Biglen - Ein melancholisches Stück aus der Blütezeit eines Berghotels
Die kulturfabrikbigla brachte das Stück «BäseToggeliTod» zur Uraufführung. Peter Leu spielt einen ausgedienten Hausburschen, der 49 Jahre in einem Berghotel die Koffer schleppte.
Gabriel Anwander / Wochen-Zeitung
Alt ist er und verbraucht. Auf einen Stock gestützt tappt er in seiner Kammer auf und ab und übt Selbstgespräche. Er ist ein ausgedienter Hausbursche. Neunundvierzig Jahre lang schleppte er die Koffer der Fremden in dem noblen Berghotel. Jetzt hockt er allein in seiner Kammer, allein mit sich, den Erinnerungen und den Fundgegenständen aus der glanzvollen Epoche. Er bindet sich eine Fliege um und spricht wie der adlige Herr, der vergass, die Fliege einzupacken.
Der adlige Herr hatte eine schöne, stolze Frau, und die Frau hatte viele Koffer. Dafür war er zuständig, er, der Hausdiener – den Herrschaften stets zu Diensten. Sein Rücken ist durch die Schlepperei gekrümmt, es gelingt ihm nicht mehr, sich gerade aufzurichten, aber der Bückling, der ist ihm noch in Fleisch und Blut. Natürlich vernahm er Geschichten in der Hotelhalle, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Im Dienst war er verschwiegen, doch jetzt schwirren Vorfälle und Episoden in seinem Kopf herum. So wie die Affäre vom Grossfürsten, der angeblich in eine Gletscherspalte stürzte, später dann mit einer jungen Blondine gesehen wurde. Er findet den rosaroten Damenschirm der Grossfürstin, spannt ihn auf und schlüpft in ihre Rolle, mit russischem Akzent und abgespreiztem Finger. Meisterhaft.
Melancholisches Einmanntheater
Zipfelmütze, Zigarre, ein Büstenhalter und sogar ein Gebiss kommen ihm in die Hand, und mit jedem Gegenstand lässt der Schauspieler Peter Leu eine neue Figur aufleben. Er bringt die Figuren selbst zum Sprechen, ohne je zu urteilen. Jeden einzelnen Gegenstand befestigt er danach an einen aufgestellten Besen am Bühnenrand, und so wird aus dem Besen langsam das «BäseToggeli».
Die Zeit spielt keine Rolle mehr für den alten Mann. Er weiss es und wartet in seiner Kammer, zusammen mit dem «BäseToggeli», auf den Tod. Bis es soweit ist, schwelgt er für uns in der Vergangenheit. Wir erfahren, dass der Direktor des Hotels sich mit allen Wassern gewaschen hatte. Er führte die Angestellten mit harter Hand und erliess eine strenge Hausordnung. Es war ihnen weder erlaubt, Freundschaften zu pflegen, noch im Dorf zu flanieren. Auf der anderen Seite kaufte er den Gletscher, die halbe Bergwelt den Einheimischen ab und machte daraus eine Goldgrube. Ja, der Direktor war ein tüchtiger Geschäftsmann und den Gästen gegenüber ein ausgemachter Schmeichler.
Das Theaterstück stammt aus der Feder von Markus Michel, Regie Pierre Kocher. Die Musik (von Barbara Jost) verbreitet im Hintergrund eine unbestimmte Schwermut, zusammen mit dem Humor der Figuren entsteht eine berührende Melancholie.
Der adlige Herr hatte eine schöne, stolze Frau, und die Frau hatte viele Koffer. Dafür war er zuständig, er, der Hausdiener – den Herrschaften stets zu Diensten. Sein Rücken ist durch die Schlepperei gekrümmt, es gelingt ihm nicht mehr, sich gerade aufzurichten, aber der Bückling, der ist ihm noch in Fleisch und Blut. Natürlich vernahm er Geschichten in der Hotelhalle, die nicht für seine Ohren bestimmt waren. Im Dienst war er verschwiegen, doch jetzt schwirren Vorfälle und Episoden in seinem Kopf herum. So wie die Affäre vom Grossfürsten, der angeblich in eine Gletscherspalte stürzte, später dann mit einer jungen Blondine gesehen wurde. Er findet den rosaroten Damenschirm der Grossfürstin, spannt ihn auf und schlüpft in ihre Rolle, mit russischem Akzent und abgespreiztem Finger. Meisterhaft.
Melancholisches Einmanntheater
Zipfelmütze, Zigarre, ein Büstenhalter und sogar ein Gebiss kommen ihm in die Hand, und mit jedem Gegenstand lässt der Schauspieler Peter Leu eine neue Figur aufleben. Er bringt die Figuren selbst zum Sprechen, ohne je zu urteilen. Jeden einzelnen Gegenstand befestigt er danach an einen aufgestellten Besen am Bühnenrand, und so wird aus dem Besen langsam das «BäseToggeli».
Die Zeit spielt keine Rolle mehr für den alten Mann. Er weiss es und wartet in seiner Kammer, zusammen mit dem «BäseToggeli», auf den Tod. Bis es soweit ist, schwelgt er für uns in der Vergangenheit. Wir erfahren, dass der Direktor des Hotels sich mit allen Wassern gewaschen hatte. Er führte die Angestellten mit harter Hand und erliess eine strenge Hausordnung. Es war ihnen weder erlaubt, Freundschaften zu pflegen, noch im Dorf zu flanieren. Auf der anderen Seite kaufte er den Gletscher, die halbe Bergwelt den Einheimischen ab und machte daraus eine Goldgrube. Ja, der Direktor war ein tüchtiger Geschäftsmann und den Gästen gegenüber ein ausgemachter Schmeichler.
Das Theaterstück stammt aus der Feder von Markus Michel, Regie Pierre Kocher. Die Musik (von Barbara Jost) verbreitet im Hintergrund eine unbestimmte Schwermut, zusammen mit dem Humor der Figuren entsteht eine berührende Melancholie.