Nach Attacken in Biglen: Bissiger Hund wird eingeschläfert

Im letzten halben Jahr hat ein Hund am Bigler Bärenstutz zweimal andere Hunde heftig angegriffen. Einer der beiden angegriffenen Hunde starb kurz darauf an den Bissverletzungen. Anwohnende machen sich nun Sorgen um die Sicherheit der Schulkinder, welche die Stelle täglich mehrmals passieren.

Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch

Am 25. Dezember 2018 kam es in Biglen zu einer Hundeattacke mit tödlichem Ende: Der Jack Russell Terrier Eddy wurde am Bärenstutz von Boxer-Mischling Tom grundlos angefallen und so stark verletzt, dass Eddy am 13. Januar im Tierspital starb. Eddys Besitzerfamilie erstattete Anzeige. „Am 21. Mai kam es nun zu einem zweiten Vorfall, bei dem derselbe Hund einen anderen Hund angriff, dessen Gesundheitszustand nun ebenfalls sehr eingeschränkt ist“, berichtet Anwohnerin Eva Röthlisberger.

 

Ebenso hat sie von einem Vorfall gehört, bei dem ein Kind, das bei Toms Besitzerfamilie zu Besuch war, in die Hand gebissen worden sei. „Der Hund sollte einen Maulkorb tragen“, sagt Röthlisberger. Zudem sei der Zaun beim Haus der Besitzerfamilie zu wenig hoch, sodass der Hund darüberspringen könne.

 

Schulweg von vierzig Kindern

Sie und drei andere Anwohnende sind nun besorgt: „Der Bärenstutz ist der Schulweg von rund vierzig Kindern, die hier viermal am Tag durchlaufen müssen“, sagt sie. Sie hätten Angst, dass der Hund auch die Kinder, andere Erwachsene und weitere Hunde angreifen könnte.

 

„Das Veterinäramt hat in Folge der Anzeige nach dem Angriff im Dezember Massnahmen ergriffen, aber die sind nicht öffentlich und wir sehen nicht, dass etwas passiert wäre“, sagt Röthlisberger. Sie und ihre Mitstreiter, welche selber Kinder hätten, die über den Bärenstutz zur Schule gingen, seien deshalb auf die Gemeinde zugegangen und hätten um ein Eingreifen gebeten. Diese hätte das Anliegen zwar entgegen genommen, sie aber vertröstet. „Will man warten, bis etwas Schlimmeres passiert?“, fragt Röthlisberger.

 

Veterinäramt: "Massnahmen nach zweitem Vorfall verschärft"

„Ich verstehe die Sorgen der Anwohnenden“, sagt Gemeindepräsident Peter Habegger (FDP). Sie hätten mit den Anwohnenden gesprochen. „Wir arbeiten aber mit dem Veterinäramt zusammen, welches den Lead hat, die Massnahmen bestimmt und umsetzt“, sagt er. Mehr könne die Gemeinde nicht tun. „Wir sind im Bild, was die Massnahmen sind und stützen die Stellungnahme des Veterinäramts zu den Vorfällen“, so Habegger.

 

Der Veterinärdienst des Kantons Bern bestätigt auf Anfrage beide Vorfälle. „Nach dem ersten Vorfall wurden Massnahmen angeordnet und umgesetzt. Nach dem zweiten Vorfall wurden die Massnahmen verschärft“, schreibt der Veterinärdienst. Diese würden derzeit verfügt und müssten dann umgesetzt werden. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, gibt das Veterinäramt keine Auskunft über die verhängten Massnahmen.

 

Täterhund ist psychisch gestört

Die Besitzerin von Tom äussert sich jedoch zu den Massnahmen. „Tom wird nächste Woche eingeschläfert“, sagt sie und erklärt, warum es zu den Attacken gekommen ist. „Tom kommt aus Bulgarien und ich habe ihn, sowie zwei weitere meiner vier Hunde vom Tierheim. Diese Tiere haben eine Vergangenheit“, sagt sie. Bei Tom sei eine psychische Störung diagnostiziert worden. „Tom ist hyperaktiv. Er zeigt ein Fehlverhalten und sieht andere Hunde als Jagdobjekt“, erklärt sie. Für ihn gebe es dann kein Halten mehr. Er wolle dann den anderen Hund töten. Wie gestört der Hund sei, habe sich auch beim zweiten Angriff gezeigt: „Tom brach durch unseren Gartenzaun und verletzte sich dabei sogar selbst“, so die Besitzerin.

 

Hundebesitzerin: "Ich habe die Massnahmen sofort umgesetzt"

Sie erklärt auch, wie es zum ersten Vorfall kam. „Beim ersten Mal war unsere Gartentüre aus unbekannten Gründen offen, sodass Tom entweichen konnte“, sagt sie. Das Veterinäramt habe ihr danach das Anbringen eines Schlosses verfügt, was sie auch umgehend umgesetzt habe.

 

Was die unzureichende Höhe ihres Zaunes anbelangt, bestätigt sie, dass Tom tatsächlich einmal über den Zaun gesprungen sei. „Das war aber, als wir ihn gerade frisch bei uns hatten. Wir kannten ihn noch nicht gut und wussten nicht, wie hoch er springen kann. Danach haben wir den Zaun sofort auf zwei Meter hochgezogen“, sagt sie.

 

Auch die Verordnung eines Maulkorbs als Folge der Abklärung der psychischen Störung habe sie umgesetzt. Diesen musste Tom auf Spaziergängen tragen, was sie auch so gehandhabt habe. „Als er im Dezember durch die Gartentür entwischte, trug er den Maulkorb natürlich nicht“, sagt sie.

 

Gebissenes Kind: Es war nicht Tom

Der Vorfall, bei dem ein Kind in die Hand gebissen wurde, betreffe nicht Tom, sondern ihre Hündin. „Sie mag es nicht, gestreichelt zu werden, was ich den Leuten auch immer sage“, sagt sie. Die Hündin sei ansonsten unproblematisch. Es liege zudem in der Verantwortung der Eltern, ihren Kindern beizubringen, fremde Hunde nicht zu berühren. Zudem sei es kein Biss gewesen, sondern nur ein Klemmen. „Das Kind hat nur einen blauen Fleck davongetragen“, sagt sie.

 

In Bezug auf diesen Vorfall findet sie die Angst um die Schulkinder unbegründet, solange sie nicht am Zaun ihre Hündin streicheln wollten. Auch in Bezug auf Tom bestehe für Menschen keine Gefahr. „Er sieht aufgrund seines gestörten Verhaltens nur andere Hunde als Beute“, sagt sie.

 

Therapie war zu teuer

Die Vorfälle tun ihr leid. Sie habe all ihre Hunde gut erzogen. Für die psychische Störung ihres Hundes könne sie aber nichts. „Eine Therapie hätte 3000 Franken gekostet“, sagt sie, die dafür verschiedenste  Therapeuten angegangen hatte. Wegen der hohen Kosten liess sie es damit aber bleiben. Zudem habe keine Hundeschule ihren Hund wegen seines Fehlers akzeptiert. Dass sie Tom nun einschläfern müsse, tue ihr zwar weh, aber sie sei auch erleichtert. „Ich war mit ihm am Anschlag“, sagt sie.


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Erstellt: 01.06.2019
Geändert: 04.06.2019
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