Bolligen - Coca-Cola schliesst das Werk Bolligen: 90 Jobs weg
Coca-Cola Schweiz will die Getränkeabfüllung zentralisieren und den Produktionsstandort Bolligen auf Ende Jahr schliessen. Davon betroffen sind 90 Mitarbeitende. Auch für die Gemeindebehörden ist der Entscheid ein Schock.
Zwar kündigte der US-Getränkekonzern Coca-Cola vor zwei Wochen an, weltweit 1600 bis 1800 Stellen zu streichen. Dass auch das Abfüllwerk in Bolligen in Gefahr sein könnte, «darauf hatten wir aber keinerlei Hinweise», sagt Gemeindepräsident Rudolf Burger. Im Gegenteil: Erst vor wenigen Monaten organisierte die Firmenleitung eine grosse Feier zum 50-Jahr-Jubiläum des Werks Bolligen. Unter den Gästen waren verschiedene Kaderleute von Coca-Cola Schweiz. «Wir sprachen mit ihnen auch über die Zukunft. Dass der Standort Bolligen zur Disposition steht, wurde mit keinem Wort erwähnt», so Burger.
Gestern Vormittag kam das böse Erwachen. Die Coca-Cola-Leitung informierte zuerst die Mitarbeitenden und dann die Behörden, dass sie den Produktionsstandort Bolligen auf Ende 2015 schliessen will. Das Abfüllen von Coca-Cola und anderen Süssgetränken des Konzerns (etwa Fanta und Sprite) wird im zürcherischen Dietlikon konzentriert. Dort will das Unternehmen 18 Millionen Franken in eine moderne Hochgeschwindigkeit-Abfüllanlage investieren. In Bolligen gehen 90 Stellen verloren, derweil werden in Dietlikon 15 neue geschaffen.
Steuereinnahmen fehlen
Mit der Konzentration will das Unternehmen «die Wettbewerbsfähigkeit verbessern» und Doppelspurigkeiten zwischen den beiden Produktionsstandorten reduzieren, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Der Standort Dietlikon habe mehr «Potenzial für einen Kapazitätsausbau», zudem sei von dort aus eine «effizientere Belieferung der Kunden in der ganzen Schweiz» möglich. Auch wären bei der Anlage in Bolligen grössere Investitionen nötig geworden. So oder so ist sich Tomas Gawlowski, Geschäftsführer von Coca-Cola Schweiz, bewusst: Die Schliessung «ist für unsere langjährigen, treuen Mitarbeitenden wie auch für die Region eine schwierige Situation».
«Der Entscheid ist für Bolligen ein Schock», sagt Gemeindepräsident Burger. Nach der Büromaterialfirma Iba AG ist Coca-Cola die zweitgrösste Arbeitgeberin in der Gemeinde. Dass 90 Leute ihren Job verlören, sei schlimm. Hart trifft die Schliessung auch die Bolliger Gemeindefinanzen. Konkrete Zahlen sind zwar nicht erhältlich, in guten Jahren dürfte Coca-Cola hier allerdings einen hohen sechsstelligen Betrag an Steuern bezahlt haben. Bereits im Dezember kündigte der Gemeinderat an, die Steuern aufs Jahr 2016 allenfalls erhöhen zu müssen. Dieses Szenario wird nach dem gestrigen Entscheid von Coca-Cola noch wahrscheinlicher.
Folgen hat die Schliessung auch für die Wasserversorgung. Coca-Cola bezog in Bolligen eine riesige Menge Wasser, füllte hier pro Jahr rund 150 Millionen Liter ab. Die Gemeinde gewährte dem Unternehmen pro Jahr einen Mengenrabatt von etwa 63 000 Franken bei Wasser und Abwasser. Diese Sonderregelung kam bei manchen Bürgerinnen und Bürgern schlecht an. Ihnen gab Rudolf Burger jeweils zu bedenken: «Dank dem Grossbezüger können alle von tieferen Wasserpreisen profitieren.» Damit ist bald Schluss. Burger will nichts verschreien, aber: «Eventuell werden wir nun über eine Erhöhung der Wasser- und Abwassertarife diskutieren müssen.»
Hauslieferdienst bleibt
Die betroffenen Coca-Cola-Mitarbeitenden hätten den Schliessungsentscheid gestern «gefasst aufgenommen und konstruktiv reagiert», erklärt Unternehmenssprecher Patrick Bossart. Für sie sei ein Sozialplan mit finanziellen Abfindungen, Frühpensionierungen sowie «Schulungen zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt» vorgesehen. Zudem will das Unternehmen jenen Angestellten, die bis Ende Jahr in Bolligen bleiben, einen Bonus auszahlen. Damit soll verhindert werden, dass der Grossteil der Belegschaft bereits jetzt abwandert und der Betrieb früher eingestellt werden muss.
Insgesamt arbeiten im Werk in Bolligen rund 110 Leute. 20 von ihnen können ihre Stelle behalten – Mitarbeitende des Valser-Wasser-Hauslieferdienstes und der Qualitätssicherung sowie Servicetechniker. Diese unterhalten Coca-Cola-Getränkeautomaten und Offenausschankanlagen. Für diese 20 Leute würden «neue Arbeitsräume an einem anderen Standort möglichst nah bei Bolligen» gesucht, erklärt Patrick Bossart. Das heutige Betriebsgebäude in Bolligen wolle das Unternehmen danach verkaufen.