Bolligen - Das Bistro ist in neuen Händen

Das Bistro im Dorfmärit ermöglicht Jugendlichen, die besondere Unterstützung nötig haben, den Einstieg in die Berufswelt. Neu wird der Betrieb nicht mehr von der Stiftung Agilas geführt, sondern vom langjährigen Angestellten Nazim Mziu.

maz, Berner Zeitung BZ

Auf den ersten Blick ist das Bistro im Bolliger Dorfmärit ein Restaurant wie jedes andere. Morgens bestellen die Gäste Kaffee und Gipfeli, lesen Zeitung. Mittags wird gegessen. Und nachmittags kommen die Rentner zu Kaffee und Kuchen, eine Tasse und ein Tortenstück für 6.50 Franken.

Doch auf den zweiten Blick ist das Bistro anders als andere. Seit 2002 wurde es von Agilas, der früheren Stiftung Rosa Neuenschwander, geführt. Diese gibt Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf die Chance, in den Berufsalltag einzusteigen – etwa in Form einer Anlehre. Betreut werden sie von erfahrenen Berufsleuten.

"Wie eine grosse Familie"

Nazim Mziu ist ein solcher erfahrener Berufsmann. Vor bald neunzehn Jahren trat der Schweizer mit kosovarischen Wurzeln seine Stelle als Kellner im Bistro an. Heute kennt er, wie er schmunzelnd sagt, "etwa 99 Prozent der Gäste mit Namen". Viele von ihnen kommen jeden Tag ins Bistro, viele sind Rentner. Wenn Herr X am Morgen das Restaurant betritt, muss ihn Nazim Mziu nicht fragen, was er trinken möchte, sondern bringt ihm wie immer eine Schale Kaffee. Oder wenn Frau Y nachdenklich am Tisch sitzt, setzt er sich kurz zu ihr, damit sie erzählen kann, wo der Schuh drückt. "Wir sind hier wie eine grosse Familie", sagt Mziu.

Das Bistro könnte im Dorfmärit fast keinen besseren Standort haben – direkt neben dem Coop. Mit seinen fünfzig Innen- und etwa vierzig Aussensitzplätzen ist es nicht klein, aber auch nicht sehr gross. Agilas wurde es hier allmählich zu eng, wie Institutionsleiterin Maja Werthmüller erklärt. Um mehr Ausbildungsplätze anbieten zu können, übernahm die Stiftung letzten Herbst das Restaurant Mattenhof in Gümligen. Nun ist auch die Nachfolge im Bistro Bolligen geregelt: Seit kurzem ist Nazim Mziu für den Betrieb verantwortlich. Es sei sein erstes eigenes Unternehmen, erklärt der bald 45-Jährige. Er hat mit der Besitzerin des Lokals, einer Firma mit Sitz in Zug, einen Pachtvertrag bis 2019 abgeschlossen.

Küche bleibt bei Agilas

Den Service übernimmt Nazim Mziu mit zwei Teilzeitmitarbeiterinnen. Der Koch dagegen ist nach wie vor bei Agilas angestellt, zudem bietet die Stiftung hier weiterhin zwei Küchenausbildungsplätze für Jugendliche. "Das ist eine sehr gute Lösung", sagt Nazim Mziu. Zu tun gibt es in der Küche einiges: Pro Mittag werden im Bistro etwa vierzig Menüs verkauft, zweimal pro Woche liefert das Küchenteam zudem zwanzig Mittagessen in den Agilas-Hauptsitz an der Bolliger Kistlerstrasse.

Mittlerweile ist es im Bistro halb drei Uhr nachmittags. Mit der Ruhe nach dem Mittagessen ist es bald vorbei. In Kürze kommen die Rentner zu Kaffee und Kuchen. Für Nazim Mziu wird es Zeit, sich wieder an die Arbeit zu machen.


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Erstellt: 29.04.2016
Geändert: 29.04.2016
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