Bächumatt Worb: Die stille Landreserve ist weg

Mit dem Nein des Bauern, dem das Land in der Bächumatt gehört, entgeht Worb das letzte grössere Gebiet, das es hätte einzonen können. Nun muss der Gemeinderat über die Bücher.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Um rund 50 Personen pro Jahr soll Worb wachsen. So steht es in den Legislaturzielen der Gemeinde. Dafür braucht es Wohnungen. Schon allein, um die Bevölkerungszahl zu halten, wären 30 neue Wohnungen pro Jahr nötig - der Grund ist der laufend steigende Platzbedarf von Herr und Frau Schweizer sowie kleinere Familien und immer mehr Singlehaushalte.

 

Warum Worb wachsen muss? Die Gemeinde müsse ihre Infrastruktur unterhalten, so Gemeindepräsident Niklaus Gfeller. «Wenn die Bevölkerungszahl sinkt, gehen die Steuern rauf. Wenn sie steigt, verteilen sich die notwendigen Ausgaben auf mehr Personen.»

 

Kaum noch Bauland

Nur: In Worb ist mehr oder weniger überbaut, was überbaut werden kann. Baulandreserven gibt es kaum noch, schon gar nicht grössere, zuammenhängende Flächen. Eine Fläche, die Worb noch hätte einzonen können, war die Bächumatt, das Landwirtschaftsland zwischen der Richigenstrasse und dem Wilsebach. Das Gebiet war vom Kanton als «Vorranggebiet Siedlungserweiterung» definiert - als einziges in Worb.

 

Diese Reserve ist nun dahin. Wie Niklaus Gfeller an der letzten Gemeindeparlamentssitzung mitteilte, ist der Eigentümer nicht daran interessiert, sein Land einzuzonen. Seine Nachkommen wollen auf dem Land bauern. «Es war eine klare Ansage, die wir so zu akzeptieren haben», sagt Gfeller. 

 

Für die Landwirtschaft und gegen das Geld

Der Landeigentümer Beat Moser verzichtet damit auf viel Geld. Eingezontes Bauland hätte er teuer verkaufen oder im Baurecht abgeben können. «Ja, das ist so» sagte er letzte Woche der Berner Zeitung BZ, «es ist ein Entscheid für die Landwirtschaft und gegen das Geld.»

 

Worb hat damit ein Problem, das die Nachbargemeinden Grosshöchstetten und Vechigen nicht in dieser Schärfe kennen. Dort wächst die Bevölkerung stärker und sind grössere Überbauungen in Arbeit. Warum, steht ebenfalls in dem BZ-Artikel. Demnach haben die beiden Gemeinden noch Bauland eingezont, bevor 2014 das neue Raumplanungsgesetz in Kraft trat, mit dem für Einzonungen strengere Auflagen gelten.

 

In Worb wurde 2013 eine Ortsplanungsrevision abgelehnt. In der Neuauflage, die 2022 angenommen wurde, musste sich die Gemeinde bereits an die neuen Bestimmungen halten.

 

«Eine Möglichkeit wäre, höher zu bauen»

Für den Gemeinderat von Worb bedeutet der Wegfall dieser stillen Landreserve, dass er nochmal über die Bücher muss. "Es gibt noch kleine Lücken, auf denen gebaut werden kann. Aber die sind am schwinden", sagt Gfeller. «Eine Möglichkeit wäre, höher zu bauen.» Der Widerstand dagegen ist allerdings in den meisten Fällen gross. Der Gemeinderat habe deshalb beschlossen, die Worber Siedlungsentwicklung neu zu überdenken, so Gfeller. Dazu werde sicher auch der Kanton frühzeitig einbezogen.

 

Vorgesehen sei auch, die Bevölkerung miteinzubeziehen. "Wir haben bei der letzten Ortsplanungsrevision gute Erfahrungen gemacht mit öffentlichen Workshops für alle interessierten Personen und Parteien. Die erste Frage wird sein: 'Wie will sich Worb entwickeln?' Stimmen die angestrebten plus 50 Personen noch reicht es, wenn die Bevölkerungszahl gehalten wird?»


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Erstellt: 06.04.2023
Geändert: 06.04.2023
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