Biglen - Les trois Suisses im Duo

Mit ihrem neuen Programm «Zwei für drei – die Mogelpackung» bewiesen Les trois Suisses erstmals ohne Thomas Baumeister, dass sie auch als «Duo Pack» eine Klasse für sich sind. Das Publikum in der Kulturfabrik Bigla war begeistert.

Lilo Lévy-Moser, Berner Zeitung BZ

Um es vorwegzunehmen: Les trois Suisses sind auch als Duo  ein sicherer Wert in der  Schweizer Kleinkunstszene. Ohne ihren früheren Mitstreiter Thomas Baumeister trumpfen Pascal Dussex und Resli Burri mit ihrer Musikalität und ihrem breitgefächerten komödiantischen Talent. «Sie werden ebenso üppig und wuchtig tönen wie zu dritt und die Bühne bevölkern, als wären sie ein Quintett.  Schliesslich wollen sie nicht auf die fette Gage verzichten», heisst es im Programmbeschrieb.

      

In den Niederungen

        

Und diese Gage setzen sie im neuen Programm als Triomogelpackung aufs Spiel.     Obwohl sie sich eigentlich auf dem Olymp des Showbiz sehen, werden sie nur für Werbeveranstaltungen gebucht.  In den Niederungen der heimischen Wurstwerbeveranstaltung gibt es keine Gnade. Nur Fleisch. Und peinliche Momente mit Bekannten, die man in diesem wenig glamourösen Umfeld  lieber  nicht sehen möchte.

     

Zumal man in der Musikbranche als Bratwurst und Brot verkleidet selten höhere Weihen erhält.  «Harry und Sämi und är», skandieren sie, liebevoll mit der Senftube posierend. «Gemäss Vertrag seid ihr ein Trio», donnert es aus dem Off. Die Idee mit der Mogelpackung «Zwei für drei» scheint nicht aufzugehen. Da gilt es Haut und Gage zu retten.

     

In diesem permanenten Zwiespalt agieren die beiden Musikkomödianten mit   Rundumschlägen, mit slapstickartigen Wortspielereien, ergänzt mit  einfallsreicher Instrumentierung und breitgefächertem Gesang.       Wenn bei anderen Künstlern die Bratwurst-Brot-Nummer möglicherweise als abgedroschen wahrgenommen würde, bei Burri und Dussex tut sie dies nicht. Im Gegenteil. Sobald die beiden optisch ungleichen Protagonisten auf die Bühne kommen, bebt der Zuschauerraum. Zu komisch das Bild von dem baumlangen Burri im Bratwurstkostüm, Dussex als Pendant mit dem Brotkörbli auf dem Kopf und der Senftube als Baumeister-Ersatz. Natürlich darf dabei auch das unter die Räder, besser gesagt unter das Schlachtmesser gekommene Kälbli Susi nicht fehlen. Der zartbesaitete Dussex beweint, und Burri relativiert. Dergestalt verunsichert, verwundert es kaum, dass auch der Hartgesottene Zombiealbträume hat. «Schweissgebadet erwachte ich in der Schweitze», singt er.

     

Die Hoffnung stirbt zuletzt

        

Auch wenn das Duo im zweiten Teil des Programms lässig-elegant im Trenchcoat auftritt, verharrt es im Altersblues.  «Aufhören, Altersheim, Spitex?»  Gesucht wird immer noch die prestigeträchtige Auftrittsmöglichkeit. Auf dem Weg dahin wird gehadert,   verworfen und in Erinnerung geschwelgt. Dabei outet sich Burri als altersmüde, derweil Dussex mit testosterongesteuerten Luftsprüngen der Jugend hinterherjagd. «Lieber röhrender Hirsch als einsamer Wolf», sein Credo. Die Sixties und der gute alte Rock ’n’ Roll werden sowohl musikalisch wie auch im umwerfend komischen Kleiderwechsel zelebriert.

     

Der dritte Frühling

        

Im hautengen Reptilhemd spürt auch Resli Burri plötzlich den dritten Frühling. Und selbst an der Auftragsfront  ändert sich für Harry und Sämi die Situation zum Guten, soll doch der Oppenheimbrunnen  mit illustren Gästen eingeweiht werden. Die Euphorie greift um sich, aber auch die baldige Ernüchterung, ist doch der Veranstalter eine bekannt-berüchtigte Grösse aus dem Fleischspektakel. Der Rest ist Geschichte. Wenn dann noch Amors Pfeil das Zepter übernimmt und den zuvor Liebesmüden erwischt, ist ein Soloprogramm vorprogrammiert.  In der Kulturfabrik Bigla geht das Licht aus, und das Publikum tobt


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Erstellt: 17.03.2014
Geändert: 17.03.2014
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