Münsingen - So soll das Spital gerettet werden
Am Mittwoch meldete die Berner Zeitung BZ, dass eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten das Spital Münsingen weiterbetreiben will. Investoren seien bereits an Bord, bestätigt Beat Moser, Sprecher der Ärzteschaft gegenüber BERN-OST. Im Interview erzählt er, warum das Spital eine Zukunft habe.
Ein Teil der Ärzteschaft des Spitals Münsingen will das Ende des Spitals auf Ende Juni nicht hinnehmen. Sie wollen das Spital weiterbetreiben und haben deshalb eine Aktiengesellschaft gegründet. Ende März haben sie die Insel Gruppe informiert, dass sie das Spital weiterführen wollen. Auch die Hausärztinnen und -ärzte aus der Region äussern ihre Bestürzung zur Schliessung. Mit der Spitalschliessung müssten sie sich um 6000 zusätzliche Notfälle pro Jahr kümmern. Dazu seien sie nicht bereit. Ärztinnen, Hausärzte und die Gemeinden aus der Region setzen sich für den Erhalt des Spitals ein. Beat Moser (Grüne), Gemeindepräsident von Münsingen tritt als Sprecher dieser Gruppe auf.
BERN-OST: Beat Moser, wie soll der Standort Münsingen weiterbetrieben werden, als Spital oder soll daraus ein Ärztezentrum entstehen?
Beat Moser: Die Idee wäre ein Spital mit Grundversorgung, Notfalldienst und Belegsärzten zu betreiben. So wie heute.
Verglichen mit dem heutigen Stand, hätte das künftige Spital gleich viele Betten? Oder anders gefragt, was gäbe es im künftigen Spital nicht mehr?
Es gäbe nichts weniger. Was sich ändern würde, wäre die Besitzerschaft. Das Spital würde nicht mehr zur Insel Gruppe gehören, sondern durch eine Betriebsgesellschaft geführt und von privaten Investoren finanziert.
Ein Grund für die Schliessung waren die schlechten Zahlen des Spitals Münsingen. Es schrieb im letzten Jahr ein Defizit von sieben Millionen Franken. Was würden Sie besser machen?
Wir hätten gewisse Vorteile als dezentrale Organisation. Die Ärzte trauen sich zu, dies schlank zu führen. Es gibt Privatspitäler, welche dies bereits erfolgreich praktizieren. Wir haben die Rechnung nicht gesehen und wissen nicht, was zu den sieben Millionen Verlust geführt hat.
Ein weiterer Grund für die Schliessung ist der Fachkräftemangel. Der besteht auch in Zukunft.
Es ist eine Illusion, zu meinen, dass die Angestellten, die aus den Medien über die Schliessung erfahren haben, alle bei der Insel Gruppe bleiben. Es ist ein freier Markt, die Ärzte und Ärztinnen sind überzeugt, dass ihre Teams mit ihnen bleiben werden.
Es bleibt sehr wenig Zeit, wir müssen schnell entscheiden. Der Vorschlag ist von den Ärztinnen aus dem Spital Münsingen und den Hausärzten aus der Region gekommen. Wir verschicken noch einen offenen Brief an Regierungsrat Pierre Alain Schnegg und an die Insel Gruppe.
Worum geht es in diesem offenen Brief?
28 Gemeindepräsidenten und -präsidentinnen aus der Region Bern-Ost haben den Brief unterschrieben. Wir betonen, dass im Einzugsgebiet 60'000 Menschen leben. Das sind Leute, die auf die medizinische Versorgung vor Ort angewiesen sind. Wir fordern die Insel Gruppe auf, mit der Betriebsgesellschaft Verhandlungen für die Übernahme der Liegenschaften aufzunehmen.
Wie soll das Spital künftig finanziert werden, wie hoch soll das Jahresbudget sein?
Das kann ich nicht sagen. Wir sind an einem Punkt, wo es darum geht, Lösungen zu suchen.
Wie gross ist die Chance, dass es in Münsingen auch künftig ein Spital gibt?
Das hängt davon ab, ob mit der Insel Gruppe eine Lösung gefunden werden kann. Die Ärzteschaft mutet sich das zu und die Finanzierung ist gesichert. Es geht vor allem um die Immobilien. Die Liegenschaft des Spitals Münsingen gehört dem Kanton Bern.
[i] Der Verwaltungsrat der neu gegründeten Spital Münsingen AG setzt sich wie folgt zusammen: Prof. Dr. med. Andreas Arnold, VR-Präsident, Belegarzt HNO am Spital Münsingen, Dr. med. Alexander Stibal, Belegarzt Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Samuel Haldemann, Rechtsanwalt und KMU-Spezialist sowie der Münsinger Ökonom Reto Flück.
Das Aktionariat werde vorerst durch die Belegärzte des Spitals gebildet. Zahlreiche Hausärztinnen und Hausärzte sowie namhafte Investoren aus der Region hätten ihr starkes Interesse signalisiert und ihre Unterstützung zugesagt.
[i] Das Spital Münsingen wurde 1879 gegründet und beschäftigt rund 200 Angestellte. Das Angebot umfasst: Unfallchirurgie, Narkosemedizin, Frauenmedizin, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Innere Medizin, Herzmedizin, Magen-Darm-Heilkunde, Neurochirurgie, Onkologie, Orthopädie, Röntgenabteilung und einen Notfall- und Rettungsdienst. Im letzten Jahr wurden 2234 stationäre Patientinnen und Patienten betreut, wovon 1396 Eintritte via Notfall erfolgten. Dazu kamen 10'400 ambulante Besuche, davon 5657 notfallmässig.
[i] Folgende Gemeinden haben den offenen Brief unterschrieben:
Allmendingen, Arni, Biglen, Bowil, Brenzikofen, Freimettigen, Gerzensee, Grosshöchstetten, Häutligen, Herbligen, Jaberg, Kiesen, Kirchdorf, Konolfingen, Landiswil, Linden, Mirchel, Münsingen, Muri, Niederhünigen, Oberdiessbach, Oberhünigen, Oberthal, Oppligen, Rubigen, Walkringen, Wichtrach, Zäziwil