Heute Abend entscheiden die Bolligerinnen und Bolliger über viel Geld - und dies in einer Phase knapper Finanzen. Der Gemeinderat plant die Zentralisierung der Schule im Lutertal, der sanierungsbedürftige Standort Flugbrunnen soll im Gegenzug aufgegeben werden. Auf dem dortigen Areal will die Gemeinde eine Wohnüberbauung realisieren. Für diesen Schritt braucht es eine Erweiterung der Schulanlage Lutertal. Der Kredit für das Projekt «Ansetzen», das auch eine teilweise Erneuerung der bestehenden Gebäude enthält, beläuft sich auf 10,7 Millionen Franken. 800 000 Franken für die Projektierung wurden schon 2011 bewilligt.
Privatpersonen haben im Internet mit der Webpage
www.3065bolligen.ch Kritik an den Plänen des Gemeinderats geübt. Ein Punkt betrifft die Kostensteigerung, ursprünglich war die Rede von rund 8 Millionen Franken. Dies führe zu hohen, neuen Schulden und mache eine Steuererhöhung «unumgänglich». In der Abstimmungsbotschaft geht der Gemeinderat davon aus, dass die jährliche Belastung während der nächsten zehn Jahre rund 950 000 Franken betragen wird. Die Situation sollte sich gemäss Gemeinderat ab dem Jahr 2017 durch den Verkauf des frei gewordenen Flugbrunnenareals wieder entspannen. Die Zusatzkosten hält das Komitee für «nicht tragbar».
Komitee will «gestaffelt vorgehen»
Adrian Goetschi, Sprecher des Gegenkomitees, sagt, er sei nicht grundsätzlich gegen die Zentralisierung und Erweiterung. «Die Vision des Gemeinderats ist nicht falsch. Um wirtschaftlich über die Runden zu kommen, sollten wir aber gestaffelt vorgehen.» Konkret möchte er den Altbau Flugbrunnen in einer Übergangsphase weiter nutzen, den neueren Teil, der sich in einem schlechten Zustand befindet, aber abreissen. So kämen Landverkauf und Erweiterung der Schulanlage zeitlich näher zusammen.
Für den Turnunterricht sollen die Flugbrunnenklassen die Turnhallen im Lutertal benutzen. Die Flugbrunnen-Turnhalle ist wegen Einsturzgefahr mit provisorischen Stützen gesichert. Die viel befahrene Krauchthalstrasse könne so in der Gruppe überquert werden. «Das erhöht die Sicherheit», sagt Goetschi. Zu diesen Ideen habe das Komitee in den letzten Wochen viele «unterstützende Rückmeldungen» erhalten. «Die Leute reagieren emotional auf das Thema.» Die Parteien SP, FDP, SVP, Bolligen Parteilos (BP) und BDP haben übereinstimmend die Ja-Parole beschlossen. «Die Parteiversammlung hat das Projekt einstimmig befürwortet», sagt SVP-Präsident Thomas Fuchs. Es handle sich um eine Chance für Bolligen: «So kann sich die Gemeinde im Zentrum weiterentwickeln.» Den Vorschlag der Gegnerschaft hält er wegen der Transfers über die Kantonsstrasse für wenig praktikabel. Die Eltern würden die Verantwortung für den Transfer über die Kantonsstrasse der Lehrerschaft überlassen. «Nicht nur die Turnhalle, auch die Tagesschule und alle Spezialräume befinden sich im Lutertal.» Die Lehrerschaft begrüsse das Projekt ebenfalls.
«Warum soll man das ‹usestüdele›?»
Auch die SP streicht Synergieeffekte hervor: «Für den Schulbetrieb ergeben sich sowohl pädagogische als auch organisatorische Vorteile.» Dadurch könnten auch Betriebskosten gesenkt werden. «Zudem hat Bolligen derzeit nicht viele Möglichkeiten, um Wohnraum zu schaffen», sagt SP-Präsident Thomas Zysset. «Warum soll man das ‹usestüdele›?», fragt er. Es sei zudem davon auszugehen, dass bei einem Ja zum Erweiterungsprojekt die Stimmberechtigten später auch die Einzonung des Flugbrunnenareals unterstützen würden. Die FDP habe sich seit längerem für die Zusammenlegung der Primarschulen eingesetzt, erklärt Urs Klaeger. Der Bau der Erweiterungsanlage sei nun «die logische Konsequenz». Ein Weiterbetrieb der Flugbrunnenanlage sei keine vernünftige Lösung, so der FDP-Präsident. Und: «Wir sollten das langfristig sinnvolle Projekt nicht an einem vorübergehenden finanziellen Engpass scheitern lassen.» Die FDP gehe überdies davon aus, dass Bolligen die Belastungen mit der bisherigen Steueranlage von 1,50 werde tragen können.
Bolligen Parteilos spreche sich «grossmehrheitlich» für den Kredit aus, sagt BP-Präsident Jörg Frei. In Flugbrunnen bestehe ein hoher Sanierungsbedarf. «Es gibt keinen Plan B, jede andere Lösung wäre viel teurer.» Er räumt aber ein, dass es vor allem wegen der finanziellen Belastung der Gemeinde auch einige «Zweifler» in den Reihen seiner Partei gebe. «Es ist ein Geschäft, das uns lange beschäftigen wird.»
Auch die BDP hat die Ja-Parole gefasst. Grundsätzlich sei es eine «klare Sache» gewesen», sagt Präsident Martin C. Kaufmann. Es handle sich zwar um viel Geld, das man in die Hand nehmen müsse: «Wenn wir die Investitionen hinausschieben, so wird es später noch teurer.» Schliesslich wolle man den Schülern und der Lehrerschaft «ein gutes Schulhaus und zeitgemässe Infrastruktur zur Verfügung stellen».