Bar- und Pubfestival: Das Wichtracher Partyvolk feierte anständig

Am Samstag startete in Wichtrach das beliebt-berüchtigte Bar- und Pubfestival in der Sagibachhalle. Die Organisatoren reagieren auf die Kritik der vergangenen Jahre und setzen auf Sicherheitspersonal im Dorf, erhöhte Alterslimiten bei den Gästen und mobile Toiletten. Ein Augenschein vor Ort – auf der Suche nach pinkelnden Pubfestbesuchern, zerstörten Blumenbandeli und Alkoholleichen.

Claudia Salzmann, Berner Zeitung

«Ich bin Bierminator», posaunt ein junger Mann im letzten Zug  von Bern nach Wichtrach. Seine Begleiter lachen, und sie steigen aus. Es ist kurz nach Mitternacht, sie gehören zu den letzten Besuchern des Bar- und Pubfestivals in Wichtrach. Die meisten treffen schon gegen 21 Uhr in der Sagibachhalle ein, um möglichst wenig des bekannten Events zu verpassen.

        

Im Dorf herrscht bereits Nachtruhe. Nichts deutet darauf hin, dass derzeit das «grösste Frühlingsfest der Region» stattfindet. Einzig die mobilen Toiletten am hinteren Ausgang sind ein Indikator dafür.

        

Ausgerüstet mit Bier, machen sich die Besucher auf den viertelstündigen Marsch zur Halle, quer durchs ruhige Quartier, vorbei an schlafenden Anwohnern. Nicht jeder schaffte den Weg in früheren Jahren ohne Pinkelpause bis zum Ziel. Auf dem Hin- und Rückweg wurde munter in Vorgärten gepinkelt, aber auch Pflanzen wurden ausgerissen und Bierflaschen deponiert, was bei den Anrainern für Unmut sorgte. Heuer, wie bereits im letzen Jahr, ist der Weg von Sicherheitspersonal flankiert, das aber um diese Zeit nichts zu tun hat.

        

In der Sagibachhalle ist das Fest in  vollem Gang. 28 Bars buhlen um die junge, zumeist männliche Kundschaft. Man kommt hierher, um Bekannte zu treffen, zu tanzen, zu flirten – oder um zu trinken. Oder alles zusammen. Bierselig schwankt man zwischen den Bars hin und her. Vier Stunden lang wird hier schon gebechert, das Getümmel hat sich etwas gelegt. Alkoholleichen sucht man vergeblich, einzig ein Gast sitzt draussen auf dem Boden und wird von seiner Begleiterin betreut. Der «Bierminator» hat sich ein Bier an der Bar bestellt. «Nach einigen Jahren finde ich das Fest eigentlich langweilig», erklärt der Wichtracher. Aber nun sei er halt trotzdem hier. Lacht und nimmt einen Schluck Bier. Von den Problemen entlang der Marschroute hat der 22-Jährige gehört. Das Hauptproblem seien die 16-Jährigen, die keine Kontrolle hätten. Hier hat die Organisation angesetzt und auf dieses Jahr das Eintrittsalter auf 18 Jahre erhöht. Ein Blick in die Halle lässt vermuten, dass die Alterskontrollen am Eingang durchgeführt wurden und keine Minderjährigen  hier sind.

        

Während sich die Wege zwischen den Bars – darunter auch die Blue Bar des Blauen Kreuzes – lichten, ist auf der Tanzfläche mächtig was los. Auch vor  Ort ist Hansruedi Blatti, der Gemeindepräsident. Am Sonntag bilanziert er: «Es war ein friedliches Partyvolk.»  Blatti hat den Eindruck, dass die Leute ruhiger seien und nicht wie in anderen Jahren schon betrunken und mit Bierkisten unter dem Arm ankamen. Auch habe er bis am frühen Sonntagnachmittag keine Beschwerden von Anwohnern erhalten. Jürg Ritz, Sagibach-Leiter und Festivalorganisator, hat ebenfalls keine Zwischenfälle zu vermelden.

        

Um 3.30 Uhr machen die Bars in der Sagibachhalle Schluss. Moonliner und Extrabusse bringen die Pubfestbesucher nach Hause. Oder ins Berner Nachtleben, wo es zumindest in der Innenstadt keine Blumenbandeli zu zerstören gibt. Drei weitere Samstage wird das Fest durchgeführt. Danach müssen die Anwohner nicht mehr auf Anstand und gute Blasen hoffen. Bis nächstes Jahr.


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Erstellt: 07.04.2014
Geändert: 07.04.2014
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