Biglen - Sechs Parteien buhlen um die Gunst der Wähler

Die Gemeinde Biglen hat weniger als 2000 Einwohner. Das politische Leben ist aber vielfältig. Seit neustem wollen sich nicht weniger als sechs Parteien zum Wohl der Gemeinde einsetzen.

Jakob Hofstetter / Wochen-Zeitung
Seit Jahren gestalteten SVP, FDP, SP und Freie Wähler (FW) die Politik der Gemeinde Biglen. Vor einem Jahr gründeten ein paar Leute die EVP, und neu mischelt auch die BDP mit. Sie soll am 3. März gegründet werden. Präsidentin wird die bisherige SVP-Gemeinderätin Anna Elisabeth Aeschlimann. Im Gemeinderat wird sie nicht die einzige BDP-Vertreterin sein. Gemeinderat Ulrich Moser hat bereits letzten Herbst die SVP verlassen und ist der kantonalen BDP beigetreten. Gemeinderätin Beatrice Eichenberger hat an der SVP-Hauptversammlung letzte Woche – zusammen mit Anna Elisabeth Aeschlimann und rund 30 weiteren Mitgliedern – den Austritt gegeben. Die drei Gemeinderatsmitglieder werden zu den Gründungsmitgliedern der BDP Biglen gehören. Dass sich nun in Biglen ein Zwist zwischen der SVP und der BDP entflammen wird, befürchtet Aeschlimann nicht. «Ich glaube nicht, dass wir nun ‹eklig tun› gegeneinander». Klar sei der Massenaustritt bei der SVP bedauert worden, aber sie seien auch auf Verständnis gestossen bei Leuten, die der SVP treu bleiben wollten.

«Die grosse Linie stimmt für mich»

Zu diesen verständnisvollen SVP-Mitglieder gehört wohl auch Stefan Gerber, der neue Präsident der SVP Biglen. «Ich kann auch nicht hinter allem stehen, was von Zürich her kommt», sagt er. Die grosse Linie stimme aber für ihn. «Und Politik ist nun mal nicht Friede, Freude, Eierkuchen.» Er fühle sich in der Partei wohl. Sein Ziel als Präsident sei, dass die SVP baldmöglichst wieder im Gemeinderat vertreten sei, und dass der Wähleranteil gesteigert werden könne.

Hat es genügend Wähler für alle?

Vier der sechs Parteien in der Gemeinde politisieren klar bürgerlich. Steht Biglen ein Verdrängungskampf bevor? Dazu FDP-Präsident Chris-
toph Krebs: «Ich befürchte keinen Verlust an Wähleranteilen. Bei den Wahlen in Biglen geht es jeweils viel mehr um Köpfe als um Parteien.» Persönlich befürworte er den Schritt der drei Ex-SVP-Gemeinderatsmitglieder. Dies sei richtig, logisch und konsequent. Zudem habe die SVP bisher dominiert und viel bestimmen können. Eine bessere Machtverteilung werte er als positiv. Das Klima werde durch die zusätzlichen Parteien aber kaum verändert. «Wir pflegen mit allen einen guten Kontakt, bis und mit der SP.»

Dort steht man den neuen Parteien ebenfalls wohlwollend gegenüber, und eine Schwächung der eigenen Partei befürchtet man nicht. Dass die BDP der SP Stimmen abjagen würde, ist wenig wahrscheinlich. Aber wie steht es mit der EVP? «Beide Parteien beleben unser Dorf. Selbst wenn es Differenzen gibt: ortspolitisch ist es gut, wenn möglichst viele mitmachen und sich engagieren», sagt SP-Co-Präsident Kurt Baumgartner.
Die EVP wurde erst vor einem Jahr gegründet und hat noch an keiner Gemeinderatswahl teilgenommen. «Somit können wir noch nicht genau sagen, wie sich unsere zukünftige Wählerschaft zusammensetzt.» Sicher aber werde die EVP von der Neugründung der BDP nicht tangiert werden, ist Co-Präsidentin Chrigi Bläuer überzeugt.

Es braucht alle

Bleiben noch die Freien Wähler (FWB). Sie schauen auf eine lange Tradition zurück und gehören dem bürgerlichen Lager an. Braucht es in Zukunft neben fünf Parteien, die mehrheitlich die selbe Politik machen, die parteilose Wählergruppe auch noch? «Es braucht sie auf jeden Fall. Es braucht alle», sagt Präsident Urs Freiburghaus. Es gebe auch bei einer Vielzahl von Parteien Bürger, die nicht eine Partei wählen wollten. «Diesen Wählerinnen und Wählern wollen wir eine Plattform bieten.»

Noch haben die sechs Gruppierungen Zeit, sich für die nächsten Gemeindewahlen fit zu machen. Der Gemeinderat wird erst wieder im Jahr 2011 neu bestellt.

Ein Artikel aus der

www.biglen.ch

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Erstellt: 26.02.2009
Geändert: 26.02.2009
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