Boll - Das Bähnli macht Platz für Neues

2016 will die RBS ein immer wieder hinausgeschobenes Projekt realisieren: die Gleisverlegung in Boll. Mindestens ein Gebäude muss abgerissen werden, dafür entsteht eine neue Überbauung.

Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
Seit über 50 Jahren redet man davon, das RBS-Gleis in Boll zu verlegen. So müsste die Bahn nicht mehr eine enge Kurve fahren, und vor allem würde die Sicherheit erhöht. «Kommen Sie, ich zeige Ihnen ein paar heikle Stellen», sagt Walter Schilt (SVP), Vechigens Gemeindepräsident. Er schreitet zur Moosgasse, die über das Gleis in die Hauptstrasse mündet. Schranken gibt es keine, dafür ein Andreaskreuz mit Blinklichtern. Andere Zufahrten führen sogar ganz ungesichert über das Gleis.

Problematisch ist zudem, dass die Bahnlinie direkt und ohne Abtrennung neben der Hauptstrasse verläuft. Wollen Passanten auf dem Fussgängerstreifen die Strasse überqueren, müssen sie also nicht nur auf die Autos achten, sondern auch darauf, ob ein Bähnli naht. Tödliche Unfälle habe es seines Wissens noch keine gegeben, sagt Schilt, doch schon oft sei Glück im Spiel gewesen.

Eine neue Siedlung

Für ungefähr 30 Millionen Franken will die RBS das Gleis nun in Richtung Süden verschieben und später eventuell zur Doppelspur ausbauen. Entsprechend würde die heutige Bahnstation Boll-Utzigen abgerissen und 100 Meter weiter südlich neu erstellt. Das bereits eingezonte Gebiet zwischen dem heutigen und dem künftigen Gleis würde für eine Überbauung mit bis zu 100 Wohnungen frei. Im Zuge der Gleisumlegung entstünde zudem eine Unterführung für die Moosgasse, auch die Hauptstrasse müsste angepasst werden.

Immer wieder wurde das Grossprojekt hinausgeschoben. Doch Gemeindepräsident Schilt und RBS-Sprecherin Fabienne Thommen sind optimistisch, dass es diesmal klappt. Zwar sei der Kostenteiler zwischen RBS, Bund, Kanton und Gemeinde noch nicht klar, betont Thommen. Doch bereits 2016 sollen die Bauarbeiten beginnen. Seit gestern liegt der Richtplan Boll-Süd im Rahmen der Vechiger Ortsplanungsrevision zur öffentlichen Mitwirkung auf.

Sägerei muss weichen

Mit dem Richtplan gewann die Gemeinde sogar einen mit 125000 Franken dotierten Wettbewerbspreis des Kantons. Das verleihe dem Projekt natürlich Rückenwind, sagt Walter Schilt. Er ist sich aber bewusst, dass die Begeisterung im Dorf nicht überall gleich gross ist. So müsste insbesondere das Sägereigebäude von Peter Brand – gegen eine finanzielle Entschädigung – dem neuen Bahntrassee weichen. «In diesem Betrieb steckt viel Herzblut. Ich möchte ihn unbedingt weiterführen», erklärt Brand. Er lässt aber mit sich reden: Wenn die Gemeinde Land für ein Ersatzgebäude einzont, wird er dem Abbruch wohl zustimmen.

Klar ist: Kommt das Projekt zustande, wird es das Gesicht von Boll verändern.

Revidierte Ortsplanung: Die Gemeinde Vechigen will von 4700 auf rund 5000 Einwohner wachsen

Vechigen stellt die Weichen für die Zukunft – nicht nur mit der Gleisumlegung in Boll, sondern auch mit der Ortsplanungsrevision. Bis Ende April liegen die Unterlagen zur öffentlichen Mitwirkung auf. «Wir streben ein massvolles Wachstum an», sagt Gemeindepräsident Walter Schilt. Nicht, dass es Vechigen gleich ergehe wie Bolligen oder Ittigen, wo das Volk im Jahr 2008 grosse Einzonungen bachab schickte. Aus diesem Grund will Vechigen nur 3,6 Hektaren neu einzonen; gemäss kantonalen Vorgaben wäre mehr als das Doppelte erlaubt. Es sollen keine neuen Baugebiete geschaffen, sondern bestehende Siedlungen erweitert werden. Insbesondere beim Diessenberg sowie beim Rämmelgässli. So würde die Einwohnerzahl von heute 4700 auf rund 5000 steigen. Damit Vechigen eine einigermassen grüne Gemeinde bleibt, verzichtet der Gemeinderat auch auf die Einzonung des Obermoos, wo der regionale Richtplan eine neue Überbauung vorschlug. «Würden wir dieses schöne Gebiet einzonen, gäbe das wohl – berechtigterweise – einen Volksaufstand», sagt Walter Schilt. Dafür soll im Zuge der Ortsplanungsrevision das «heute sehr komplizierte Baureglement vereinfacht werden». Voraussichtlich am 9.Juni 2013 wird das Stimmvolk an der Urne über die Ortsplanungsrevision entscheiden.

Infoversammlung: Donnerstag, 22.März, 19.30 Uhr, im Saalprovisiorium der Oberstufenschule.


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Erstellt: 16.03.2012
Geändert: 16.03.2012
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