Bolligen - Die Bauland-Gegner formieren sich erneut

In einem neuen Richtplan zeigt der Gemeinderat auf, wo Bauland eingezont werden kann. Gegner machen gegen die Pläne mobil – ähnlich wie damals, als das Volk die meisten Einzonungen bachab schickte.

Markus Zahno / Berner Zeitung BZ

Es erinnert alles ein bisschen an 2008. Rekordverdächtige 1300 Bolligerinnen und Bolliger kamen damals zur Gemeindeversammlung und lehnten diverse neue Baugebiete hochkant ab. Die Initialzündung kam von Ursula und Roland Jacob: Sie kreierten eine Website, um zu zeigen, wie Bolligen im Falle eines Ja zur Ortsplanungsrevision überwuchert würde.


Nun nimmt der Gemeinderat einen neuen Anlauf. In einem Richtplan hat er zehn Gebiete bezeichnet, wo Bolligen wachsen könnte. Diese Landstücke seien noch lange nicht eingezont, betonen die Behörden bei jeder Gelegenheit. Jede einzelne Einzonung komme noch vor die Gemeindeversammlung. Doch das beruhigt Ursula und Roland Jacob wenig. Sie haben ihre Website www.bolligen.be wieder aktiviert und darin jede Menge Argumente gegen den Richtplan aufgeführt. «Die Leute sollen erfahren, dass jetzt die öffentliche Mitwirkung läuft», sagen Jacobs. Näher wollen sie sich derzeit nicht in der Zeitung äussern.

«Verschandelung»

Die Website dagegen redet Klartext. Etliche 2008 vom Volk abgelehnte Baugebiete seien im neuen Richtplan wieder aufgeführt, kritisiert das Ehepaar hier. «Damit opfert der Gemeinderat das neu aufgebaute Vertrauen.» Ursula und Roland Jacob fürchten die «Entwertung von Naherholungsgebieten» und die «unwiderrufliche Vernichtung von landwirtschaftlichen Flächen». Unbedingt erhalten wollen die beiden den Grüngürtel Rörswil-Hühnerbühl in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Sorgen bereiten dem Ehepaar zudem die «fehlenden akzeptablen Verkehrserschliessungen» sowie die «Verschandelung durch nochmals aufgestockte Bauhöhen». Und ganz grundsätzlich: 174 000 Quadratmeter Neueinzonungen seien zu viel.

Das Ehepaar Jacob fordert vom Gemeinderat, das Siedlungsgebiet sei nicht zu vergrössern, sondern nach innen zu verdichten. So, wie es auf dem Areal des heutigen Flugbrunnenschulhauses geplant ist. Zudem sollen zuerst die bereits eingezonten, aber noch unbebauten Gebiete überbaut werden. Davon gebe es einige: Eisengasse, Pfrundland, Bahnhof, Lutertal und Spittelhaus Habstetten-Nord.

Bis Anfang April

Für Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos) kommt der Widerstand gegen den Richtplan nicht unerwartet. Er gibt aber zu bedenken: «Bolligen hat sich in letzter Zeit massvoll entwickelt.» Zudem handle es sich vor allem um längerfristige Entwicklungsgebiete. Kurzfristig, das heisst in den nächsten fünf Jahren, könnte laut Burger einzig das Zälgli in Habstetten umgezont werden. Dort sollen im alten Bauernhaus Wohnungen eingebaut und in der Hofstatt allenfalls neue Wohnhäuser ermöglicht werden. «Vorher müssen wir dem Kanton ein Strategiepapier vorlegen, das zeigt, wo sich Bolligen in Zukunft entwickeln soll», erklärt der Gemeindepräsident. Deshalb sei der Richtplan entstanden.

Die Mitwirkung läuft bis am 5. April. Dann will der Gemeinderat die Antworten auswerten, den Richtplan allenfalls anpassen und zur Genehmigung an den Kanton weiterleiten. Ganz auf neue Baugebiete zu verzichten, hält Rudolf Burger für illusorisch. Laut Regionalkonferenz solle das Wachstum dort geschehen, wo der öffentliche Verkehr und die übrige Infrastruktur vorhanden seien. Also auch in Bolligen.

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Erstellt: 12.03.2013
Geändert: 12.03.2013
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