Die Würfel schienen gefallen zu sein. Mit 191 Ja- zu 90 Nein-Stimmen sagte das Bolliger Stimmvolk im Juni Ja zu einem Kredit von 10,7 Millionen Franken für die Erweiterung der Schulanlage Lutertal. Neun zusätzliche Klassen- und fünf neue Gruppenzimmer sollen entstehen, damit im Lutertal alle Primarstufen zusammengelegt werden können. Auf dem Areal des Flugbrunnen-Schulhauses sollen Wohnungen gebaut werden. Das Gegenkomitee zur Erweiterung der Schulanlage erklärte nach der Gemeindeversammlung, es gedenke nicht, gegen das Verdikt das Referendum zu ergreifen. «Es war ein demokratischer Entscheid, das ist zu akzeptieren», sagte Adrian Götschi vom Komitee damals im «Bund».
Nun aber werden in der Gemeinde doch Unterschriften gesammelt. Eine Gruppe von unabhängigen Bolligern ergreift gegen den Entscheid das Referendum, wie die «Berner Zeitung» berichtete. Falls es der Gruppe gelingt, bis zum Ablauf der 30-tägigen Frist 200 Unterschriften zu sammeln, werden die Bürger an der Urne über den Kredit entscheiden. Es wäre das erste Referendum in der Geschichte der Gemeinde.
Die Unterschriftenbögen sind auf der Homepage des Komitees aufgeschaltet. Adrian Götschi sagt auf Anfrage, das Komitee habe mit dem Referendum eigentlich nichts zu tun. Der Impuls für das Referendum gehe von drei Frauen aus. Als die Initiantinnen an sie getreten seien, sei es für das Komitee klar gewesen, «dass wir die Infrastruktur zur Verfügung stellen». Laut Goetschis Informationen sind 100 der 200 Unterschriften zusammen. Sollte es zur Abstimmung kommen, hält er die Chancen für «intakt», dass das Referendum vor dem Volk Erfolg hat. Die Bedenken der drei Bolligerinnen deckten sich weitgehend mit jenen des Komitees: Die geplante Schule sei zu klein, um alle Klassen zu beherbergen, das Projekt aber gleichzeitig sehr teuer. Und der Schulweg ins Lutertal sei gefährlich und werde nicht rechtzeitig gesichert sein.
Keine Angst vor «Fiasko»
Gemeindepräsident Rudolf Burger (Bolligen Parteilos) sagt auf Anfrage, er sei «nicht total überrascht», dass nun doch das Referendum ergriffen werden soll. Er sei natürlich erleichtert gewesen, als das Gegner-Komitee nach der Abstimmung in Aussicht gestellt habe, auf ein Referendum zu verzichten. Aber wenn nun vom demokratischen Recht des Referendums doch Gebrauch gemacht werde, gelte es dies zu akzeptieren. Er gehe davon aus, dass bei einer allfälligen Abstimmung eine Mehrheit der Bolliger dem Kredit zustimmen werde. Sollte die Vorlage Schiffbruch erleiden, wäre dies laut Burger «ein Fiasko». «Dann wäre ein wirklich gutes Projekt vom Tisch.»