Bern-Ost im Jahr 2010: Fabrik und Schloss werden geschlossen

Vier historische Ereignisse markierten 2010 die Region Bern-Ost: Die Kartonfabrik Deisswil wurde zum Berna-Park, das Schloss Schlosswil wurde leer, die Grossräte wurden in einem neuen Wahlkreis gewählt, Oberdiessbach und Aeschlen wurden eine Gemeinde. Dann gab es noch – wie (fast) jedes Jahr – eine Überschwemmung und ein paar Probleme.

Martin Christen, martinchristen@gmx.ch

Der Zusammenbruch eines industriellen Monuments erschütterte die Region Bern-Ost im April: Der österreichische Mutterkonzern schloss die Kartonfabrik Deisswil. 255 Arbeitsnehmer standen auf der Strasse.

Im Vorsommer trat ein Retter und Hoffnungsträger auf den Plan: Der CS-Banker und Investor Hans-Ulrich Müller gründete den Bernapark, will möglichst viele neue Arbeitsplätze schaffen und erhielt postwendend den jährlichen Unternehmerpreis des Berner Handels- und Industrievereins.

Am Anfang sprach Stettlens Gemeindepräsident von einer „Tragödie“, vom „schwärzesten Tag für unsere Region“. Kürzlich sagte Hess, der Bernapark sei „wie ein Sechser im Lotto“. Hoffentlich wird er nächstes Jahr ausbezahlt…

200 Jahre war das Schloss in Schlosswil Zentrum des Amtsbezirkes Konolfingen, Amtssitz des Kantons Bern. Jetzt steht das Schloss leer, leergefegt durch die bernische Verwaltungsreform. Ein erster Anlauf für den Verkauf des Schlosses scheiterte, ein zweiter Anlauf ist geplant.

Eine zweite Folge der Verwaltungsreform: Erstmals fanden im Frühjahr 2010 die Grossratswahlen nicht mehr in den Amtsbezirken statt, sondern in den neuen Wahlkreisen Mittelland-Nord und Mittelland-Süd.

 

Die Wahlkreisreform änderte nichts an der Zahl der Grossratssitze der Region Bern-Ost, die nach wie vor 11 Deputierte im Kantonsparlament hat. Die neue Bern-Ost-Sitzverteilung: 4 BDP, 3 SVP, 1 FDP, 1 SP, 1 EVP, 1 Grüne.

Einen historischen Entscheid fällten die beiden Nachbargemeinden Oberdiessbach und Aeschlen: Sie schlossen sich zusammen und feierten im August das Fusionsfest. Gemeindepräsident Hans Rudolf Vogt sagte: „Die Aeschler werden sich schnell an uns Oberdiessbacher gewöhnen und wir uns an sie.“

Zwei Bern-Ost-Gemeinden zogen einen Schlussstrich hinter unselige Geschichten: In Grosshöchstetten wurde in einer Volksabstimmung der Deckel auf das Hallenbad-Finanz-Debakel gesetzt. Vechigen entsorgte seinen modernen Dorfbrunnen in Boll, der niemandem gefallen wollte, rünnte und im Winter den Platz vereiste.

In der Überschwemmungs-Region Bern-Ost ging im ausgehenden Jahr das Land nur einmal unter: Mitte August setzten heftige Regenfälle Teile des Worblentals, des Lindentals, das Walkringer Moos und das Häutligenmoos unter Wasser.


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Erstellt: 28.12.2010
Geändert: 28.12.2010
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