Bleiken gehört ab nächstem Jahr politisch zu Oberdiessbach. Doch nicht nur der Gemeinde steht eine einschneidende Veränderung bevor, sondern auch einem der drei Ortsvereine, den Militärschützen Bleiken. Für den Verein, der heuer sein 130-jähriges Bestehen feiert, heisst es schon bald «Ende Feuer in Bleiken». Es ist das Resultat eines länger schwelenden Konflikts zwischen den Schützen und einem Ehepaar *, das in der Nähe des Schiessstands wohnt und sich an Lärm und Schiesszeiten stört.
Das juristische Hin und Her ist am Vereinsvorstand nicht spurlos vorbeigegangen und hat jetzt Konsequenzen. «Künftig werden wir in Brenzikofen schiessen», sagt Urs Zimmermann, Präsident der Militärschützen. «Wir haben bei den Brenzikofer Schützen gewissermassen Asyl erhalten. Als Verein bleiben wir hingegen eigenständig.»
Anwohner holten sich Anwalt
In zwei Briefen, die Anfang Jahr im Infoblatt der Gemeinde Bleiken veröffentlicht wurden, schilderten Urs Zimmermann und das Ehepaar ihre jeweilige Sicht auf den Stand der Dinge. Das Ehepaar verwehrte sich gegen den Vorwurf, dass «wegen uns nicht mehr geschossen werden darf». Dies liege viel eher an der «Sturheit der Verantwortlichen der Militärschützen». Das Ehepaar muss nach eigenen Angaben jeweils das Haus verlassen, wenn geschossen wird; der Lärm sei nicht zum Aushalten.
Da die Gemeinde in den Augen der Betroffenen zu wenig unternommen hat, wandten sie sich an einen Anwalt. Gemeinsam hätten sie den Schützen Vorschläge für verträgliche Schiesszeiten unterbreitet – ohne Erfolg. Die Angelegenheit landete schliesslich vor dem Friedensrichter. «Die Militärschützen wollten nichts wissen von diesem Deal», schreibt das Ehepaar. Deshalb sei es zur Klage und nun zum Aus des Schiessbetriebs in Bleiken gekommen. Für eine direkte Stellungnahme in dieser Zeitung war das Ehepaar trotz mehreren Versuchen nicht erreichbar.
Schiesszeit ging stetig zurück
Die Schützen erzählen freilich eine andere Version der Geschichte. Mit der neuen Lärmschutzverordnung sei die Schiesszeit des Schützenstands Anfang der 1990er-Jahre auf 40 Stunden pro Jahr eingeschränkt und amtlich festgelegt worden. Der Verein hat diesen Wert laut Zimmermann in all den Jahren weder überschritten noch ausgenutzt. Dennoch kam es zwischen dem Ehepaar und den Schützen 2007 zu zwei Aussprachen, die dazu führten, dass der Verein die Schiesszeit freiwillig auf 28 Stunden pro Jahr kürzte. Zwei Jahre später soll das Ehepaar eine Reduktion auf 19 Stunden gefordert haben, worauf die Schützen zunächst nicht eingingen. Sie waren letztlich aber dazu bereit, die Schiesszeit weiter zu kürzen – auf 22 Stunden. Das Ehepaar lehnte das Angebot jedoch ab und klagte den Verein sowie den Besitzer des Landes, auf dem sich der Schiessstand befindet, an. Ein Aussöhnungsverfahren führte zu keinem Resultat; die Anwohner überwiesen in der Folge die Anklage ans Regionalgericht Bern-Mittelland – mit der Forderung, den Schiessstand Bleiken zu schliessen.
Geld, Zeit und Nerven weg
Damals wurde für Zimmermann klar, dass der Schiessbetrieb in Bleiken zu Ende gehen würde. «Die Bedingungen, die das Ehepaar stellte, waren mit einem angemessenen Betrieb unseres Vereins nicht mehr vereinbar», sagt der Präsident der Militärschützen. Für das letzte und das aktuelle Jahr wurde eine Schiesszeit von je 16 Stunden ausgehandelt. «Nebst den drei obligatorischen Schiessen reichte die Zeit nur noch für ein freies Training, ein Vorüben für das Feld- sowie das Schlussschiessen.» Bereits jetzt werden Übungseinheiten auswärts durchgeführt, zudem verzichten die Bleikner bei Wettkämpfen des Amtsschützenverbands seit fünf Jahren auf das Heimrecht. «Wir haben versucht, die Angelegenheit diplomatisch zu lösen, aber uns haben je länger, je mehr die Zeit, das Geld und die Nerven für weitere Gerichtsverhandlungen gefehlt.»
Von der Bildfläche verschwinden werden die Bleikner Militärschützen dank der Zuflucht in Brenzikofen nicht. Was mit dem Schiessstand passiert, ist zurzeit noch offen; auch er kommt nicht von heute auf morgen weg. Der Verein, der 40 Mitglieder und darunter 20 Aktive hat, wird im Dorf weiterhin für die Organisation des öffentlichen Maibummels und des jährlichen Weihnachtsmarkts sorgen. Trotz der gesicherten Zukunft fällt Zimmermann der Abschied aus Bleiken alles andere als leicht: «Der Verein ist hier seit 130 Jahren präsent. Da stecken viele Emotionen und eine lange Tradition dahinter.»
* Name der Redaktion bekannt