region Bern, der ein Darlehen von 4,4 Millionen zurückbezahlt hat.

In Euphorie verfällt der Gemeinderat aber nicht. Denn mit Schulhauserneuerungen und der Sanierung der Pensionskasse warten in den nächsten Jahren grosse Ausgaben auf Bolligen. Zudem fällt mit der Coca-Cola AG (siehe Haupttext) eine wichtige Steuerzahlerin weg.


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Erstellt: 06.05.2015
Geändert: 06.05.2015
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