Bolligen - Gemeinderat lanciert Verhaltenskodex für Jung und Alt

Die «Bolliger Charta», ein Leitfaden für das Zusammenleben in der Gemeinschaft, soll Probleme mit Jugendlichen lösen helfen.

Simon Wälti / Der Bund
 «Ich, du, wir» – diese drei Pronomen stehen auf den Plakaten der «Bolliger Charta», welche die Werte des Zusammenlebens festhält. Die «Bolliger Charta» wurde gestern vom Gemeinderat den Medien vorgestellt. Im Frühjahr 2009 sei es zu einer Häufung von Ereignissen gekommen, sagte Gemeinderat Jon Duri Tratschin (SP). Bürgerinnen und Bürger beschwerten sich über sprayende, kiffende, trinkende und pöbelnde Jugendliche und forderten den Gemeinderat zum Handeln auf. «Mit der Charta wollen wir eine Verbesserung der Integration der Jugendlichen in die Erwachsenenwelt erreichen», erklärte Tratschin.

«Werte verstehbar machen»

Jugendarbeiter David Kurz sprach von einer «Überindividualisierung der Gesellschaft». Werte hätten an Bedeutung verloren. «Wenn es hart auf hart geht, werden Werte zugunsten des Individuums zurückgestellt.» Das sei abträglich für das Miteinander in der Gesellschaft. Die Haltung, dass man Gesetze umgehen könne, solange man sich nicht erwischen lasse, sei weitverbreitet. «Wir wollen eine Rückbesinnung auf die Gemeinsamkeit, unsere Werte für junge Menschen wieder verstehbar machen», so Kurz weiter. Die Generationen der Eltern und Grosseltern sollen den Jugendlichen als Orientierungspunkte und Beispiele dienen.

Der Verhaltenskodex, der von der Arbeitsgruppe Vernetzung ausgearbeitet wurde, ist in die drei Abschnitte «Wertschätzung und Vertrauen», «Verantwortung und Verbindlichkeit» sowie «offen und ehrlich» unterteilt. «Wir geben einander Raum und Zeit zur Entwicklung und zum Leben in der Gemeinschaft», heisst es zum Beispiel in der Charta. Auf der Homepage sind auch Anregungen für die Freizeitgestaltung oder Tipps für die Erziehung zu finden.

Den Worten sollen Taten folgen

Peter Sahli, Schulleiter des Oberstufenzentrums Eisengasse, hofft, dass die Charta eine «Bewegung» auslöst. «Wir möchten, dass die Hälfte der Bevölkerung die Charta unterschreibt.» Das wären rund 3000 Unterschriften. Sahli will nach den Sommerferien die Charta in allen Klassen vorstellen. Der Gemeinderat engagiert sich seinerseits, damit die Charta nicht zum zahnlosen Papiertiger wird. «Es soll nicht ein Schriftstück sein, das man rasch unterschreibt, und dann geht alles weiter wie vorher», sagte Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos). Die Bolligerinnen und Bolliger sollten hinschauen und sich einmischen. Im Unterschied zur «Berner Erklärung» richte sich die «Bolliger Charta» an die gesamte Bevölkerung und nicht nur an die Jugendlichen, sagte Burger weiter. Bolligen leiste darum «ein Stück Pionierarbeit».

Die Charta wird an der Gemeindeversammlung am 8. Juni im Reberhaus vorgestellt. Ab diesem Datum kann auch im Internet unterschrieben werden: www.bolligercharta.ch

«Wir halten uns an Gesetze und Abmachungen, sie geben uns Halt und Sicherheit.»

www.bolligercharta.ch

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Erstellt: 03.06.2010
Geändert: 03.06.2010
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