Bolligen - Eine Schule opfern, um eine zu retten
Die geplante Schliessung der Schule Geristein gibt zu reden. Kleine Klassen seien teurer als grössere, sagt der Schulinspektor.
Sandra Rutschi, Berner Zeitung BZ
Die neuen Schulstrukturen in Bolligen bringen viele Änderungen mit sich. Vorab wegen der geplanten Schliessung der Aussenschule Geristein erwartet der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung vom 22. November einen grossen Aufmarsch. Deshalb hat er am Mittwoch zum Orientierungsabend eingeladen. Rund 90 Leute kamen und stellten viele Fragen, vorab zu Geristein.
Aus 40 Schülern wurden 5
Eine Realität, der man sich stellen müsse, ist für Schulinspektor Georg Lüthi die sinkende Schülerzahl: «Einst gingen in Geristein 40 Kinder zur Schule. Heute stammen nur noch 5 der dort unterrichteten 13 Schüler aus dem Schulkreis Geristein.» Die übrigen werden von Bolligen in die Aussenschule gefahren. Eine Mehrjahrgangsklasse mit vier Jahrgängen sollte indes laut Kantonsvorgaben mindestens 13 Kinder umfassen. Eine Lehrperson koste gleich viel, ob sie nun 23 oder 13 Kinder unterrichte. Deshalb kämen kleine Klassen die öffentliche Hand teurer zu stehen als grössere, so Lüthi. In Geristein und Ferenberg habe der Kanton in den letzten Jahren nur nicht eingegriffen, weil Schulreformen in Arbeit gewesen seien.
«Beide Schulen sind gefährdet. Wir wollen aber eine erhalten, indem wir sie stärken. So können wir in der Gemeinde Mehrjahrgangsklassen anbieten», sagte Gemeinderat Jon Duri Tratschin (SP). Die bessere Infrastruktur spreche für Ferenberg. Weil künftig nicht mehr 1. bis 4., sondern 1. bis 6. Klassen in einer Stube unterrichtet werden, können Klassen eingespart werden.
Mehr fakultative Fächer
Schulinspektor Lüthi fände es gut, wenn die Geristeiner Kinder künftig in der Regel in Ferenberg unterrichtet würden – in der nächstgelegenen Schule. Angst vor zu grossen Klassen müsse man nicht haben, so Lüthi. «Es dürfen maximal 26 Kinder in einer Klasse sein.» Das Sparen stehe auch nicht im Vordergrund, sagte Gemeinderat Tratschin. Es sei auch pädagogisch und für die Entwicklung eines Kindes besser, mit mehr Kameraden zur Schule zu gehen. Der Schulinspektor räumte ein, dass sich mindestens 5 Schüler für ein Fakultativfach einschreiben müssen. Die Chance, dass solche Fächer angeboten werden können, steigt somit mit der Schülerzahl. Für die Geristeiner indes ist die Schliessung ihrer Schule ein massiver Eingriff ins Dorfleben: Sie ist das letzte öffentliche Gebäude in dieser Ortschaft. «Kein Gemeinderat schliesst gerne Schulen», sagte Gemeindepräsident Rudolf Burger (BP). «Aber wir müssen uns den Realitäten stellen.»
[i] Gemeindeversammlung: Dienstag, 22. November, 19.30 Uhr, Turnhalle Oberstufenzentrum Eisengasse.