Bolligen - Die Krönung des Örgeli-Königs

Res Schmid wurde schon als «König der Schwyzerörgeler» und als «Jimi Hendrix der Volksmusik» bezeichnet. Nun erhält der 57-Jährige aus Bantigen die höchstmögliche Auszeichnung: Den Goldenen Violinschlüssel.

Markus Zahno / Berner Zeitung BZ
Wenn Res Schmid in seinem Haus am Rand des Dörfchens Bantigen zum Schwyzerörgeli greift, dann stutzt der Besucher. Denn was hier erklingt, sind nicht die gewohnten Örgelimelodien, sondern solche mit Einschlägen in den Tango, den Jazz, den Swing. «Ja», sagt der Mann im karierten Hemd später, «wir wollen vielseitig sein, chli andere Akkorde spielen.» «Wir»: Das ist das Ländlerquartett Res Schmid und Gebrüder Marti, kurz RSGM.

Zuvor in den Siebzigern und Anfang der Achtziger sorgte Schmid mit zwei Brüdern und einem Cousin als Schmidbuebe für Furore. Ihre neue Art der Volksmusik löste nicht nur im Bernbiet Begeisterung aus. Res Schmid galt in dieser Zeit als «König der Schwyzerörgeler»: Keiner vor ihm beherrschte das Instrument so virtuos, keiner reizte es so sehr aus wie er. Seit 30 Jahren ist er nun mit dem Ländlerquartett RSGM unterwegs – einer der «hochkarätigsten und experimentierfreudigsten Formationen der Schweizer Ländlermusikszene», erklären die Fachleute vom Verein Goldener Violinschlüssel.

Die wilden Jahre

Aus all diesen Gründen erhält Res Schmid dieses Jahr den Goldenen Violinschlüssel, die höchste Auszeichnung der Schweizer Volksmusik. Überreicht wird die Trophäe, die zuvor schon Grössen wie Carlo Brunner, Alex Eugster oder Wysel Gyr gewonnen haben, am 19. Oktober an einer Feier in Schmids Wohngemeinde Bolligen. Dort werden auch die Schmidbuebe ein Comeback geben und zusammen ein paar Stücke spielen.

«Natürlich freue ich mich über diese Auszeichnung», sagt Res Schmid, «die Schwyzerörgeligilde und die Musikregion Bern haben diesen Preis verdient.» Mit Stolz erfüllt ihn aber auch, dass seine Kompositionen heute von vielen Jugendlichen an den Musikschulen gespielt werden. Wer hätte das gedacht, damals, vor 40 Jahren? «Wir machten etwas Neues, waren aufmüpfig», sagt der heute 57-Jährige. Er nimmt einen Schluck Kaffee und erzählt schmunzelnd, dass er damals «ziemlich viel Moos auf dem Kopf» gehabt habe. Wegen dieser Wuschelmähne bezeichnete ihn ein Journalist einmal als «Jimi Hendrix der Volksmusik».

Über 100 Fernsehauftritte

Zu spielen begann Res Schmid als 6-Jähriger auf der Handorgel seines Vaters. Ein paar Jahre später bekam er ein eigenes Örgeli. Die Begeisterung packte auch die Brüder und den Cousin; bald waren die Schmidbuebe geboren. Mit ihnen und später mit dem Quartett RSGM gab Schmid bisher fast 100 Tonträger heraus und trat in über 100 Fernsehsendungen auf, unter anderem in Samstagabendshows wie dem «Musikantenstadl» und «Benissimo».

Vor 14 Jahren gewann das Quartett zudem den Prix Walo in der Sparte «traditionelle Volksmusik». Die Trophäe steht seither abwechslungsweise in der guten Stube von Res Schmid sowie den Gebrüdern Hektor, Daniel und Markus Marti.

Tägliches Training

Zwei der Marti-Brüder spielten früher in einer Rockband. Heute besuchen die vier Männer Konzerte aller Musikrichtungen, vom Montreux Jazz Festival über die Oper in Avenches bis zum Rockkonzert im Hallenstadion. Ihre eigenen Auftritte können sie dank ihrer Bekanntheit gezielt auswählen. Ungefähr drei sind es pro Monat, dazu wird einmal pro Woche in der Formation und jeden Tag einzeln geübt. «Schliesslich wollen wir unser Niveau halten», sagt Schmid.

Tagsüber leitet er als Hauptagent die Axa-Winterthur-Niederlassung in Bolligen. Er ist verheiratet und ist Vater einer 12-jährigen Tochter, die nicht Schwyzerörgeli spielt, dafür Gesangs- und Klavierunterricht nimmt. «Die Musik bleibt also in der Familie.» Weiterfahren will auch das Ländlerquartett RSGM. «Die musikalischen Ideen werden uns wohl nie ausgehen», sagt Res Schmid, «eher mangelt es an der Zeit, all die Pläne umzusetzen, die in unseren Köpfen herumschwirren.»

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Erstellt: 04.04.2013
Geändert: 04.04.2013
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