Boll - Kummersofa auf dem Dorfplatz
Oase oder Chaoszone? Mitarbeiter der Offenen Jugendarbeit Stettlen-Vechigen fühlen Anwohnern und Gewerblern seit gestern auf den Zahn. Gefragt ist die Meinung zum Dorfplatz in Boll.
Simona Benovici / Der Bund
Lärmbelästigung, herumliegender Abfall und unbelehrbare Töfflibuben: Was andernorts stört, stört auch in Boll. Wie stark, soll derzeit eine Umfrage klären. «Einzelne Anwohner erleben die Jugendlichen, die sich regelmässig auf dem Dorfplatz treffen, als grossen Störfaktor», sagt die soziokulturelle Animatorin Nicole Chen, die mit der Durchführung der Umfrage betraut ist. «Sie fühlen sich gestört durch lautes Reden und Schreien und durch liegen gelassenen Müll.» Auch hätten Jugendliche in der Vergangenheit zum Ärger der Anwohner vom Dorfplatz aus Platanenfrüchte durch offene Balkontüren geworfen. Vereinzelt seien Erwachsene, die darum mit den Jugendlichen schimpften, danach stärker belästigt oder bedrängt worden, so die Rückmeldungen.
Seit gestern steht am Ort des Geschehens nun ein rotes Sofa. Bei einer Tasse Kaffee sollen Anwohner, Gewerbetreibende und Anstösser des Platzes die Gelegenheit erhalten, sich zur Situation auf dem Dorfplatz zu äussern. Gefragt ist die Meinung von allen. «Nicht nur bezüglich der negativen Rückmeldungen über das jugendliche Verhalten», wie Nicole Chen betont, sondern allgemein zum Dorfplatz: Gefällt dieser so, wie er sich momentan präsentiert, und ist er überhaupt repräsentativ für die Gemeinde? «Es stellt sich die Frage, ob das Zusammenleben während der warmen Jahreszeit bei den verschiedenen Nutzergruppen Stress auslöst, wie sie damit umgehen und was sie vom Zusammenleben auf dem Dorfplatz erwarten.»
«Man muss flexibel sein»
Kaum aufgestellt, nutzen erste Anwohner das Kummersofa und bringen zur Sprache, was ihnen sauer aufstösst. «Mich stören vor allem die illegalen Altglas-Ansammlungen im hinteren Bereich des Platzes», sagt eine ältere Dame. Auch der trockengelegte Brunnen, der ursprünglich zur Verschönerung des Platzes gedacht war, sei alles andere als ein Blickfang. Die Jugendlichen, die mit ihren Töfflis auf dem Platz Runden drehten, seien zwar ebenfalls mühsam. Aber: «Heuer sind die Jungen weniger lärmig als andere Jahre», hält sie diesen zugute.
«Dass der Dorfplatz so ungepflegt ist, stört mich mehr als der Lärm der Jugendlichen», meint eine weitere Anwohnerin. Man müsse halt ein wenig flexibel sein. «Man kann nicht immer nur auf den Jungen herumhacken.»
Fehlende Alternativen in Boll
«Hier in Boll ist der Dorfplatz der einzige Ort, wo wir uns treffen können», sagt der 14-jährige Christian Schmutz. «Allenfalls noch beim Bahnhof.» Wäre die Clique dort, so würden sich aber bestimmt auch dort Leute über die «herumlungernde Jugend» beschweren. Er und rund zehn weitere Schüler sind extra zum Auftakt der Umfrage auf den Dorfplatz gekommen, um ebenfalls ihre Meinung kundzutun. Wie die Dame, die vor ihnen auf dem roten Sofa Platz genommen hat, stören sie sich weniger an Lärm und Littering als am gestalterischen Erscheinungsbild des Platzes. «Der Platz ist viel zu modern für eine ländliche Gemeinde», sagt Anja Blaser. Beton und Brunnenskulptur wirkten trist und farblos, meint die 15-Jährige. «Etwas mehr Natur und Holzbänke würden eher zu Boll passen.»
Jugendtreff nur provisorisch
Gerade bei gutem Wetter sind die Schüler oft auf dem Dorfplatz anzutreffen. Seit vergangenem Winter steht den Jugendlichen aus Boll und Vechigen im Kirchgemeindehaus zwar ein Raum zur Verfügung, wenn auch nur einmal pro Woche. «Schade nur, dass dieses Angebot provisorisch ist», sagt Christian Schmutz. Der 14-Jährige geht mit seinen gleichaltrigen Kollegen jeden Freitag in den Jugendtreff.
Ob es ein dauerhaftes Jugendraum-Angebot in der Gemeinde Vechigen geben wird, ist noch offen. «Der Gemeinderat hat den Auftrag erhalten, einen Jugendtreff einzurichten», sagt die zuständige Gemeinderätin Sabine Stupnicki (fdp). «Der Wille ist da. Leider fehlt es aber an finanziellen Mitteln.» Im Dezember wird die Gemeindeversammlung über die Einrichtung eines definitiven Jugendtreffs entscheiden.
Vorschläge an den Gemeinderat
Bis Ende August können Interessierte noch an der Umfrage auf und zum Dorfplatz teilnehmen. «Wir werden jeweils von Dienstag bis Donnerstag auf dem Platz präsent sein», sagt Chen. Erkennungszeichen ist das rote Sofa. Die vorläufigen Umfrageergebnisse werden jeden Freitag auf dem Dorfplatz ausgehängt. «Einerseits sollen die Leute die Aussagen der anderen lesen können. Andererseits erhoffen wir uns, dass so die Diskussion nochmals angeregt wird.» Eine Zusammenstellung der Aussagen inklusive Handlungsvorschläge wird dann bis Ende Jahr dem Gemeinderat übergeben.
Seit gestern steht am Ort des Geschehens nun ein rotes Sofa. Bei einer Tasse Kaffee sollen Anwohner, Gewerbetreibende und Anstösser des Platzes die Gelegenheit erhalten, sich zur Situation auf dem Dorfplatz zu äussern. Gefragt ist die Meinung von allen. «Nicht nur bezüglich der negativen Rückmeldungen über das jugendliche Verhalten», wie Nicole Chen betont, sondern allgemein zum Dorfplatz: Gefällt dieser so, wie er sich momentan präsentiert, und ist er überhaupt repräsentativ für die Gemeinde? «Es stellt sich die Frage, ob das Zusammenleben während der warmen Jahreszeit bei den verschiedenen Nutzergruppen Stress auslöst, wie sie damit umgehen und was sie vom Zusammenleben auf dem Dorfplatz erwarten.»
«Man muss flexibel sein»
Kaum aufgestellt, nutzen erste Anwohner das Kummersofa und bringen zur Sprache, was ihnen sauer aufstösst. «Mich stören vor allem die illegalen Altglas-Ansammlungen im hinteren Bereich des Platzes», sagt eine ältere Dame. Auch der trockengelegte Brunnen, der ursprünglich zur Verschönerung des Platzes gedacht war, sei alles andere als ein Blickfang. Die Jugendlichen, die mit ihren Töfflis auf dem Platz Runden drehten, seien zwar ebenfalls mühsam. Aber: «Heuer sind die Jungen weniger lärmig als andere Jahre», hält sie diesen zugute.
«Dass der Dorfplatz so ungepflegt ist, stört mich mehr als der Lärm der Jugendlichen», meint eine weitere Anwohnerin. Man müsse halt ein wenig flexibel sein. «Man kann nicht immer nur auf den Jungen herumhacken.»
Fehlende Alternativen in Boll
«Hier in Boll ist der Dorfplatz der einzige Ort, wo wir uns treffen können», sagt der 14-jährige Christian Schmutz. «Allenfalls noch beim Bahnhof.» Wäre die Clique dort, so würden sich aber bestimmt auch dort Leute über die «herumlungernde Jugend» beschweren. Er und rund zehn weitere Schüler sind extra zum Auftakt der Umfrage auf den Dorfplatz gekommen, um ebenfalls ihre Meinung kundzutun. Wie die Dame, die vor ihnen auf dem roten Sofa Platz genommen hat, stören sie sich weniger an Lärm und Littering als am gestalterischen Erscheinungsbild des Platzes. «Der Platz ist viel zu modern für eine ländliche Gemeinde», sagt Anja Blaser. Beton und Brunnenskulptur wirkten trist und farblos, meint die 15-Jährige. «Etwas mehr Natur und Holzbänke würden eher zu Boll passen.»
Jugendtreff nur provisorisch
Gerade bei gutem Wetter sind die Schüler oft auf dem Dorfplatz anzutreffen. Seit vergangenem Winter steht den Jugendlichen aus Boll und Vechigen im Kirchgemeindehaus zwar ein Raum zur Verfügung, wenn auch nur einmal pro Woche. «Schade nur, dass dieses Angebot provisorisch ist», sagt Christian Schmutz. Der 14-Jährige geht mit seinen gleichaltrigen Kollegen jeden Freitag in den Jugendtreff.
Ob es ein dauerhaftes Jugendraum-Angebot in der Gemeinde Vechigen geben wird, ist noch offen. «Der Gemeinderat hat den Auftrag erhalten, einen Jugendtreff einzurichten», sagt die zuständige Gemeinderätin Sabine Stupnicki (fdp). «Der Wille ist da. Leider fehlt es aber an finanziellen Mitteln.» Im Dezember wird die Gemeindeversammlung über die Einrichtung eines definitiven Jugendtreffs entscheiden.
Vorschläge an den Gemeinderat
Bis Ende August können Interessierte noch an der Umfrage auf und zum Dorfplatz teilnehmen. «Wir werden jeweils von Dienstag bis Donnerstag auf dem Platz präsent sein», sagt Chen. Erkennungszeichen ist das rote Sofa. Die vorläufigen Umfrageergebnisse werden jeden Freitag auf dem Dorfplatz ausgehängt. «Einerseits sollen die Leute die Aussagen der anderen lesen können. Andererseits erhoffen wir uns, dass so die Diskussion nochmals angeregt wird.» Eine Zusammenstellung der Aussagen inklusive Handlungsvorschläge wird dann bis Ende Jahr dem Gemeinderat übergeben.