Autobahnausbau: Bottisgrab und Brücken-Vögel müssen zügeln

Die Gemeinde Bolligen will Mitsprache, wenn es um die Verlegung des Bottisgrabs geht. Auch die drei Vögel, die auf einer Autobahnbrücke in Bolligen sitzen gehören der Bern-Ost-Gemeinde.

pd/abu, info@bern-ost.ch
Im Rahmen des Projektes Engpassbeseitigung Bern-Nord des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) wird die Autobahn A1 im Abschnitt Wankdorf - Schönbühl voraussichtlich von sechs auf acht Spuren ausgebaut. Momentan befindet sich das "generelle Projekt" in der Vernehmlassung, deren Ergebnisse sollen in die weitere Planung einfliessen.

In Ihrer Vernehmlassungsantwort unterstützt die Gemeinde Bolligen das Ausbauprojekt im Grundsatz, wie sie in einer Medienmitteilung schreibt. Zwei Anliegen hat sie aber präventiv deponiert: Sie wünscht ein Mitspracherecht bezüglich der notwendigen Verlegung des Bottisgrabs und erinnert als Besitzerin der Kunstinstallation "Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit nicht mehr wissend wohin sie nun fliegen sollen" daran, dass die drei Vögel an prominenter Lage zu erhalten seien.

Riese Botti machte Politikern Vorwürfe

Botti war gemäss Legende ein freundlicher Riese, der zusammen mit seiner Schwester in einer Höhle im Grauholz hauste. Aus Verbitterung darüber, dass die Menschen ihn fürchteten statt liebten, grub er sein eigenes Grab, in das er sich legte und starb. Die beiden Steine, die heute als "Bottisgrab" gelten, trug demnach seine Schwester heran und legte sie zu seinen Füssen und zu seinem Kopf.

Nachdem das Grab dem Bau der A1 im Grauholz weichen musste, bekam die Legende eine Fortsetzung: Er sei an der Eröffnung des Autobahnabschnitts aufgetaucht und habe den anwesenden Politikern Vorwürfe gemacht, weil die Grabverlegung seine Totenruhe gestört habe. Seither räche er sich mit den vielen tödlichen Unfällen, die es auf dem Autobahnabschnitt gibt, und mit Stau, den er auslöse, indem er seine Füsse auf die Autobahn lege.

"Botti war ein Lieber"

Angst, dass Botti die neuerliche Verlegung schlecht aufnehmen und seine Rache verstärken könnte, habe sie nicht, sagt Kathrin Zuber, Gemeinderätin von Bolligen auf Anfrage. Die Rachelegende passe auch nicht zu dem Riesen, wie er in der ursprünglichen Legende gezeichnet war. "Alle sagen: Botti war ein Lieber." Wo sein Grab dereinst hin soll, weiss man in Bolligen noch nicht. Die Verlegung soll aber sorgfältig geplant und realisiert werden und das Grab attraktiv gestaltet und gut zugänglich gemacht werden, schreibt der Gemeinderat.

Das zweite Kulturgut, das Bolligen retten möchte, sind die drei Vögel, die auf der Autobahnbrücke Grauholz sitzen. "Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit nicht mehr wissend wohin sie nun fliegen sollen", heisst das Werk des Schweizer Künstlers Hans Thomann. Es gehört der Gemeinde Bolligen, auf deren Boden auch die Brücke steht. Die Brücke wird im Rahmen des Autobahnausbaus abgerissen.

Keine Kunst auf Autobahnbrücken?

Gemäss Konzept des Künstlers verlangten die Vögel nach einer möglichst prominenten Lage, heisst es in der Medienmitteilung.  Auch hier hat die Gemeinde noch keine Idee, wo der neue Platz für die drei Vögel sein soll. "Auf Autobahnbrücken ist Kunst eigentlich nicht erwünscht", so Zuber. Die Eingabe habe man deshalb eher präventiv gemacht. "Damit die Vögel dann nicht einfach verreisen. Oder wegfliegen."

[i] Mehr Infos zur Legende des Riesen Botti auf der Website des Vereins Nubis (Natur & Umwelt Bolligen-Ittigen-Stettlen)...

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Erstellt: 15.10.2017
Geändert: 15.10.2017
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