Beethoven-Matinée

Walkringen
29.03.2009 bis 01.01.1970
Beethoven-Matinée, die Klaviersonaten, Teil 4: "Mondschein"

Adrian Oetiker, Klavier
„Mondschein“

Sonate Nr. 12 in As-dur, op. 26
Fürst Carl von Lichnowsky gewidmet
Komponiert 1800/01 – Veröffentlicht 1802 – Autograph vorhanden

Sonate Nr. 13 (quasi una fantasia) in Es-dur, op. 27 Nr. 1
Fürstin Josephine von Liechtenstein gewidmet
Komponiert 1800/01 – Veröffentlicht 1802 – Autograph nicht vorhanden

***

Sonate Nr. 14 (quasi una fantasia) in cis-moll, op. 27 Nr. 2, „Mondschein“
Gräfin Giulietta Guicciardi gewidmet
Komponiert 1801 – Veröffentlicht 1802 – Autograph vorhanden

Sonate Nr. 30 in E-dur, op.109
Maximiliane Brentano gewidmet
Komponiert 1820 – Veröffentlicht 1821 – Autograph vorhanden

Sonate Nr. 12 in As-dur, op. 26
Die klassische viersätzige Sonatenform eröffnet nicht mit einem Thema mit Variationen; führt nicht als zweiten Teil ein Scherzo ein, und schon gar nicht als dritten Satz eine Maria funebre (Trauermarsch). Durch seinen Bruch mit den herkömmlichen Formen bildet dieses Werk eine 'Wasserscheide' in der Entwicklung von Beethovens Sonatenstil. Was das rein Pianistische betrifft, gibt es allerdings wenig Veränderung: Volle Akkordklänge in den Mittelstimmen, melodische Oktavverdoppelungen, Codas mit verweilendem Orgelpunkt, in tiefer tonlage leise verklingend, expressive sforzandi in allen dynamischen Bereichen, synkopierte Vollakkorde: Alle diese Züge verbinden dieser Werk mit früheren Sonaten.
Der helle Bass des Hammerflügels wird in den kontrapunktischen Läufen des Scherzo reichlich verwendet, wo diese vom äussersten Diskant bis ins tiefe Register hinabtauchen, um viele Takte lang dort zu verweilen. Im Finale wird Material aus dem "Trauermarsch" wiederverwertet, insbesondere das immerzu wiederkehrende Es und die anschwellenden, in kraftvolle Akkorde ausbrechenden Tremolo-Figuren; doch wird alle Düsternis vermieden. Beethoven führt hier - vielleicht beeinflusst durch Johann (John) Baptist Cramer - erstmalig das Schema des schnellfüssig dahintrippelnden perpetuum mobile ein, in der Folgezeit eine seiner beliebtesten Finale-Formeln.

Sonate Nr. 13 (quasi una fantasia) in Es-dur, op. 27 Nr. 1
Diese Sonate ist in noch stärkerem Masse eine "Phantasie" als die folgende, zweite dieser Gruppe, indem hier alle vier Sätze in kontinuierlichem Fluss untereinander verbunden sind. Sie enthält eine Fülle von Einfällen in höchst ungewöhnlicher Anlage, die von der Schlichtheit der schwerelos-intimen Eingangstakte bis zur energiegeladenen Vitalität des Allegro-Finales reicht, über Passagen freier Erfindungen und ruhevoller Momente.
Das entspannte lyrische Andante geht in ein Allegro als kontrastierendes und phantasievolles Intermezzo über. Der scherzoartige zweite Satz mit seinen durchgehend gebrochenen Akkorden schaft Spannung, und das Adagio con espressiione ist in seiner pathetischen Anlage ganz nach innen gekehrt. Es geht unvermittelt in das Finale über ein fröhlich-kraftvolles Stück von nicht endenwollender Spasshaftigkeit. Nach einem kurzen Rückblick auf das expressive Adagio schliesst die Sonate mit einer lebhaften, schaft profilierten Presto-Coda.

Sonate Nr. 14 (quasi una fantasia) in cis-moll, op. 27 Nr. 2, "Mondschein"
Das Epithet "quasi una fantasia", das beiden Werken dieser Opuszahl anhängt, verrät die Absicht des Komponisten, allmählich von dem drei- zbw. viersätzigen Sonatentypus loszukommen und zu einer in Form und Gehalt freieren Kompositionsweise vorzustossen. Tatsächlich wird ja im Werdegang der Beethovenschen Sonate nach 1800 die "Phantasie" - Sonate fast zur Regel (vor allem in den Spätwerken).
Zu Beginn des berühmten ersten Satzes finden wir Beethovens Vorschreibung sempre pp e senza sordino (durchwegs pianissimo und mit angehobenem Dämpfer). Ausser den dynamischen Angaben piano und pianissimo tauchen im Autograph noch die Vortragsbezeichnungen crescendo und diminuendo sowie deren stellvertretende Zeichen (< und >)auf. Damit kann Beethoven zweierlei gemeint haben: entweder das Moderator-Pedal oder die Verschiebung, die er, wie man weiss, sehr schätzte; senza sordino würde dann bedeuten, dass dies das erste durchgehend (wenn auch mit kleinen Wechseln) zu pedalisierende Stück ist; oder es ist gemeint, dass das Pedal für die ganze Dauer des Satzes nicht verändert werden soll.
In der vorliegenden Aufnahme spiele ich den ganzen Satz mit angehobenem Dämpfer und eingeschaltetem Moderator, da man hier sehr leise spielen muss, um das verschwimmende Klangbild zart und sinnlich zu gestalten. In meinen öffentlichen Konzerten vor einem grösseren Publikumskreis habe ich das nie so gehalten. Die hier gebotene Version scheint mir durchaus zum Vortrag in kleinerem Rahmen bzw. für den intimen Klang einer Studioaufnahme geeignet. Es wäre angezeigt, bei der Wiedergabe die Lautstärke nicht zu forcieren.

Sonate Nr. 30 in E-dur, op. 109
Wieder handelt es sich hier um eine Phantasie-Sonate; zwei Sätze mit Praeludien-Charakter führen zum dritten Satz hin, der an Länge die Summe der beiden vorausgehenden übertrifft. Der erste Satz alteriert zwiscdhen zwei stark kontrastierenden Motiven von unterschiedlichen Tempi; es gibt kein Ineinandergreifen: Die beiden Figuren stehen übergangslos gegeneinander. Der zweite Satz ist ein furios-explosives Scherzo, dess Basslinie im Mittelabschnid des Satzes ständig wiederkehrt.
Der dritte Satz, der die Hauptaussage enthält, ist eine Variationenreihe über ein schlichtes lyrisches Thema in E-dur; jede Variation ist ein in der Basisharmonie verbleibendes Charakterstück. (NB: In Takt 7 der Variation IV gehe ich zur höheren Oktave weiter, statt in die Mittellage niederzusteigen, wie das in allen modernen Ausgaben notiert ist. Schlesingers Erstausgabe druckte ganz klar 8va, und es schien mir schon immer sonderbar, dass Beethoven gerade an einer solchen Stelle um eine Oktave tiefer gesprungen wäre). Die letzte Variation führt uns in einer nahezu ekstatischen Steigerung zu einer Art von Apotheose über durchgehaltenen Trillern in der Coda zum Ausgangsthema zurück. Beethovens letztes Vortragszeichen ist hier das aufheben des bis dahin durchzuhaltenden Pedals.

10:30 Uhr

Walkringen

Rüttihubelbad, Konzertsaal

Stiftung Rüttihubelbad, Kultur

www.ruettihubelbad.ch

Eintritt
Fr. 40.- / Konzertmenu Fr. 40.- / Abo f. 8 Matineekonzerte Fr. 290.-

031 700 81 81

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Erstellt: 19.08.2008
Geändert: 19.08.2008
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