Biglen - Alt vergeht - Neu ensteht

Die Vögeli-Mühle war einige Jahre nach der Schliessung und dem Wechsel des Besitzers eine grosse, teilweise unübersichtliche Baustelle. Material verschiedenen Ursprungs stapelte sich rund um die Liegenschaft und an verschiedenen Ablageplätzen

Markus Wehner
Im Jahr 2001 hatte Heinz Müller die stillgelegte Vögeli-Mühle ersteigert. Er, selber nicht Müller, wollte hier eine Vision verwirklichen: Exklusiver Wohn- und Gewerberaum mit einem Begegnungszentrum im Erdgeschoss; und dies hauptsächlich in Eigenarbeit, unterstützt von Verwandten und Bekannten. Das schlussendlich bewilligte Projekt liess dem Besitzer Spielraum nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen die Räume anzupassen. Die Architektur des Gebäudes musste aufgrund der Vorgaben der Denkmalpflege gestaltet werden. Nach dem Endausbau werden in der Mühle sieben Wohnungen, von 2 ½ - 6 ½ -Zimmer, zur Verfügung stehen.

Material von der Expo 2002

Knapp zwei Jahre, nachdem Müller die Mühle ersteigert hatte, war die Entrümpelung und der Abbau der meisten Maschinen grösstenteils abgeschlossen. Gleichzeitig schloss im Seeland die Expo 2002 ihre Tore und es wurde tonnenweise Baumaterial zu günstigen Preisen angeboten. Der Mühli-Besitzer war vor Ort und kaufte alles, was er glaubte brauchen zu können. Lastwagen um Lastwagen brachten das Material nach Biglen und nach und nach wuchsen grosse Stapel vor der Mühle und in der Umgebung. Aber nicht nur an der Expo schlug der "Schnäppchenjäger" zu; so konnte er zum Beispiel nach dem Grounding der Swissair eine komplette, neuwertige Gepäcksortieranlage zu einem Spottpreis erwerben. Die Anlage wurde zerlegt, zugeschnitten und die einzelnen Teile als Träger in den Wohnungen eingesetzt.

Einzigartige Räume

Langsam nahmen nun die geplanten Wohnungen Gestalt an und in diesen Tagen konnte der stolze Besitzer einer breiten Öffentlichkeit das Resultat der ersten Bauetappe vorstellen. Drei grosse Wohnungen sind bereits fertig und die Einmaligkeit dieser Räume beeindruckte die Besucher. Elemente der bisherigen Mühle und moderne Materialien ergänzen sich zu einem harmonischen Ganzen. Das Treppenhaus ist dank den Böden, aus Glas vom Expo-Aquarium, von Licht durchflutet und im Begegnungsraum, im Erdgeschoss, zeugen Transmissionen und verschiedene Maschinenteile vom ursprünglichen Verwendungszweck. Beeindruckend auch die Gestaltung der unmittelbaren Umgebung mit dem Spycher. Und noch eine Besonderheit: Die Mühle verfügt über ein eigenes Kraftwerk; dieses liefert genug Strom für die ganze Liegenschaft, ja, es kann sogar noch Strom ins Gemeindenetzt eingespiesen werden.

Ein grosses Kompliment

Das grösste Kompliment erhielt das Ehepaar Müller von Ilse Vögeli, die in der alten Mühle aufgewachsen ist. "Altes vergeht, Neues entsteht. Die Räder der Mühle drehen sich nicht mehr, die Mehlsäcke füllen sich nicht mehr. Aber es ist jemand gekommen, der die Mühle und die Umgebung ins Herz geschlossen hat, sie zu einem neuen Zweck wieder auferstehen lässt und ich glaube, es wird eine gute Sache".

Die wechselvolle Geschichte der Mühle

1870 Johann Jakob Vögeli kauft die verlotterte, fast 200 Jahre alte alte Mühle in der Hohle für Fr. 25'000.--
1882 Die alte Mühle wird abgerissen und durch ein grösseres Gebäude ersetzt. Umstellung von der Steinmüllerei auf die Walzenmüllerei.
1894 Die neue Mühle konnte ihren Betrieb aufnehmen.
1908 Johann Jakob Vögeli übergibt die Mühle seinem Sohn Johann Gottfried
1931 Das grosse Getreidesilo für 600 Tonnen Brot-getreide wird gebaut.
1933 Gründug der Familien AG
60-er Jahre Aufgabe der Mehlproduktion aus wirtschaft-lichen Gründen und Umstellung auf die Viehfutterproduktion.
2000 Die Mühle wurde still gelegt und die Besitzer müssen Konkurs anmelden.
2001 Heinz Müller ersteigert die Mühle

www.biglen.ch

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Erstellt: 24.10.2005
Geändert: 24.10.2005
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