Bigenthal - Den Alpakas gefällts in den Emmentaler Högern
Nebst 20 Milchkühen weiden auf dem Schwendihof Alpakas und Lamas. Mit diesen Tieren baut sich die Bauernfamilie Gerber ein zweites Standbein auf.
Von Bigenthal führt die Strasse hoch durch den Wald, vorbei am gelben Schulhäuschen in eine Sackgasse. Dort steht der Schwendihof. Auf der Weide rupfen Kühe geräuschvoll Gras, nebenan sind Truten und Hühner sowie zwölf Alpakas und zwei Lamas.
Obschon die exotischen Neuweltkameliden aus den steinigen, trockenen Anden Südamerikas stammen, fühlen sie sich im Emmental sichtlich wohl. Wiederkäuend scharen sie sich um die Besucher. «Sie geben sich mit Ökoheu zufrieden. Fettes Gras bekommt ihnen gar nicht», sagt Landwirt Markus Gerber.
Drei Generationen
Zusammen mit Ehefrau Nadia und den drei Kindern Timo (9), Lara (5) und Mael (2) führt Markus Gerber den Hof. Dazu arbeitet er 40 Prozent auswärts in einer Zimmerei. Das alles geht nur, weil die Grosseltern aushelfen. Daniel und Hanni Gerber leben im Stöckli.
Lilo Berger, Nadia Gerbers Mutter, kommt von auswärts, wenn Hilfe gebraucht wird. Nadia Gerber ist Kleinkindererzieherin und ist in Stadtnähe aufgewachsen. Sie kam auf die Idee, Alpakas anzuschaffen. «Wie Schafe grasen auch sie steile Böschungen ab, blöken aber nicht», sagt die 34-Jährige. Sie kümmert sich intensiv um Alpakas und Lamas, damit die Tiere sich Halfter anlegen lassen und möglichst zahm sind.
Mehr als zahm, sondern von geradezu umwerfenderer Zärtlichkeit ist Mr. Lama. Mit heftigen Nasenstübern fordert der 10 Monate alte Hengst Streicheleinheiten. Er lebt mit seiner Mutter Lady in der Alpakaherde. Nadia Gerber trainiert ihn, damit er sich führen lässt und lernt, Lasten zu tragen, denn: «Alpakas sind keine Tragtiere», erklärt sie.
Kuschelige Begleiter
Bei den Trekkings funktionieren die Alpakas einfach als Begleiter und Kuscheltiere für die Kinder. Das reicht aus, damit zahlreiche Gäste und Schulklassen von weither auf die Schwendi kommen. Sie haben die Wahl zwischen einer knapp zweistündigen geführten Schnuppertour oder einem Spaziergang zur Aspilinde von gut drei Stunden. Auf Wunsch können auch ein Zvieri oder die Brätlistelle gebucht werden.
Gerbers wirtschaftliches Hauptstandbein ist die Milch der 20 Kühe. Des Weiteren verkaufen sie Truten- und Pouletfleisch. Dieses Geflügel mästen sie mangels isolierter Ställe nur im Sommer. «Die Nachfrage nach diesem Fleisch ist gross», freut sich Markus Gerber.
Nebst den Trekkings entwickelt sich die watteweiche Alpakawolle zu einem weiteren Wirtschaftszweig. Gerbers lassen davon Duvets anfertigen. Zudem verkaufen sie – ab Hof und per Onlineshop – Alpakawolle und Gestricktes, das teils aus einem Projekt in Peru stammt und teils von Nadia Gerber angefertigt wird. «Bis jetzt konnten wir in der Schweiz leider keinen Betrieb finden, der Alpakawolle so verarbeitet, dass das Strickgarn noch bezahlbar ist», bedauert sie. Wer in das weiche Babyfell der kaum zwei Monate alten Huacaya greift, beginnt tatsächlich von einem weichen Halstuch oder Pulli zu träumen.
Tag des offenen Alpakastalls: So, 8.September, von 10 bis 17 Uhr.