Biglen - Kulturfabrikbigla: Geschichtsträchtig

Schlachten und Wahlen, Erfolge und Niederlagen: Das Stück "Bundesrat Ochsenbein" in der kulturfabrikbigla dreht sich um das Leben von Ulrich Ochsenbein. Peter Leu inszeniert die Geschichte stilisiert.

Nelly Jaggi, Berner Kulturagenda

Ein Artikel über Ulrich Ochsenbein im Magazin des «Tages-Anzeigers» gab den Ausschlag: «Das ist eine verrückte Geschichte», dachte sich Theatermacher Peter Leu, als er den Text über den ersten Berner Bundesrat las. Er beauftragte kurzerhand den befreundeten Autor Damian Zingg, darüber ein Theaterstück zu schreiben.


Nun, vier Jahre später, steht in der kulturfabrikbigla die Uraufführung von «Bundesrat Ochsenbein» an. Unter der Regie von Leu bringen 16 Schauspielerinnen und Schauspieler das bewegende Leben Ochsenbeins auf die Bühne. «Es ist ein Stück Schweizer Geschichte», sagt Leu. Er ist überzeugt, dass sich, trotz anfänglicher Skepsis, viele Menschen dafür interessieren werden. Die Inszenierung hält sich an historische Fakten und lässt auch das eine oder andere Zitat aus der jüngeren Schweizer Geschichte einfliessen.

 

Gewählt ist Ulrich Ochsenbein

 

Ulrich Ochsenbein wurde 1811 in der Nähe von Thun geboren. Entgegen dem Wunsch der Eltern – sie sahen für ihren Sohn eine geistliche Laufbahn vor – studierte Ochsenbein Jura. Danach eröffnete er in Nidau eine Kanzlei, heiratete Emilie Sury und arbeitete an seiner militärischen Karriere. 1845 führte er einen Freischarenzug gegen das katholische Luzern an, der allerdings in einem Fiasko mit 104 Toten endete. 1848 war er massgeblich an der Gründung des Schweizer Bundesstaates beteiligt und wurde in die Runde der ersten sieben Bundesräte gewählt. Es wird seinen geschickten Verhandlungen zugeschrieben, dass Bern zur Bundeshauptstadt ernannt wurde.


Als er sechs Jahre später nicht wiedergewählt wurde, heuerte der Vater von acht Kindern bei der französischen Armee an. Im Alter von 75 Jahren erschoss er seine geliebte Ehefrau Emilie – ein tragischer Unfall. 1880 starb Ochsenbein in der Nähe von Biel.

 

Stilisierte Komplexität

 

Es liegt auf der Hand, dass es keine leichte Aufgabe ist, eine derart umfangreiche Geschichte auf die Theaterbühne zu bringen. Regisseur Leu stellt einen älteren Ochsenbein (Hans Witschi) ins Zentrum. Diesen lässt er auf zwei Ebenen spielen: Als hochdeutschsprechenden Erzähler, der auf sein Leben zurückblickt und das Publikum durch den Abend führt. Und als mundartsprechenden Hauptdarsteller.


Bäseline, eine liebenswerte und abergläubische Tante Ochsenbeins, sitzt oben im Chachelischwand auf einer Bank und verfolgt die politischen Entwicklungen aus der Ferne. «Sie kommentiert gewisse Geschehnisse aus ihrer Sicht», umschreibt Leu die Rolle der schrulligen Frau.


Wer nun angesichts dieser Vielschichtigkeit eine überladene Inszenierung fürchtet, darf an dieser Stelle beruhigt sein: Leu hebt einzelne Ereignisse hervor und nutzt gekonnte Verkürzungen und Stilisierungen, um der Geschichte den Schwung zu lassen. «Wir vermitteln einige Details auf süffige Art und Weise», erklärt er. Das reduzierte Bühnenbild leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Über die gesamte Länge des Raumes befinden sich Spielorte, die letztlich Andeutungen bleiben und unterschiedliche Funktionen übernehmen können. Gestützt wird dieser Verzicht auf jeglichen Pomp durch die Kostüme: Wie beim Bühnenbild dominiert hier Schwarz, Farben werden nur sparsam und symbolisch eingesetzt.

 

[i] Zur BERN-OST Bildergalerie von der Premiere...

[i] Zum BERN-OST Veranstaltungseintrag...


Fehler gefunden?
Statistik

Erstellt: 30.01.2014
Geändert: 30.01.2014
Klicks heute:
Klicks total: