Beethoven-Matinée
Walkringen
07.06.2009 bis 01.01.1970
07.06.2009 bis 01.01.1970
Beethoven-Matinée, die Klaviersonaten, Teil 8: "Von Joseph Haydn zu Graf Waldstein"
Oliver Schnyder, Klavier
Sonate Nr. 2 in A-dur, op.2 Nr. 2
Joseph Haydn gewidmet
Komponiert 1795 Veröffentlicht 1796 Autograph nicht vorhanden
Sonate Nr. 9 in E-dur, op 14 Nr. 1
Baronin Josefa von Braun gewidmet
Komponiert 1798/99 Veröffentlicht 1799 Autograph nicht vorhanden
***
Sonate Nr. 27 in e-moll, op.90
Graf Moritz von Lichnowsky gewidmet
Komponiert 1814 Veröffentlicht 1815 Autograph vorhanden
Sonate Nr.21 in C-dur, op.53, Waldstein
Graf Ferdinand von Waldstein gewidmet
Komponiert 1803/04 Veröffentlicht 1805 Autograph vorhanden
Oliver Schnyder
Der Schweizer Pianist Oliver Schnyder entfaltet seit seinem Solo-Debüt beim Tonhalle-Orchester unter David Zinman anlässlich der ORPHEUM Musikfesttage 2002 eine weltweite Konzerttätigkeit. Als Solist und Kammermusiker tritt er in ganz Europa, in Nord- und Südamerika, Japan und China auf und war bereits auf den wichtigsten Bühnen in London (Wigmore Hall), New York (Carnegie Hall), Washington, San Francisco, Peking, Tokio, München, Frankfurt, Salzburg, Zürich, Genf, Hong Kong, Luzern, Basel, Lissabon, Oslo, Mailand und Moskau zu Gast. Als Solist tritt er mit führenden Orchestern wie dem Tonhalle-Orchester, dem Tschaikowski Sinfonieorchester, dem Sinfonieorchester Basel, den Kammerorchestern von Köln, Zürich, Oslo, Columbus, Hong Kong u. v. m. auf. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen Julia Fischer, Stefan Tönz und Sol Gabetta. Rege Zusammenarbeit mit Komponisten wie David Philip Hefti und David Noon. Zahlreiche Rundfunk-, CD- und Fernsehaufnahmen. Schnyder studierte bei Homero Francesch in Zürich, Ruth Laredo in New York und beim legendären Leon Fleisher in Baltimore. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei Wettbewerben im In- und Ausland.
Sonate Nr. 2 in A-dur, op. 2 Nr. 2
Donald F. Tovey (1944) nannte den ersten Satz Allegro vivace "epochemachend in der Geschichte der Sonatenexpositionen". Das erregende Moment war für ihn die den Seitensatz einleitende Moll-Stelle. Das Besondere daran ist nicht eigentlich die Molltonart (B-moll ist die Molldominante von A-dur); ungewöhnlich ist dagegen die Tatsache, dass gerade an diesem, im Verlauf der Exposition strukturell so entscheidenden Punkt statt eines Themas, "das die neue Tonart 'illustrierne' sollte, die Musik mit einer Reihe modulierender Sequenzen weitergeführt wird." Da, wo der zweite Satz Largo appassionato nach der A-B-A + Coda-Formel hatte enden können, bringt plötzlich das eingangsmotiv dieses Satzes ungestüm nochmals herein, nun aber in d-moll statt des ursprünglichen D-dur. Hierdurch muss sich der Hörer in seiner Formerwartung gänzlich umorientieren. Doch in welcher Weise? Ist der d-moll-Einbruch eine echte Wiederkehr des themas oder gehört er zu einer weiteren Episode, etwa in der Art eines Rondos? Eine himmlisch schöne, variierte Reprise des Themas spricht für die zweite Deutung. Für die 'wirkliche' Coda ist nun der Weg freigegeben. Der dritte Satz Scherzo: Allegro nimmt den Faden des ersten Satzes wieder auf. Während in diesem das Kopfmotiv A-E sich in reinen Oktaven präsentierte, mit dem diatonisch auskomponierten Sprung E-A als Antwort, arpeggiert im Scherzo die rechte Hand spielerisch das nun aufsteigende Kopfmotiv, worauf die linke Hand jeweils mit dem Echo von dessen Endnote nachspottend einfällt.
Im letzten Satz Rond: Grazioso erweitern beide Hände mit vereinten Kräften das Motiv A-E über nahezu die ganze Klaviatur, vom tiefsten Bass bis in die höchsten Sphären des Diskants.
Sonate Nr. 9 in E-dur, op. 14 Nr. 1
Op. 14 ist die erste Opuszahl auf deren Titelseite nicht mehr das Cembalo erscheint, sondern ausdrücklich "Pour le Piano-forte" verlangt wird. Es darf jedoch als gesichert gelten, dass Beethoven schon vor diesem Zeitpunkt ein wirklicher 'Pialist' gewesen ist. Eine Zeitungskritik aus dem Jahre 1791, kurz bevor Beethoven Wien für einige Zeit verliess, ist schon des Lobes voll für dessen Behandlungsweise des Hammerflügels und für seinen ganz neuartigen Stil des Klavierspiels. Schon 1796 hatte seine Klaviertechnik neue Normen gesetzt, und seine vorstellungs- und Ausdruckskraft wurden allgemein hoch gerühmt. Beethoven war zum grössten damals bekannten Pianisten aufgestiegen; er hatte so gut wie keinen Rivalen.
Die Sonate op. 14, Nr. 1, ist aus einer Verschmelzung dieser neuen Techniken mit den charakteristischen Merkmalen des damaligen Wiener 5-Oktaven-Pianofortes hervorgegangen. Wie Carl Czerny, Beethovens Schüler, berichtet, fand dieser Mozarts Klavierstil (beim Gebrauch des gleichen Instrimententypus) sehr verfeinert, aber zu sehr "gehackt und kurz abgestossen". Beethoven scheint der erste Pianist von Rang gewesen zu sein, der das Legatospiel als Basisanschlag zur Regel machte.
Sonate Nr. 27 in e-moll, op 90
Graf Moritz von Lichnowsky, dem diese Sonate gewidmet ist, vermutete in dem Stück programmhafte Intentionen. Beethoven, dahingehend befragt, soll - nach Schindler (184=) - dem Widmungsträger erklärt haben, er habe ihm "seinen Liebesroman in Musik setzen wollen - und wünsche er Überschriften, so möge er über den ersten Satz schreiben: 'Kampf zwischen Kopf und Herz', und über den zweiten: 'Conversation mit der Geliebten'. Graf Lichnowskys Liebesaffäre mit der Sängerin und Schauspielerin Josefa Stummer zeitigte 1814 die Geburt einer Tochter; der Sachverhalt wurde jedoch bis zum Tod der Gemahlin des Grafen im Jahre 1817 geheimgehalten. Hartmut Krones (1988) hat diese Sonate analysiert, indem er versuchte dieses aussermusikalische Programm miteinzubeziehen. Bezüglich der Eingangstakte - nach Beethovens Angaben Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindungen und Ausdruck zu spielen hebt er jambischen Rhythmus hervor sowie die zahlreichen Atempausen und die durchwegs aufsteigende Linie als Symbole des "Kopfes", der mit dem Herzen im Kampf liegt. Als Kontrast folgt dann eine absteigende Bewegung mit seufzenden Terzenfiguren und einer phrygischen Kadenz: Ausdruck der zärtlichen Gefühle des Herzens. Im ersten Satz ist der Üebergang von der Durchführung zur Reprise von ganz aussergewöhnlicher Art: Zunächst wird die Endfigur G-Fis-E-Dis-E (eine Doppelschlagfigur um E) von beiden Händen aufgenommen und vergrössert; dann werden, im weiteren Verlauf des Prozesses, Dis und E eliminiert - von fünf Noten bleiben nur noch drei übrig (G-Fis-E). Ihre wiederholung schafft die nötige Energie für den jambischen Neubgeginn des Themas. Und wenn am Ende des ersten Satzes das thema wie im Nachhall noch einmal aufklingt, ist jede Spur von "Kampf zwischen Kopf und Herz" daraus verschwunden. Dafür hat nun die Liebe freies Spiel. Das E-dur des zweiten Satzes, eines Rondos mit der Überschrift Nicht zu geschwind und sehr singbar vorzutragen, beginnt sofort in diesem neuen, versöhnlichen Ton. Man wünschte fast, die "Conversation mit der Geliebten" möchte keine Ende nehmen.
Sonate 21 in kC-dur, op. 53 Waldstein
Die Kompositionsarbeit an seiner III. Symphonie "Eroica", war während des Sommers 1803 Beethovens Hauptanliegen; doch bildete diese nicht das einzige Werk dieser Periode, das aussermusikalische Ideen oder die Kunde von heroischen Taten zum Ausdruck brachte; eine solche Geisteshaltung findet man auch in der hier besprochenen, fast unmittelbar nach der Symphonie entstandenen, dem Grafen von Waldstein - Beethovens Gönner - gewidmeten Sonate. In diesem Werk setzte sich Beethoven weiterhin und in grösserem Umfang mit Strukturproblemen auseinander. Ein ursprünglich zwischen dem grossangelegten ersten Satz und dem weiträumig entwickelten Rondo vorgesehenes Andante wurde von Beethoven herausgenommen und durch ein Adagio ersetzt, eine mysteriös-tiefgründige Überleitung zum Finale (Dieses Andante existiert jetzt als selbständiges Werk, bekannt unter dem Titel Andante favori, das auch auf CD Nr. 6 anzuhören ist).Die Anfänge des ersten und des letzten Satzes der "Waldstein"-Sonate bieten zwei der überzeugendsten Argumente zugunsten des Hammerflügels beim Vortrag Beethovenscher Klaviermusik. Beethoven verlangte nie vom Spieler die Anwendung von Techniken, die auf seinem Instrument nicht ausführbar gewesen wären, noch einen Klavierklang, den dieses nicht hätte hervorbringen können. Der helle Anschlag belederter Hämmer, das schnelle Verklingen des tons und die rasche Dämpfung - alles wesentliche Eigenschaften eines guten Klaviers der Bauart um 1800 - lieferten Beethoven das nötige Werkzeug, um ein Eingangsthema zu erfinden, das fast ausschliesslich aus motorischen Rhythmen in den tiefen Lagen des Instruments besteht. Und wie der Beginn des ersten Satzes, setzt auch das Finale fast unvermerkt mit einem pastoralen Thema ein, ebenfalls im pianissimo. Beethovens Pedalvorschreibung erzeugt hier eine nebelhafte Wirkung (ineinanderverfliessende Harmonien, die leichter und wqeniger aufdringlich auf einem Klavier aus dem frühen 19. Jahrhundert zu erzielen sind als auf später gebauten Instrumenten), eine Klangwirkung, die vielleicht mitanlassgeben war zu dem der Sonate früher gegebenen Beinamen "L'Aurore". Schliesslich lassen sich auch die Oktavenglissandi in der brillanten Prestissimo-Coda dieses SAtzes auf einem historischen Instriment - mit seinem geringeren Tastentiefgang und seinem leichteren Anschlag - mit grösserer Leichtigkeit ausführen.
10:30 Uhr
Walkringen
Rüttihubelbad, Konzertsaal
Stiftung Rüttihubelbad, Kultur
www.ruettihubelbad.ch
Eintritt Fr. 40.- / Konzertmenu Fr. 40.- / Abo f. 8 Matineekonzerte Fr. 290.-
031 700 81 81
Oliver Schnyder, Klavier
Sonate Nr. 2 in A-dur, op.2 Nr. 2
Joseph Haydn gewidmet
Komponiert 1795 Veröffentlicht 1796 Autograph nicht vorhanden
Sonate Nr. 9 in E-dur, op 14 Nr. 1
Baronin Josefa von Braun gewidmet
Komponiert 1798/99 Veröffentlicht 1799 Autograph nicht vorhanden
***
Sonate Nr. 27 in e-moll, op.90
Graf Moritz von Lichnowsky gewidmet
Komponiert 1814 Veröffentlicht 1815 Autograph vorhanden
Sonate Nr.21 in C-dur, op.53, Waldstein
Graf Ferdinand von Waldstein gewidmet
Komponiert 1803/04 Veröffentlicht 1805 Autograph vorhanden
Oliver Schnyder
Der Schweizer Pianist Oliver Schnyder entfaltet seit seinem Solo-Debüt beim Tonhalle-Orchester unter David Zinman anlässlich der ORPHEUM Musikfesttage 2002 eine weltweite Konzerttätigkeit. Als Solist und Kammermusiker tritt er in ganz Europa, in Nord- und Südamerika, Japan und China auf und war bereits auf den wichtigsten Bühnen in London (Wigmore Hall), New York (Carnegie Hall), Washington, San Francisco, Peking, Tokio, München, Frankfurt, Salzburg, Zürich, Genf, Hong Kong, Luzern, Basel, Lissabon, Oslo, Mailand und Moskau zu Gast. Als Solist tritt er mit führenden Orchestern wie dem Tonhalle-Orchester, dem Tschaikowski Sinfonieorchester, dem Sinfonieorchester Basel, den Kammerorchestern von Köln, Zürich, Oslo, Columbus, Hong Kong u. v. m. auf. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen Julia Fischer, Stefan Tönz und Sol Gabetta. Rege Zusammenarbeit mit Komponisten wie David Philip Hefti und David Noon. Zahlreiche Rundfunk-, CD- und Fernsehaufnahmen. Schnyder studierte bei Homero Francesch in Zürich, Ruth Laredo in New York und beim legendären Leon Fleisher in Baltimore. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei Wettbewerben im In- und Ausland.
Sonate Nr. 2 in A-dur, op. 2 Nr. 2
Donald F. Tovey (1944) nannte den ersten Satz Allegro vivace "epochemachend in der Geschichte der Sonatenexpositionen". Das erregende Moment war für ihn die den Seitensatz einleitende Moll-Stelle. Das Besondere daran ist nicht eigentlich die Molltonart (B-moll ist die Molldominante von A-dur); ungewöhnlich ist dagegen die Tatsache, dass gerade an diesem, im Verlauf der Exposition strukturell so entscheidenden Punkt statt eines Themas, "das die neue Tonart 'illustrierne' sollte, die Musik mit einer Reihe modulierender Sequenzen weitergeführt wird." Da, wo der zweite Satz Largo appassionato nach der A-B-A + Coda-Formel hatte enden können, bringt plötzlich das eingangsmotiv dieses Satzes ungestüm nochmals herein, nun aber in d-moll statt des ursprünglichen D-dur. Hierdurch muss sich der Hörer in seiner Formerwartung gänzlich umorientieren. Doch in welcher Weise? Ist der d-moll-Einbruch eine echte Wiederkehr des themas oder gehört er zu einer weiteren Episode, etwa in der Art eines Rondos? Eine himmlisch schöne, variierte Reprise des Themas spricht für die zweite Deutung. Für die 'wirkliche' Coda ist nun der Weg freigegeben. Der dritte Satz Scherzo: Allegro nimmt den Faden des ersten Satzes wieder auf. Während in diesem das Kopfmotiv A-E sich in reinen Oktaven präsentierte, mit dem diatonisch auskomponierten Sprung E-A als Antwort, arpeggiert im Scherzo die rechte Hand spielerisch das nun aufsteigende Kopfmotiv, worauf die linke Hand jeweils mit dem Echo von dessen Endnote nachspottend einfällt.
Im letzten Satz Rond: Grazioso erweitern beide Hände mit vereinten Kräften das Motiv A-E über nahezu die ganze Klaviatur, vom tiefsten Bass bis in die höchsten Sphären des Diskants.
Sonate Nr. 9 in E-dur, op. 14 Nr. 1
Op. 14 ist die erste Opuszahl auf deren Titelseite nicht mehr das Cembalo erscheint, sondern ausdrücklich "Pour le Piano-forte" verlangt wird. Es darf jedoch als gesichert gelten, dass Beethoven schon vor diesem Zeitpunkt ein wirklicher 'Pialist' gewesen ist. Eine Zeitungskritik aus dem Jahre 1791, kurz bevor Beethoven Wien für einige Zeit verliess, ist schon des Lobes voll für dessen Behandlungsweise des Hammerflügels und für seinen ganz neuartigen Stil des Klavierspiels. Schon 1796 hatte seine Klaviertechnik neue Normen gesetzt, und seine vorstellungs- und Ausdruckskraft wurden allgemein hoch gerühmt. Beethoven war zum grössten damals bekannten Pianisten aufgestiegen; er hatte so gut wie keinen Rivalen.
Die Sonate op. 14, Nr. 1, ist aus einer Verschmelzung dieser neuen Techniken mit den charakteristischen Merkmalen des damaligen Wiener 5-Oktaven-Pianofortes hervorgegangen. Wie Carl Czerny, Beethovens Schüler, berichtet, fand dieser Mozarts Klavierstil (beim Gebrauch des gleichen Instrimententypus) sehr verfeinert, aber zu sehr "gehackt und kurz abgestossen". Beethoven scheint der erste Pianist von Rang gewesen zu sein, der das Legatospiel als Basisanschlag zur Regel machte.
Sonate Nr. 27 in e-moll, op 90
Graf Moritz von Lichnowsky, dem diese Sonate gewidmet ist, vermutete in dem Stück programmhafte Intentionen. Beethoven, dahingehend befragt, soll - nach Schindler (184=) - dem Widmungsträger erklärt haben, er habe ihm "seinen Liebesroman in Musik setzen wollen - und wünsche er Überschriften, so möge er über den ersten Satz schreiben: 'Kampf zwischen Kopf und Herz', und über den zweiten: 'Conversation mit der Geliebten'. Graf Lichnowskys Liebesaffäre mit der Sängerin und Schauspielerin Josefa Stummer zeitigte 1814 die Geburt einer Tochter; der Sachverhalt wurde jedoch bis zum Tod der Gemahlin des Grafen im Jahre 1817 geheimgehalten. Hartmut Krones (1988) hat diese Sonate analysiert, indem er versuchte dieses aussermusikalische Programm miteinzubeziehen. Bezüglich der Eingangstakte - nach Beethovens Angaben Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindungen und Ausdruck zu spielen hebt er jambischen Rhythmus hervor sowie die zahlreichen Atempausen und die durchwegs aufsteigende Linie als Symbole des "Kopfes", der mit dem Herzen im Kampf liegt. Als Kontrast folgt dann eine absteigende Bewegung mit seufzenden Terzenfiguren und einer phrygischen Kadenz: Ausdruck der zärtlichen Gefühle des Herzens. Im ersten Satz ist der Üebergang von der Durchführung zur Reprise von ganz aussergewöhnlicher Art: Zunächst wird die Endfigur G-Fis-E-Dis-E (eine Doppelschlagfigur um E) von beiden Händen aufgenommen und vergrössert; dann werden, im weiteren Verlauf des Prozesses, Dis und E eliminiert - von fünf Noten bleiben nur noch drei übrig (G-Fis-E). Ihre wiederholung schafft die nötige Energie für den jambischen Neubgeginn des Themas. Und wenn am Ende des ersten Satzes das thema wie im Nachhall noch einmal aufklingt, ist jede Spur von "Kampf zwischen Kopf und Herz" daraus verschwunden. Dafür hat nun die Liebe freies Spiel. Das E-dur des zweiten Satzes, eines Rondos mit der Überschrift Nicht zu geschwind und sehr singbar vorzutragen, beginnt sofort in diesem neuen, versöhnlichen Ton. Man wünschte fast, die "Conversation mit der Geliebten" möchte keine Ende nehmen.
Sonate 21 in kC-dur, op. 53 Waldstein
Die Kompositionsarbeit an seiner III. Symphonie "Eroica", war während des Sommers 1803 Beethovens Hauptanliegen; doch bildete diese nicht das einzige Werk dieser Periode, das aussermusikalische Ideen oder die Kunde von heroischen Taten zum Ausdruck brachte; eine solche Geisteshaltung findet man auch in der hier besprochenen, fast unmittelbar nach der Symphonie entstandenen, dem Grafen von Waldstein - Beethovens Gönner - gewidmeten Sonate. In diesem Werk setzte sich Beethoven weiterhin und in grösserem Umfang mit Strukturproblemen auseinander. Ein ursprünglich zwischen dem grossangelegten ersten Satz und dem weiträumig entwickelten Rondo vorgesehenes Andante wurde von Beethoven herausgenommen und durch ein Adagio ersetzt, eine mysteriös-tiefgründige Überleitung zum Finale (Dieses Andante existiert jetzt als selbständiges Werk, bekannt unter dem Titel Andante favori, das auch auf CD Nr. 6 anzuhören ist).Die Anfänge des ersten und des letzten Satzes der "Waldstein"-Sonate bieten zwei der überzeugendsten Argumente zugunsten des Hammerflügels beim Vortrag Beethovenscher Klaviermusik. Beethoven verlangte nie vom Spieler die Anwendung von Techniken, die auf seinem Instrument nicht ausführbar gewesen wären, noch einen Klavierklang, den dieses nicht hätte hervorbringen können. Der helle Anschlag belederter Hämmer, das schnelle Verklingen des tons und die rasche Dämpfung - alles wesentliche Eigenschaften eines guten Klaviers der Bauart um 1800 - lieferten Beethoven das nötige Werkzeug, um ein Eingangsthema zu erfinden, das fast ausschliesslich aus motorischen Rhythmen in den tiefen Lagen des Instruments besteht. Und wie der Beginn des ersten Satzes, setzt auch das Finale fast unvermerkt mit einem pastoralen Thema ein, ebenfalls im pianissimo. Beethovens Pedalvorschreibung erzeugt hier eine nebelhafte Wirkung (ineinanderverfliessende Harmonien, die leichter und wqeniger aufdringlich auf einem Klavier aus dem frühen 19. Jahrhundert zu erzielen sind als auf später gebauten Instrumenten), eine Klangwirkung, die vielleicht mitanlassgeben war zu dem der Sonate früher gegebenen Beinamen "L'Aurore". Schliesslich lassen sich auch die Oktavenglissandi in der brillanten Prestissimo-Coda dieses SAtzes auf einem historischen Instriment - mit seinem geringeren Tastentiefgang und seinem leichteren Anschlag - mit grösserer Leichtigkeit ausführen.
10:30 Uhr
Walkringen
Rüttihubelbad, Konzertsaal
Stiftung Rüttihubelbad, Kultur
www.ruettihubelbad.ch
Eintritt Fr. 40.- / Konzertmenu Fr. 40.- / Abo f. 8 Matineekonzerte Fr. 290.-
031 700 81 81
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Erstellt:
19.08.2008
Geändert: 19.08.2008
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