Bolligen - Das Reberhaus hält sich wacker

In Bolligen steht ein Jubiläum an: Seit zwanzig Jahren werden im Reberhaus im Dorfzentrum gut besuchte Kulturanlässe durchgeführt. Die Bedeutung für die Gemeinde sei hoch, sagt die Gemeindepräsidentin.

Simon Wälti, "Der Bund"

2015 erhielt das Reberhaus in Bolligen den Ritterschlag: Das Bauernhaus im Dorfzentrum fand Aufnahme in die Liste der «Kulturinstitutionen von mindestens regionaler Bedeutung», die von Kanton und Regionalkonferenz finanziell unterstützt werden. «Da fühlt man sich schon gebauchpinselt, wenn man zusammen mit Konzert Theater Bern auf einer Liste figuriert», sagt Alfons Cina, Geschäftsleiter von «Reberhaus Bolligen Kultur Raum». Mit auf der Liste sind auch die Mühle Hunziken in Rubigen oder der Kulturhof Schloss Köniz. Nun feiert das Reberhaus das 20-jährige Bestehen. Im März 1998 nahm das Haus den Betrieb auf.

Für Cina, der seit den Gründungstagen als Geschäftsführer wirkt, war die Aufnahme auf die Liste eine grosse Anerkennung. Etwa 500 Vermietungen der verschiedenen Räume gebe es pro Jahr. «Das sind 20 000 bis 22 000 Besucherinnen und Besucher.» Akzeptanz und Rückhalt in der Bevölkerung seien nach wie vor hoch. Was jedoch auffällt: Die Vereinstätigkeit ging in den letzten Jahren laut Cina stark zurück. Gerade mit den Aktivitäten der Vereine war die Schaffung eines solchen Zentrums begründet worden. Stattdessen haben private Anlässe wie Geburtstagspartys oder Hochzeitsfeste zugenommen. Neben der Genossenschaft Reberhaus besteht mit dem Aulaverein Bolligen ein zweiter Player im Kulturbereich. Dieser ist bereits seit 1957 aktiv. Auch der Aulaverein veranstaltet Anlässe im Reberhaus und sorgt so für Betrieb.

«Strahlt über Gemeinde hinaus»

«Die kulturelle Bedeutung für die Gemeinde ist hoch», sagt Gemeindepräsidentin Kathrin Zuber (FDP). Es besuchten aber nicht nur Bolligerinnen und Bolliger die Anlässe. «Das Zentrum strahlt über die Gemeinde hinaus.» Das Reberhaus trage wie auch das Hallenbad zur Attraktivität der Gemeinde bei. Man hoffe, dass das Haus auch weiterhin auf der Liste der «Kulturinstitutionen von mindestens regionaler Bedeutung» vertreten sei, sagt Zuber. Derzeit laufen die Entscheidungsprozesse für die Periode von 2020 bis 2023. Die Führung eines Kulturzentrums gehört zwar für eine Gemeinde mit 6300 Einwohnern wie Bolligen – anders als die Schule oder der Winterdienst – nicht zu den absolut zwingenden Aufgaben. Die Stimmbürger wollten aber in den letzten Jahren keine Abstriche beim Reberhaus oder beim Hallenbad in Kauf nehmen. Der Umbau des Bauernhauses ging seinerzeit ins Geld. Der Kredit betrug 4,4 Millionen Franken.

Andere Gemeinden in der Region Bern verfügen über ähnliche Veranstaltungsorte, etwa Muri mit dem Bärtschihus in Gümligen. Wohlen wiederum hat ebenfalls ein Reberhaus, dieses steht in Uettligen. Das Kipferhaus in Hinterkappelen gehört der Kirchgemeinde Wohlen. Das Reberhaus werde eher für lokale Anlässe verwendet, sagt Gemeinderätin Susanne Schori (SVP). Man organisiere kein Kulturprogramm «im grossen Stil», was mit den bestehenden Ressourcen auch nicht möglich sei. 2014 scheiterte ein Kredit für eine Neuausrichtung, um das Haus für Tagungen und Seminare attraktiver zu machen, am Wohlener Stimmvolk.

Getränkezwang bringt Einnahmen

Das Bärtschihus in Gümligen, das in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern kann, diente dem Bolliger Reberhaus als Richtschnur und Inspiration. Heute sei es vielleicht eher umgekehrt, sagt Reberhaus-Leiter Cina. In Gümligen wie in Uettligen sind grössere Anlässe eher dünn gesät. Andere Gemeinden wie Ostermundigen tun sich seit Jahr und Tag schwer. Der Tell-Saal ist in die Jahre gekommen und sanierungsbedürftig; die Pläne für einen neuen Saal auf dem Bären-Areal zerschlugen sich.

Der Betrieb des Kulturraums kostet die Gemeinde Bolligen in diesem Jahr gemäss Budget 140 000 Franken, hinzu kommen 52 000 Franken vom Kanton und der Regionalkonferenz. Eine wichtige Einnahmequelle für das Reberhaus sind nebst den Mieten die Getränke, denn diese müssen beim Reberhaus bezogen werden. «Das hilft uns stark bei der Finanzierung», sagt Alfons Cina.

Es gelingt immer wieder, nationale Grössen zu verpflichten. So tritt etwa Mike Müller im Mai mit «Heute Gemeindeversammlung» auf, beide Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Gemeindeversammlungen gibt es im Reberhaus aber auch in echt, jedoch weniger lustig. Denn im grossen Saal unter dem Dach stellen die Bolliger und Bolligerinnen jeweils die politischen Weichen.

Anlässe im Jubiläumsjahr: www.reberhaus.ch


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Erstellt: 01.02.2018
Geändert: 01.02.2018
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