Biglen/Walkringen - Schulstreit zwischen den Gemeinden

Die beiden Gemeinden streiten sich wegen der Sekundarschule: Um die eigene Oberstufe zu retten, will Walkringen seine Schüler künftig nicht mehr in der Nachbargemeinde zur Schule schicken. Biglen warnt, dadurch würden alle Schulstandorte geschwächt.

Christian Liechti / Berner Zeitung BZ
Das politische Klima zwischen den beiden Nachbargemeinden Biglen und Walkringen ist frostig. Mit den neuen Plänen sei viel Geschirr zerschlagen worden, sagt Katharina Schneider, Ressortvorsteherin Bildung in Walkringen. Insbesondere die Bigler Lehrer seien «tief verletzt». Auslöser für den politischen Klimawandel sind die Zukunftspläne von Walkringen für die eigene Schule.

Statt die Sekundarschüler wie seit Jahrzehnten nach Biglen in die regionale Sekundarschule zu schicken, will Walkringen sie künftig in der eigenen Oberstufe unterrichten. Damit gingen der Sekundarschule Biglen auf einen Schlag rund 40 Schüler verloren. Das entspricht rund einem Drittel.

Kann aber Walkringen keine eigene Sekundarschule eröffnen, ist die ganze Oberstufe in der Gemeinde gefährdet. «Mit der Trennung von Biglen stärken wir unsere eigene Schule», sagt Ressortvorsteherin Katharina Schneider. Und dies fördere die Attraktivität der gesamten Gemeinde. «Uns ist klar, dass wir mit dem Entscheid Biglen in eine schwierige Situation bringen.»


Als Träume bezeichnet

Wie schwierig die Situation wirklich ist, hat Biglen diese Woche Walkringen in einer Stellungnahme mitgeteilt. «Die Nachbargemeinde träumt bereits seit Jahrzehnten von einer eigenen Sekundarschule», schreibt der Bigler Gemeinderat. Bereits 1991, beim Wechsel des Schulmodells von 4/5 auf 6/3 habe Walkringen den Alleingang geprüft. Zwei Jahre später sei dann aber aus «organisatorischen und vor allem finanziellen Überlegungen» die Idee der eigenen Sekundarschule wieder verworfen worden.

Der zweite Versuch scheiterte 1999, als der Regierungsrat den Alleingang Walkringens ablehnte. Wie Biglen in der Stellungnahme weiter schreibt, seien im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft 2,3 Millionen Franken in einen Schulhausneubau investiert worden.

Die Sekstandortgemeinde Biglen lehnt den Alleingang von Walkringen aus diesem und zahlreichen weiteren Gründen ab. Die Gemeinde verliere jährlich Schulgelder in Höhe von rund 180 000 Franken. Die Ausfälle, teilt der Gemeinderat mit, könnten nicht auf die Partnergemeinden Arni und Landiswil überwälzt werden. Das Fazit der Bigler: «Wir bleiben auf dem Ausfall sitzen.»

Weiter rechnet der Gemeinderat vor, dass weitere Mehrkosten auf alle beteiligten Gemeinden zukommen. Durch die Trennung seien sinnvolle Klassengrössen schwieriger zu realisieren, so der Bigler Gemeinderat. Daher müssten finanziell unattraktive Klassengrössen gebildet werden.

Stellen gefährdet

Die finanziellen Folgen sind das eine, die Auswirkungen auf Lehrer und Schüler das andere. So geht der Gemeinderat von Biglen davon aus, dass das Angebot an Freifächern eingeschränkt werden muss. Betroffen wären die Lektionen Mittelschulvorbereitung und individuelle Lernförderung. Total sollen zwischen 65 und 85 Lektionen wegfallen. Dies entspricht 2,3 bis 3 Vollzeitstellen.

«Weil zuerst Teilpensenlehrkräfte entlassen werden müssten, würden schätzungsweise vier bis sechs Lehrpersonen ihre Stelle verlieren», schreibt der Bigler Gemeinderat.


«Das Bildungsangebot verschlechtert sich für alle Gemeinden im Einzugsgebiet der Sekundarschule Biglen», sagt Peter Habegger (FDP), Departementsvorsteher Bildung, Kultur und Sport. Durch die Verzettelung der Kräfte werde das Angebot des Unterrichts sowohl quantitativ als auch qualitativ nicht mehr so gut sein wie heute. «Dies gilt für die verkleinerte Sekundarschule Biglen und auch für die neue Sekundarschule Walkringen.»

In Walkringen ist der Gemeinderat zuversichtlich, dass die Stimmbürger der eigenen Sekundarschule zustimmen werden. Dafür ist am 28. März eine ausserordentliche Gemeindeversammlung einberufen. Danach sollen die Pläne dem Kanton zur Genehmigung vorgelegt werden.

«Mit der eigenen Sek lösen wir auf einen Schlag all unsere Probleme an der Oberstufe und sorgen erst noch für eine bessere Chancengleichheit unserer Schüler», sagt Bildungsvorsteherin Katharina Schneider. «Walkringen kann mit einer eigenen Sekundarschule also nur gewinnen.»


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Erstellt: 17.02.2011
Geändert: 17.02.2011
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