Bolligen - Die Erwartungen sind noch nicht erfüllt
Die «Bolliger Charta» hat ein halbes Jahr nach der Einführung noch kein grosses Echo ausgelöst. 443 Unterzeichnende bekennen sich bisher zu dem Leitfaden für ein friedliches Zusammenleben.
Werte vermitteln statt Gesetze erlassen. Dieser Ansatz gilt in Bolligen seit letztem Sommer, wenn es um Eindämmung von Vandalismus und Gewalt geht. Handlungsbedarf bestand bei der Gemeinde Bolligen, als sich vor zwei Jahren immer mehr Bürgerinnen und Bürger beschwerten über das Verhalten der Jugendlichen: Sprayen, Kiffen und Pöbeln waren die häufigsten Beanstandungen. Der Gemeinderat reagierte und erliess die «Bolliger Charta» – eine Art Verhaltenskodex, um ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft zu ermöglichen. Ein antiautoritäres Präventionsprogramm, das Werte wie Wertschätzung, Vertrauen, Verantwortung und Ehrlichkeit proklamiert.
Weniger als erwartet
Wer sich zu diesen Werten bekennt, kann seit letztem Sommer auf der Homepage der Gemeinde die Charta unterzeichnen und so ein Zeichen setzen. Eine erste Bilanz fällt etwas ernüchternd aus. Bis heute haben 443 Personen die Charta unterzeichnet. «Das ist weniger, als wir erwartet haben», sagt Bolligens Gemeindepräsident Rudolf Burger (BP), «vielleicht waren wir beim Start etwas zu optimistisch.» Denn bei der Lancierung hoffte Burger, dass mindestens die Hälfte der Bolliger Bevölkerung die Charta unterzeichnet. Das wären rund 3000 Personen.
Doch was nicht ist, kann noch werden. Der Gemeindepräsident betont jedenfalls, dass es sich dabei nicht um einen abschliessenden Prozess handle, die Unterschriftensammlung laufe ja immer weiter.
Trotzdem kein Papiertiger
Auch der zuständige Gemeinderat vom Ressort Bildung und Kultur, Jon Duri Tratschin (SP), räumt ein, dass die «zahlenmässigen Erwartungen» bisher noch nicht erfüllt wurden. Als zahnlosen Papiertiger will er das Projekt der Charta jedoch nicht abstempeln. Gerade bei der Jugendarbeit und in der Schule werde häufig mit dem Wertekodex gearbeitet, um verhaltensauffällige Jugendliche auf den richtigen Pfad zu lotsen. «Gerade dort betrachten wir unsere vermittelten Werte als Erfolg», meint Tratschin. Doch lasse sich dieser Erfolg eben nicht in Zahlen messen.