Bevölkerungsbefragung Worb: "Bekommen Sie eine faire Gegenleistung für Ihre Steuern?"

Der Gemeinderat von Worb will nach den Sommerferien die Bevölkerung zu ihrem Befinden und ihren Anliegen befragen. Die Antworten sollen in die Legislaturplanung des neuen Gemeinderats einfliessen. 

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

"Wenn ich Rückmeldungen bekomme auf der Strasse, sind sie eigentlich immer positiv", sagt Niklaus Gfeller, Gemeindepräsident (EVP) von Worb. Obwohl das natürlich schön ist, ist ihm bewusst, dass diese Anekdoten nicht unbedingt repräsentativ sind. Er sei deshalb sehr neugierig auf die Resultate der zweiten grossen Worber Bevölkerungsbefragung, die nach den Sommerferien startet. "Aber dass es bodenbös herauskommt, glaube ich nicht."

 

3000 Personen werden befragt

Befragt werden 3000 zufällig ausgewählte Personen. Sie werden per Brief zur schriftlichen oder Online-Teilnahme aufgefordert. Durchgeführt wird die Befragung vom privaten Marktforschungsinstitut Polyquest. Eingesetzt wird der "Gemeinde-Monitor", ein Fragebogen, mit dem Meinungen und Ansichten der Einwohner*innen erhoben werden können.

 

Erfragt wird etwa die Lebensqualität in der Gemeinde. Weiter sollen die Teilnehmer*innen die Arbeit von Gemeinderat und Verwaltung bewerten: Wie ist das Angebot der Verwaltung, wie gut informiert der Gemeinderat, wie ist seine generelle Leistung. Zusammengefasst wird dies in der Frage: "Erhalten Sie alles in allem eine faire Gegenleistung für Ihre Abgaben und Steuern?"

 

Wie ist die allgemeine Stimmung?

In die Untersuchung fliessen auch Worb-spezifische Themen ein, wie zum Beispiel die Ortsplanung oder wie sich die Gemeinde entwickeln soll. Die Fragen sind im Multiple Choice Modus verfasst, das heisst, man kann aus vorgegebenen Antworten auswählen. Zu jedem Thema gibt es aber auch die Möglichkeit, Bemerkungen anzubringen. Er sei am meisten gespannt auf die allgemeine Stimmung der Worber*innen, sagt Niklaus Gfeller. Die Resultate der Umfrage würden dann in die Legislaturplanung des im Herbst neu gewählten Gemeinderats einfliessen. Die Kosten für die Befragung belaufen sich auf 23'500 Franken.

 

Die Bevölkerungsbefragung  findet zum zweiten Mal statt und geht auf einen parlamentarischen Vorstoss der SP zurück. Die Ortspartei hatte 2011 mittels Postulat regelmässige Befragungen gefordert. Erstmals durchgeführt wurde sie schliesslich 2012, ebenfalls kurz vor den Wahlen. Damals waren die anstehende Ortsplanungsrevision und Veränderungen in der Organisation der Schule aktuell. Die wichtigste Erkenntnis für den Gemeinderat sei gewesen, dass die Worber*innen zwar nicht grundsätzlich dagegen sind, dass die Dorfbevölkerung wächst, dass dieses Wachstum aber langsam und stetig, also nicht sprunghaft, passieren sollte.

 

Resultate Ende Jahr

Über die Resultate der heurigen Befragung wird der Gemeinderat voraussichtlich Ende Jahr informieren. Vor acht Jahren kam es nach Präsentation der Resultate zu einem weiteren parlamentarischen Vorstoss, diesmal eingereicht von der SP gemeinsam mit SVP und FDP. Darin wurde kritisiert, der Gemeinderat habe selektiv informiert. Er wurde aufgefordert, der Bevölkerung auch unangenehme oder widersprüchliche Ergebnisse mitzuteilen, So etwa, dass die Bevölkerung der damals anstehenden Schliessung kleinerer Schulhäuser sehr kritisch gegenüberstehe, sich gleichzeitig aber auch um die Gemeindefinanzen Sorgen mache. Auch die tiefe Bewertung des Gemeinderats zu Kriterien wie "ernst genommen werden" oder "nachvollziehbare Entscheide" sei zu wenig offen kommuniziert worden.

 

Zu dieser Kritik sagt Niklaus Gfeller heute: "Wir haben damals zu den Resultaten sowohl einen Bericht verfasst als auch an einer gut besuchten Infoveranstaltung direkt informiert." Die Resultate seien ausserdem für alle öffentlich zugänglich auf der Gemeindewebseite aufgelistet gewesen. So ähnlich werde man es auch dieses Mal handhaben. 

 

[i] Die Resultate der Umfrage von 2012 sind hier öffentlich einsehbar (PDF)


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Erstellt: 09.08.2020
Geändert: 09.08.2020
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