Bolligen - Bunker soll zur Attraktion werden

Hierher hätte sich der Bundesrat im Krieg zurückziehen sollen. Die Gemeinde und der Besitzer des Areals möchten, dass in der künstlichen Höhle Leben einkehrt.

Peter Steiger / Berner Zeitung BZ

Vor einigen Jahren benützten drei Designfirmen den verlassenen Bundesratsbunker in Geristein am Bantiger für ein Fest und um in schaurig-schöner Umgebung ihre Produkte zu präsentieren. Mehr als 5000 Besucher kamen und staunten. Nach diesem volksfestartigen Anlass schwand das Interesse an der monumentalen Kaverne wieder.


Für Mutproben

Allerdings nicht ganz: Firmen organisierten seither in der Anlage hin und wieder Betriebsanlässe. Anfang 2011 trafen sich Internetgamer, um in unheimlicher Umgebung unheimliche Computerspiele zu testen. Vor einem halben Jahr war ein Filmteam hier. Für ein nicht mehr näher zu eruierendes Projekt drehte die Crew Sequenzen, die das Publikum das Fürchten lehren sollten.

Schliesslich benützt eine Jugendgruppe den Bundesratsbunker für Mutproben. Am vergangenen Wochenende hat die Kinder- und Jugendfachstelle Münchenbuchsee 13- bis 15-jährigen Jugendlichen hier ein schaurig-schönes Erlebnis vermittelt.

«Handgranaten-Rohrpost»

Die Gemeinde Bolligen hat sich bisher wenig um die verborgene Attraktion gekümmert. Das könnte sich nun ändern. Gemeindepräsident Ruedi Burger bedauert, dass die eindrückliche künstliche Höhle kaum beachtet wird. «Wir möchten mit dem Eigentümer Daniele Tomio besprechen, wie wir das verbessern können.» Konkretes kann Burger allerdings noch nicht nennen. Tomio aus Ittigen besitzt mit seiner Frau das Grundstück. Sein verstorbener Schwiegervater kaufte das Areal in den Neunzigern vom damaligen Militärdepartement.

Die Sandsteinkaverne sei sein Hobby, sagt Tomio lachend, während er die Türen zum Bunker öffnet, um dieser Zeitung die Anlage zu zeigen. Tomio möchte andere an seinem Hobby beteiligen. Er vermietet den Bunker. Allerdings sind wichtige Einschränkungen zu beachten. Keine Elektrizität: Wer Strom will, muss einen Generator mitbringen. Keine Heizung: Sommers und winters ist die Luft hier bloss etwa acht Grad warm. Und schliesslich: keine Parkplätze.

Die nächsten Abstellmöglichkeiten sind ein paar Hundert Meter entfernt. Um den nahen Landwirtschaftsbetrieb nicht durch wild geparkte Autos zu stören, will Tomio hier keinen Situationsplan veröffentlichen. Strom, Heizung, Zufahrt:Diese Hürden erschweren denn auch die Nutzung und verhinderten, dass zum Teil abenteuerliche Ideen realisiert wurden. Hirngespinste blieben zum Beispiel Beachvolleyballfelder, ein muslimischer Friedhof, ein Käselager und eine Champignonzucht.

An den kriegerischen Hintergrund erinnert heute nicht mehr viel – bis auf die «Handgranaten-Rohrpost» . Oben im Bunker beginnt ein Schacht, in den die Verteidiger Granaten fallen lassen konnten. Wenn sich der Feind unten bis zur Türe vorgewagt hätte, wäre ihm dort ein solcher Sprengkörper vor den Füssen explodiert. «Vor der Benützung kontrollieren, ob der Kanal nicht verstopft ist» steht auf einer Tafel.

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Erstellt: 23.10.2012
Geändert: 23.10.2012
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