Bolligen - Eine Million Franken für Tennisplätze

Bolligen will die Verlegung der Tennisplätze finanzieren. Nur so kann das Projekt für Alterswohnungen im Lutertal realisiert werden. Die Gemeindeversammlung entscheidet am 23. November.

Simon Wälti / Der Bund
 Auch in Bolligen hängt alles mit allem zusammen: Im Lutertal will eine Genossenschaft auf Land der Gemeinde Bolligen das Projekt «Traubenkirsche» für begleitetes Wohnen im Alter realisieren. Doch dies ist nur möglich, falls die dortigen vier Tennisplätze verlegt werden. Da der Tennisclub Bolligen noch ein gültiges Baurecht bis ins Jahr 2025 besitzt, ist die Gemeinde gefordert – auch finanziell. Für die Verlegung der Tennisplätze und den Neubau von vier Feldern in der Wegmühle beantragt der Gemeinderat an der nächsten Gemeindeversammlung am 23. November einen Kredit von 970 000 Franken. Für die Genossenschaft Lutertalpark wird ein Darlehen von 1,65 Millionen Franken als Startkapital gewährt.

Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos) verneinte gestern an einer Medienkonferenz, dass der Tennisclub vergoldet werde. «Es ist eine Win-win-win-Situation und letztlich kein Minusgeschäft für die Gemeinde», sagte Burger. Der Tennisclub erhalte eine Zukunft, in Bolligen könne das wichtige Projekt für altersgerechte Wohnungen realisiert werden, und unter dem Strich werde die Gemeinde letztlich auch finanziell profitieren. Auf der einen Seite rechnet der Gemeinderat mit einem Baurechtszins von der Genossenschaft ab 2014 von 100 000 Franken jährlich. Man sei der Genossenschaft entgegengekommen, sagte Burger, denn «ortsüblich wäre das Doppelte». Dazu kommen zusätzliche Steuereinnahmen, sobald die 40 neuen Wohnungen besetzt sind. Bei einer vorsichtigen Schätzung von 3000 Franken Gemeindesteuereinnahmen pro Jahr macht das 120 000 Franken aus. Zudem wird das Darlehen verzinst. Die heutige Rechnung sieht so aus: Für das Baurecht bezahlt der Tennisclub momentan 5150 Franken pro Jahr, dazu kommt ein kleinerer Betrag von den Nutzern der Schrebergärten. Unter dem Strich nimmt die Gemeinde etwa 7000 Franken ein.

«Hätten klemmen können»

An der Gemeindeversammlung vom August 2008 wurden Einzonungen für neues Bauland zum grössten Teil abgelehnt. Die Umzonung für die Alterswohnungen dagegen wurde angenommen. Die Verhandlungen der Gemeinde mit dem Tennisclub zogen sich in die Länge, das Angebot wurde aufgebessert. Ohne die Zustimmung des Tennisclubs wäre das ganze Projekt gefährdet gewesen. «Wir wollten uns nicht gegen die Gemeinde stellen», sagte Hansruedi Mader, Vertreter des Tennisclubs. «Wir hätten klemmen können, doch das wäre nicht sportlich gewesen.» Mader wies darauf hin, dass sich auch der Tennisclub finanziell beteilige. So wird der Club das neue Clubhaus mit Kosten von rund 370 000 Franken selber finanzieren. Zudem führe der TC Bolligen eine der grössten Jugendabteilungen in der Region Bern.

Das Land am neuen Standort in unmittelbarer Nähe zum Fussballplatz gehört dem Kanton. Dieser verlangt einen mehr als doppelt so hohen Baurechtszins. Die Gemeinde übernimmt deshalb bis 2025 die Mehrkosten, was im Kredit von 970 000 Franken eingerechnet ist.

Die Genossenschaft Lutertalpark ihrerseits will im Lutertal 16,5 Millionen Franken investieren. «Wir haben 200 Interessenten, die auf eine Wohnung warten», erklärte Vorstandsmitglied Jules Stadelmann. Die Wohnungen seien an einem optimalen Standort geplant. Spitex-Stützpunkt, Dorfzentrum und Bushaltestelle befinden sich in der Nähe. Die Seniorenwohnungen sollen erschwinglich sein. Eine 3½-Zimmer-Wohnung soll zwischen 1800 und 2000 Franken, eine 4½-Zimmer-Wohnung zwischen 2050 und 2250 Franken monatlich kosten. Bolligen will zudem den Lutertalbach renaturieren und einen Park erstellen. Ein Kredit von 540 000 Franken wird einer späteren Gemeindeversammlung vorgelegt.

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Erstellt: 27.10.2010
Geändert: 27.10.2010
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