Berner Zeitung BZ: Vier Berner Missen, vier Welten
Ein Missenamt kann nicht nur verschiedene Anforderungen und Karriereaussichten mit sich bringen, man kann auch ganz unterschiedlich damit umgehen. Vier Frauen aus der BZ-Region – allesamt amtierende Missen – erzählen.
Miriam Lenz, Berner Zeitung BZ
Alina Buchschacher (20), Bern, Miss Schweiz:
«Wäre ich vor einem Jahr nicht zur Teilnahme an der Miss-Bern-Wahl ermutigt worden, dann würde ich wohl immer noch denken, ich sei zu normal für dieses Business, hatte eine Miss in meinen Augen doch immer so etwas Edles. Dass ich mittlerweile nicht nur zur Miss Bern, sondern auch zur Miss Schweiz gewählt worden bin, zeigt mir, dass das Normale gar nicht so schlecht ankommt wie ich dachte. Klar, viele glauben, ich sei langweilig. Ich bin halt keine Skandalnudel, und ich gebe mir Mühe, kein dummes Zeug zu reden. So kann ich natürlich nur begrenzt zeigen, wer ich wirklich bin. Kein Engel nämlich, der brav zu jedem Anlass geht. Ich habe im Ausgang oft den Spinner, und ich kann zuweilen richtig zickig sein.
Es geht mir als Miss Schweiz aber nicht darum, dauernd irgendetwas über mich in der Zeitung zu lesen. Ich hoffe in erster Linie, dass mir der Titel die Tür zum Modeln öffnet. Denn das ist es, was ich auch in Zukunft machen möchte. Allerdings nicht nur. Ich will die Handelsschule abschliessen und irgendwann ins Immobiliengeschäft meines Vaters einsteigen. Ausserdem möchte ich mir meine Kindheitsträume erfüllen: ein eigenes Haus, ein Pferd, ein Hund und ein schönes Auto. Dank meinem momentanen Verdienst ist das alles auf einmal zum Greifen nah.»
Es geht mir als Miss Schweiz aber nicht darum, dauernd irgendetwas über mich in der Zeitung zu lesen. Ich hoffe in erster Linie, dass mir der Titel die Tür zum Modeln öffnet. Denn das ist es, was ich auch in Zukunft machen möchte. Allerdings nicht nur. Ich will die Handelsschule abschliessen und irgendwann ins Immobiliengeschäft meines Vaters einsteigen. Ausserdem möchte ich mir meine Kindheitsträume erfüllen: ein eigenes Haus, ein Pferd, ein Hund und ein schönes Auto. Dank meinem momentanen Verdienst ist das alles auf einmal zum Greifen nah.»
Deborah Vanzin (23), Rüfenacht, Miss Yokohama:
«Die Wahl zur Miss Yokohama hat mich auf jeden Fall verändert. Ich hatte vorher nie das Gefühl, besonders hübsch zu sein. Dass ich jetzt so viele Komplimente für mein Aussehen bekomme, putzt mein Ego ganz schön auf. Es geht in diesem Job aber nicht nur ums Äusserliche. Um den Reifenhersteller Yokohama würdig vertreten zu können, musste ich mir ein gewisses Knowhow aneignen. Ich kann inzwischen aufgrund des Profils verschiedene Reifen unterscheiden. Davon hatte ich vorher nun wirklich keine Ahnung. Eins fällt mir besonders auf, seit ich Miss Yokohama bin: Die Männer sind alle so scharf auf Missentitel. Ich könnte Miss Bohnenstange sein und würde anziehend wirken. Der Titel gibt mir eine Abwechslung, für die ich sehr dankbar bin.
Als Kauffrau beim Treuhänderverband sitze ich locker 47 Stunden pro Woche im Büro — das macht mich manchmal fast ein bisschen depressiv. Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass ich etwas Abwechslung auch nach dem Amtsjahr beibehalten kann. Ich gebe es zu, ich habe Blut geleckt: Gegen ein Leben in der Öffentlichkeit hätte ich nichts einzuwenden. Am meisten reizt mich aber das Modeln. Obwohl ich leider für vieles zu klein bin, will ich mich wo immer möglich anmelden und mein Glück versuchen.»
Melanie Wüthrich (17), Konolfingen, Miss Bern-Ost:
«Noch vor ein paar Monaten war ich niemand, einfach ein Mensch. Jetzt bin ich plötzlich eine Miss, und viele Leute interessieren sich für mich. Das ist cool, da kommt man sich schon sehr speziell vor. Natürlich gibt es auch andere. Neider und solche, die sagen: Eine Miss Bern-Ost, das braucht doch keiner. Ich finde aber, dass Missen ganz einfach zur heutigen Gesellschaft dazugehören. Es ist etwas Besonderes, wenn eine Person ein Land, eine Gegend oder eine Gemeinschaft vertreten kann. Ausserdem kommt man als Miss in den Genuss von Dingen, die man sonst nicht einfach so erleben würde. Man führt eine Art zweites Leben. Und das ist aufregend. Viele fragen mich, obs mir nicht zu viel wird, in meinem jungen Alter Lehre, Lernen und die Verpflichtungen als Miss Bern-Ost unter einen Hut zu bringen. Ich habe im Moment mit Shootings, Autogrammstunden und Eventbesuchen tatsächlich viel um die Ohren. Doch für mich ist es ein schöner, ein erholsamer Stress.
Dass ich die Englischwörtli abends vor dem Einschlafen reinhämmern muss, macht mir nichts aus. Ich überlege mir, irgendwann auch an der Miss-Bern-Wahl teilzunehmen. Dazu muss ich aber erst einmal volljährig werden. Und an mir selber arbeiten, das muss ich auch ehrlich zugeben.»
Dänälä Schmutz (40), Uetendorf, Miss Tattoo Schweiz:
«Ich bin ja eigentlich kein Fan von Missen und Modelzeugs. Aber mein Umfeld hat mich regelrecht überredet, an der Miss-Tattoo-Wahl teilzunehmen. Dänälä, du musst da mitmachen, hiess es – ein Riesentheater. Ich hatte mich überhaupt nicht auf die Wahl vorbereitet und dachte mir, ich tanze dann einfach. Den Leuten muss es gefallen haben, wie ich da rumgehopst bin. Immerhin gewann ich, obwohl ich die Älteste und die Breiteste von allen war. Klar, ich habe schon sehr viele Tattoos. Mittlerweile sind es mindestens 30'000 Franken, die ich ins Tätowieren investiert habe. Tätowierte Menschen haben mich schon als Kind fasziniert. Ich selber habe mich damals von oben bis unten mit Abziehbildern zugeklebt. Als ich mit 21 das erste Tattoo stechen liess, dachte ich, es bleibe bei einem oder zwei. Weit gefehlt. Irgendwann begannen mich die Lücken aufzuregen, und ein Sujet folgte dem nächsten.
Seit ich Miss Tattoo bin, werde ich ab und zu für Shootings angefragt. Von Amtes wegen habe ich aber zum Glück keine Verpflichtungen, denn mein Job als Lastwagenchauffeuse hat immer Priorität. Das Promileben wäre nichts für mich. Schon der Wirbel nach der Wahl war mir zu stressig. Die Erfahrung hat aber ohne Zweifel Spass gemacht.»