Biglen - Ein Landchor beschreitet neue Wege

Unter dem Motto «Vom Dunkel zum Licht» konzertiert der Kirchenchor Biglen am Wochenende in der reformierten Dorfkirche. Es wirken mit: der Kinderchor der Schule Arni und das Neue Zürcher Orchester.

Lilo Lévy, Berner Zeitung BZ

Zwei Konzerte haben sie bereits hinter sich gebracht. Deren drei stehen ihnen dieses Wochenende noch bevor. Der Kirchenchor Biglen ist zurzeit gefordert wie selten. Und obschon der bald hundertjährige Chor im Kultur-und Konzertleben seiner Region eine feste Grösse ist, erleben die rund fünfzig Sängerinnen und Sänger derzeit besondere Highlights.

 

Unter dem Motto «Vom Dunkel zum Licht» gastierten sie kürzlich zusammen mit dem Neuen Zürcher Orchester und Jugendchören der Region in der reformierten Kirche St. Peter in Zürich und in der Dorfkirche Steffisburg. Auf dem Programm standen Mozarts D-Moll-Requiem und das Violinkonzert in E-Dur von J. S. Bach sowie im interaktiven Teil Advents-und Weihnachtsmusik. Möglich gemacht hat die kleine Tournee Dirigent Martin Studer-Müller. Er ist nach der Premiere in Zürich und Steffisburg voll des Lobes über die Leistung seines Chores. Ihn begeistern die musikalisch hervorragende Leistung und die professionelle Einstellung des Chors. Genau dort sieht Studer bei den Amateur-Chören grösstes Potenzial. «Motivation ist alles», sagt der Musiker und Dirigent, der seit 1990 zahlreiche Ensembles, darunter das Neue Zürcher Orchester, aufgebaut hat. So wuchsen denn an den vergangenen Konzerten Solisten, Chor und Orchester gleichsam zu einer Einheit zusammen.

 

Keine Selbstverständlichkeit, betritt doch der Bigler Kirchenchor mit dieser ausgedehnten und anspruchsvollen Konzertreihe Neuland. Nicht zuletzt hat der Chor mit dem sowohl national wie auch international tätigen Musiker und Dirigenten, Intendanten und Musikvermittler Studer vor einem Jahr einen Profi gefunden, der sie zu neuen Ufern führte.

 

Übergreifend im Sinne eines Ganzen

 

Das Übergreifende, ob Sänger oder Musiker, Amateur oder Profi, Alt oder Jung, ist dem 50-Jährigen ein zentrales Anliegen. So singen denn auch an den drei kommenden Konzerten im interaktiven dritten Konzertteil in Biglen insgesamt 50 Kinder der 5. bis 9. Klasse der Schule aus Arni bei Biglen mit.

 

Geprobt haben die Schulkinder die Lieder vorgängig mit ihren Lehrpersonen und zweimal mit Martin Studer in der Schule. Unter anderem singen sie einen Adventsjodel aus der Roth-Messe. Im Rahmen einer Vorprobe wird dann das Ganze kurz vor dem Konzert mit allen Beteiligten zusammengeführt.

 

Lebendige Singkultur auf dem Lande

 

«Die schöne Singkultur der Kinder auf dem Lande hat mich überrascht», sagt Studer. Der Kirchenchor Biglen dagegen probt das anspruchsvolle Requiem bereits seit vergangenem Juni. Eine besondere Hürde, speziell für das Sopran-Register, stellten die hohen Töne in Mozarts fugenbe-frachtetem Requiem dar. In Sachen Akustik und Klangfärbung müsse beispielsweise derselbe Ton, der in einer unmittelbaren Akkordfolge gleich mehrmals hintereinander kommt, zum Teil unterschiedlich hoch intoniert werden. Da sei, nebst dem Feilen am Bühnenhochdeutsch, sehr viel Feinarbeit nötig gewesen.

 

Dank der Begeisterungsfähigkeit der Sängerinnen und Sänger – das älteste Mitglied ist 85 Jahre alt – sei er bei den Proben aber gut vorangekommen. Was vor einem Jahr notfallmässig als «Einspringen» im Kirchenchor Biglen begann, ist inzwischen für den zürichstämmigen Studer, der früher auch einmal den Berner Amadeus-Chor geleitet hatte, zur festen Anstellung geworden. Was gefällt Martin Studer besonders an der Zusammenarbeit mit den Laien? «Die Sängerinnen und Sänger lassen sich vorurteilslos begeistern und anstecken», sagt der Musiker, der mit seiner Familie in Rüfenacht wohnt.

 

Kirchenchor Biglen, Neues Zürcher Orchester, Kinderchor Arni, Solisten in der reformierten Kirche Biglen: Fr., 6.12., und Sa., 7.12., jeweils 20 Uhr. Sonntag: ausverkauft.


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Erstellt: 05.12.2013
Geändert: 05.12.2013
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