Bleiken - Wein und Applaus zum Abschied
Zum letzten Mal kamen die Bürgerinnen und Bürger von Bleiken zur Gemeindeversammlung zusammen. Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Ortsteils Bleiken in der Gemeinde Oberdiessbach haben sich aber bestimmt nicht zum letzten Mal versammelt.
Schon auf der Fahrt nach Bleiken fällt das Ortsschild auf: «Bleiken b. O.» wird bald ersetzt durch «Bleiken, Gemeinde Oberdiessbach». Am Montagabend fand im Gemeindehaus die letzte Gemeindeversammlung statt, bevor die Fusion mit Oberdiessbach per 1. Januar 2014 in Kraft tritt. Nach Aeschlen fällt damit quasi ein weiterer Ortsteil an jene Ortschaft zurück, zu der bis 1798 die Gemeinden Diessbach, Aeschlen, Bleiken, Hauben, Ausserbirrmoos, Schöntal und Barschwand gehörten und die als Freiherrschaft Diessbach in die Geschichtsbücher eingegangen war. Doch davon war am Montag nicht die Rede.
Vielmehr ging es ums Aufräumen, wie Finanzverwalterin Therese Wüthrich sagte. Dreimal konnten die 54 Stimmberechtigten – ein stattlicher Anteil der insgesamt 387 Einwohner – eine Kreditabrechnung zur Kenntnis nehmen, bei welcher der Kredit unterschritten wurde. Dass die Zahlen auf der Folie nicht identisch waren mit jenen, die Wüthrich in ihren Unterlagen hatte, löste kurz Kopfschütteln aus, vermochte aber niemanden wirklich zu stören. Auch nicht, dass der Gemeinderat eine von zwei Kreditüberschreitungen in Eigenregie genehmigen konnte. Selbst die Abrechnung der generellen Entwässerungsplanung, die mit Ausgaben von 108 000 Franken weit über die genehmigten 62 000 Franken hinausschoss, vermochte höchstens ein paar spöttische Bemerkungen hinter vorgehaltener Hand auszulösen. Der nötige Nachkredit über gut 46 000 Franken wurde wortlos genehmigt.
Eher schienen die Bleikner den gemeinsamen Abend zu geniessen; die Stimmung im Saal war stets entspannt – und vielleicht sogar von einem gewissen Galgenhumor geprägt. Vizegemeindepräsident Jonny Meyer stellte die Idee vor, einen Ortsverein zu gründen, der das Leben und den Zusammenhalt im Dorf auch nach der Fusion pflegen und soziale und kulturelle Aufgaben übernehmen soll. Interessierte können sich bis im Januar bei Gemeinderätin Katharina Abt-Bachmann melden.
Danach gabs Applaus und Wein für viele – denn viele sind es, die sich in den letzten Jahren in Ämtern und Funktionen für die Gemeinde Bleiken engagiert hatten: Die Mitglieder der Schulkommission wurden verabschiedet, die Läusetante und ihr Team, die Schulbusfahrer, der Bauverwalter und -kontrolleur, die beiden Wegmeister, der Ackerbaustellenleiter, die Finanz- und die Gemeindeverwalterin und zu guter letzt auch der Gemeinderat. Für alle gab es Wein und ein Couvert, für die Damen Blumen – und für jene, die in Oberdiessbach neue Ämter übernehmen, die besten Wünsche für ihre neuen Aufgaben. «Vertretet unser Dorf gut», war ein oft geäusserter Wunsch.
Eine Votantin äusserte in der Schlussrunde noch ein Anliegen von der Art, welcher sich vielleicht dereinst der neue Ortsverein annehmen könnte: Am 14. Dezember um 16.53 Uhr fahre das Postauto zum letzten Mal nach Oberdiessbach, um 17.18 Uhr zurück nach Bleiken. «Es wäre schön, wenn wir diese Kurse noch einmal richtig füllen könnten», sagte sie und appellierte an die Bevölkerung mitzufahren. «Danach gibts hier oben Glühwein für alle, die Lust haben.» Gemeindepräsident Pietro Valsangiacomo stellte fest: «Ich sehe schon: Am Ende haben wir wieder eine riesen Chilbi», und lud schliesslich die Versammelten zum Apéro, gespendet von der Firma, die das lukrative Beratungsmandat übernehmen und die Gemeinden Oberdiessbach und Bleiken auf dem Weg zur Fusion beraten durfte.