Bleiken - Ein neuer Stall für behornte Kühe

Daniel und Adelheid Graf haben einen Offenfront-Anbindestall für 48 Kühe gebaut. Sie wissen, dass sie damit nicht im Trend liegen, sind aber überzeugt, dass der Anbindestall zu den Kühen passt.

Samuel Krähenbühl, Thuner Tagblatt
«Ein Neubau eines Anbindestalls in dieser Grösse ist selten», sagt Felix Neuenschwander von DeLaval. Seine Firma hat den Stallneubau Graf in Bleiken von melktechnischer Seite her beraten. «Diese Kombination aus Offenfrontstall mit Curtain (Vorhang) auf der einen und Anbindestall auf der anderen Seite ist sogar einzigartig», schiebt er nach.

48 Kühe angebunden

Tatsächlich: Der hohe, helle und nach zwei Seiten offene Stall entspricht einem heute oft gebauten Muster. Die beiden gegenständigen Läger mit je 24 Anbindeplätzen und Tiefstreu hingegen sieht man in Neubauten heutzutage sehr selten. Er wisse, dass man für den Neubau eines Anbindestalls von einigen Leuten belächelt werde, räumt Daniel Graf ein. Doch er und seine Frau hätten sich sehr wohl viel dabei überlegt. Eine Überlegung war, dass die bisherige Rohrmelkanlage weiterverwendet werden kann. «Einen neuen Melkstand hingegen gibt es nicht für unter 100 000 Franken», begründet er. Dank der Ersparnis hätten sie ein neues Gisi-Hochsilo mit Entnahmefräse aufstellen können. Und punkto Zeitaufwand beim Melken sei der Stall dank den kurzen Wegen zwischen den beiden Lägern durchaus vergleichbar mit einem Melkstand. Dies, zumal man einen Melkstand noch putzen müsse.

Behornte Kühe

Doch der Entscheid für einen Anbindestall habe auch noch andere Gründe gehabt. Denn die Einnahmen aus dem Viehhandel sind für den Betrieb Graf wichtig. «Im Anbindestall kann ich völlig verschiedene Kuhtypen halten», erläutert Graf. Und gerade im Segment der Swiss-Fleckvieh- und erst recht der reinen Simmentaler Kühe, auf das sie spezialisiert seien, seien behornte Kühe oft gefragt. Der Kundenkreis für solche Kühe gehe bis in die Ostschweiz. «Dank dem Anbindestall können wir beides, behornte und enthornte Simmentaler und Swiss-Fleckvieh-Kühe, aus dem gleichen Stall anbieten», fügt er an. Denn er und seine Frau seien überzeugte Anhänger des Zweinutzungstyps. «Wenn wir mit einem Preis von 50 Rappen pro Kilogramm Milch kalkulieren, dann kann ich lange melken, bis ich gleich viel verdient habe wie durch den Verkauf eines Simmentaler Tränkestiers für 900 Franken», argumentiert er.

Stall ist umrüstbar

Doch bei aller Begeisterung für behornte Kühe und Anbindestall haben Grafs trotz allem so gebaut, dass der Stall mit relativ wenig Aufwand in einen Laufstall umgebaut werden könnte: «Für uns war wichtig, dass wir eine Halle haben, in der wir mit wenig Aufwand alle Möglichkeiten haben.» So sind unter der Halle Schwemmkanäle für die Gülle gebaut. In die geht ein Grossteil des Hofdüngers. «Wir misten jedoch trotzdem das Gröbste, damit es kein Problem mit dem Stroh im Schleppschlauchverteiler gibt», erklärt er.

Laufstall für Jungvieh

Und beim Jungvieh setzen auch Grafs nicht mehr auf die Anbindehaltung. Die Kälber sind in Iglus auf der offenen Südseite des Stalls untergebracht. Und die rund 50 Stück Rinder werden in einem sehr geräumigen Tiefstreuhallenstall gehalten. «Damit sollte es auch weniger Probleme wegen Konflikten zwischen behornten und enthornten Rindern geben», erwidert Graf den entsprechenden Einwand.

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Erstellt: 12.10.2013
Geändert: 12.10.2013
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