Bolligen - Die Ruhe nach dem grossen Sturm

Ende August zerpflückte die Gemeindeversammlung die Bolliger Ortsplanungsrevision schonungslos. Gestern, bei der zweiten Versammlung zum gleichen Geschäft, herrschte erstaunliche Harmonie.

Peter Steiger, Berner Zeitung BZ
Sachliche Diskussionen statt Streit und bissigen Voten. Ende August waren 1300 Stimmberechtigte zu Bolligens historischer Gemeindeversammlung aufmarschiert. Fünf Stunden lang diskutierten sie damals die erste Tranche der Ortsplanungsrevision. Nach turbulenten Debatten schickten sie die wichtigsten Teile bachab.

Jetzt, bei der zweiten Etappe, wollten bloss noch etwa 250 Bürger dabei sein. Das Desinteresse ist verständlich. Damals, im November, gings um die Zukunft Bolligens. Gestern waren im Kirchgemeindehaus Traktanden abzuhandeln, die weit weniger berührten.

Die Versammlung hatte über den wenig bestrittenen Zonenplan 2 zu befinden, der den Umgang mit der Landschaft regelt. Die Gemeindeversammlung genehmigte diese Bestimmungen ohne Diskussion und ohne eine einzige Gegenstimme.

Mehr zu reden gab das Baureglement. Mehrere Versammlungsteilnehmer wollten, dass dieses Regelwerk das Aufstellen von Mobilfunkantennen verschärft. Solche Installationen sollten bei geschützten Naturobjekten nicht mehr möglich sein.

Der Gemeinderat nahm diesen Vorschlag auf, die Versammlung ebenfalls. Sie entschied sich für diese Änderung mit bloss wenigen Gegenstimmen. Bolligen hat damit zwar keine eigentliche Zone für Mobilfunkantennen, schützt seine Landschaft aber mehr als bisher mit Vorschriften vor diesen umstrittenen Installationen.

Nicht mehr diskutiert wurden gestern die Beschlüsse, die Bolligen am 26. August gefasst hatte. Der Berner Vorort soll so bleiben, wie er ist, entschied die Versammlung damals.

Die Mehrheit wollte, dass fast nirgends neues Bauland auszuzonen sei, und bodigte damit die wichtigsten Teile der Ortsplanungsrevision. 7,3 Hektaren wollte der Gemeinderat umzonen und so ermöglichen, dass statt 6100 wie jetzt künftig 6500 Einwohner in Bolligen leben und Steuern zahlen.

Doch die Teilnehmer der Versammlung konnten sich Ende August damit nicht anfreunden. Sie zerpflückten die Ortsplanungsrevision schonungslos. Eine Abfuhr erlitten unter anderem die «Filetstücke» Rörswil, Hühnerbühl und Gässliacher.

Angenommen wurden bloss kleinere, unbedeutende Umzonungen. Um 1.15 Uhr entschied die Versammlung, die noch unerledigten Teile auf den nun gestern angesetzten Termin zu verschieben.

Margret Kiener Nellen: Blumen zum Abschied

Als Abschluss der Versammlung verabschiedete Gemeinderat Walter Widmer die scheidende Gemeindepräsidentin Margret Kiener Nellen. Er lobte sie als «Chrampferin» und für das gute Klima, das sie in Bolligen geschaffen habe. Die sichtlich bewegte Noch-Präsidentin dankte für die Zusammenarbeit, formulierte aber auch, dass sie über ihre Abwahl enttäuscht gewesen sei. Die SP-Politikerin und Nationalrätin war diesen Herbst bei der Wiederwahl zu ihrer dritten Amtszeit gescheitert. Überraschend war sie beim ersten Wahlgang am 9. November ihren beiden Gegenkandidaten Erich Sterchi (SVP) und Rudolf Burger (Bolligen Parteilos, BP) unterlegen. Kiener Nellen verzichtete darauf, an der zweiten Ausmarchung teilzunehmen. Am 30. November ernannten die Stimmberechtigten Rudolf Burger zum neuen Gemeindepräsidenten.

Ein Artikel aus der

www.bolligen.ch

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Erstellt: 17.12.2008
Geändert: 17.12.2008
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